Interview

„AM ANFANG WAR ES EINE SCHNAPSIDEE“

Stefan und Heike Alles, Inhaber der Spirituosenfabrik Fritz Scheller in Bad Homburg, haben ein wahres Schätzchen mit langer Tradition wieder zum Leben erweckt: Gin nach einem alten Apothekerrezept. Doch das ist bei weitem nicht alles, was uns die Räumlichkeiten zu erzählen haben.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE: Sie sind Spirituosenfabrikant. Seit wann üben Sie diesen Beruf aus und was fasziniert Sie daran?

Stefan Alles: Ich übe diesen Beruf seit über 20 Jahren aus, als Quereinsteiger. Mein früheres Leben sah anders aus, war bunter und internationaler, hatte mit der Werbung zu tun. Dann habe ich mir gedacht, jetzt muss ich mal etwas Anständiges, Bodenständiges machen und da kam mir die Firma Scheller sehr gelegen, wobei es zunächst eine Spinnerei war, eine Schnapsidee. Die Idee kam über ein Bad Homburger Produkt, der Reichs Post Bitter. Den hat man in altehrwürdigen Gaststätten entdecken und bestellen können. Und so fing meine Recherche an.

Sie haben die Manufaktur 1996 gemeinsam mit ihrer Frau übernommen. Kennen Sie die Geschichte dieser Manufaktur?

Inzwischen immer besser, vor allem weil ich mich sehr dafür interessiere, jeden danach befrage und alles sammle, was mit dem Reichs Post Bitter und der Geschichte in Bad Homburg zu tun hat.

Früher gehörte die Manufaktur der Familie Scheller. Was wissen Sie über die Familie?

Die Familie Scheller waren Hoteliers aus Bad Homburg. Sie besaßen einige große Häuser, Hotels und Gaststätten. Dazu gehörte auch, dass man seine Produkte selbst produzierte. Fritz Scheller ist dann sehr in den Alkohol- und Spirituosenbereich gegangen, hat sein eigenes Bier produziert und dann in der Destilliere über 50 verschiedene Produkte im Spirituosenbereich produziert. 

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Angefangen hat das Projekt 1843. Aber er hat das Ganze nicht allein auf die Beine gestellt. Wer hat Fritz Scheller bei seinem Vorhaben unterstützt?

Der Hotelier und Gastwirt und meiner Meinung nach auch Visionär Fritz Scheller wollte sehr gute Produkte für die unterschiedlichste Kundschaft herstellen. Es kam dann beispielsweise die Idee auf, als das englische Königspaar zu Besuch in Bad Homburg war, Spirituosen herzustellen, die die Engländer gerne mochten, siehe Gin. Bei den Franzosen war es beispielsweise der Cognac. Unter Fritz Scheller gab es die erste Taunus-Cognac-Brennerei. Die Rezepte und Ingredienzien konnte natürlich nur einer machen und das war der Apotheker in Bad Homburg. Mit Herrn Hoffmann von der Engel-Apotheke hat Fritz Scheller die Ingredienzien, die Rezepte für die ganzen Spirituosen entwickelt.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Spezialitäten wieder aufleben zu lassen?

Das hat sich quasi aufgedrängt. Um eine Tradition wieder zu beleben und auch weiterzuführen, muss man in die Tat gehen. Man kann dann nicht nur theoretisieren, gerade bei solchen schönen und geschmackvollen Produkten. Man muss es dann auch einfach machen. Wir haben die alten Brennmeister aktivieren können, die in der Firma Scheller gearbeitet haben und haben mit denen Workshops veranstaltet. Ich habe ihnen entlockt, was alles produziert wurde und wie, habe mir dann alles aufgeschrieben. Die Maschinen hatte ich inzwischen instand setzen lassen, Destillen besorgt, aufgebaut und repariert und dann ging es los.

Wie sind Sie an die Originalrezepturen gelangt?

Einige Hauptrezepte lagen vor, die wurden immer vorab geschrieben. Aber die meisten und auch interessantesten habe ich aus einem alten Buch. Das ist der Schatz der Firma. Hier stehen handgeschrieben alle Rezepte und vor allem auch die Tricks und Kniffe und Inhaltsstoffe, wie sie zu verwenden sind. Wir haben das Original fotografiert, damit man nicht immer blättern muss und dabei sind sehr viele interessante Sachen aufgetaucht. Nach diesen alten Rezepten machen wir heutzutage nach handwerklicher Art und Weise unsere Produkte.

„„Am Anfang war es eine Schnapsidee“”

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