Ältere Frau sitzt auf einer Schaukel und wird von ihrem Partner angeschubst© jacoblund / iStock / Getty Images Plus
Auch im Alter kann man aktiv etwas gegen den Alterungsprozess tun durch gezielte Ernährungsstrategien und Bewegung.

Alterungsprozess

GESUND ALTERN DURCH BEWEGUNG

Der Körper verändert sich im Alter. Die Muskelmasse nimmt ab, das Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiko steigt - die Lebensqualität verringert sich. Doch auch im Alter kann man aktiv etwas gegen den Alterungsprozess tun. Gezielte Ernährungsstrategien und Bewegung wirken sich auch im höheren Alter positiv aus wie eine neue Studie zeigt.

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Wir Deutschen werden immer älter. Die Zahlen des statistischen Bundesamts zeigen, dass rund jeder Fünfte mindestens 65 Jahre alt ist. Der Anteil der über 80-Jährigen liegt bei etwa sieben Prozent. Das sogenannte Inflammaging, auch Entzündungsaltern genannt, trägt unter anderem dazu bei, dass die Muskelfunktion im Alter abnimmt. 

Bereits in früheren Untersuchungen wurde deutlich, dass chronisch entzündliche Prozesse den Abbau von Proteinen fördern und Wachstumsfaktoren hemmen. Dies hat wiederum zur Folge, dass eine verringerte Muskelkraft und Muskelleistung bei älteren Menschen eintritt. Mit zunehmenden Alter steigt hierdurch die Sturzanfälligkeit und so letztlich Morbidität und Mortalität.

Inflammaging
Darunter versteht man die altersbedingte Zunahme eines chronischen Entzündungszustandes im gesamten Körper. Ein solcher Zustand ist durch erhöhte Entzündungsmarker im Blut gekennzeichnet und bringt eine hohe Anfälligkeit für chronische Erkrankungen, Behinderung, Gebrechlichkeit und vorzeitigen Tod mit sich. Zu den Faktoren, die ein solches Inflammaging hervorrufen können, zählen oxidativer Stress, Veränderungen in der Signalübertragung zwischen Zellen und der Verlust der Teilungsfähigkeit von Zellen (Seneszenz) mit zunehmendem Alter. Ein solcher chronischer Entzündungszustand ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Typ-2-Diabetes, Krebs, Depressionen und Demenz.
 

Welchen Einfluss haben Sport und gezielte Ernährungsstrategien?

Ulrike Haß und ihr Team vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) wollten wissen, wie man diesem Prozess entgegenwirken kann. Hierfür untersuchten die Forscher*innen, welchen Einfluss eine protein- und omega-3-reiche Ernährung in Kombination mit regelmäßiger körperlicher Aktivität auf die Muskelleistung und das Inflammaging bei älteren Erwachsenen hat.

Das Studiendesign sah eine achtwöchige, randomisiert-kontrollierte Interventionsstudie vor, mit gesunden Probanden aus dem Potsdamer Umland, in einem Alter zwischen 65- und 85 Jahren. Alle Teilnehmer*innen bekamen ein aufbauendes Trainingsprogramm für zu Hause, das aus einem angeleiteten Vibrationstraining und selbständigen Kraftübungen bestand. Bezüglich der gezielten Ernährung während der Studie wurden die Proband*innen mittels Zufallsprinzip einer von drei Ernährungsinterventionen zugeordnet. Die erste Gruppe erhöhte ihre tägliche Proteinzufuhr (1,2-1,5 g Protein pro kg Körpergewicht) mithilfe eines Molkenproteinpräparates und nahm zusätzlich täglich ein omega-3-reiches Algenöl (2195 mg Omega-3-Fettsäuren) zu sich. Die Teilnehmer*innen der zweiten Gruppe erhielten auch das Molkenproteinpräparat, aber kein Algenöl. Die dritte Gruppe hatte das Forscherteam als Kontrollinstanz vorgesehen, die die gewohnte Ernährung ohne zusätzliche Präparate beibehielt. Alle Teilnehmer*innen der Studie hatten die Aufgabe, während des Interventionszeitraums Ernährungsprotokolle und Trainingstagebücher zu führen. 

Für das Sportprogramm, ein sogenanntes Vibrationstraining, mussten die Probanden einmal pro Woche das Studienzentrum aufsuchen. Neben diesem Training hatten die Teilnehmer*innen die Aufgabe, zu Hause dreimal pro Woche ein 45-minütiges Training bestehend aus beispielsweise Kniebeugen, wiederholtem Aufstehen von einem Stuhl und Bauchmuskeltraining durchzuführen. Das Programm sah eine leichte wöchentliche Steigerung vor. Um festzustellen, ob es Veränderungen bei der Muskelfunktionalität und Muskelkraft gab, wurden die Teilnehmer*innen mithilfe von verschiedenen Tests wie beispielsweise dem traditionellen und alltagsnahen Stuhl-Aufsteh-Test am Anfang und Ende der Untersuchung bewertet. Für die finale Analyse wurden die Daten von 32 Frauen und 29 Männern herangezogen, die die Studie abgeschlossen hatten.
 

Männer schneidet deutlich besser ab

„Wir stellten fest, dass Vibrationstraining und Heimtraining in Kombination mit einer proteinreichen und omega-3-angereicherten Ernährung in unserer Studiengruppe vor allem bei den Männern die Muskelleistung verbesserte und die Inflammationswerte reduzierte“, sagte Ulrike Haß. Eine proteinreiche Ernährung sorgte insgesamt für eine höhere Beinkraft und verbesserte Zeiten beim Stuhl-Aufsteh-Test. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Sport und Ernährungsstrategien auch im höheren Lebensalter noch relevant, umsetzbar und effektiv sind“, erklärt Kristina Norman, Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie am DIfE und Betreuerin der jungen Wissenschaftlerin Ulrike Haß.

Das Forscherteam möchte nun in weiteren Studien die molekularen Veränderungen der Skelettmuskulatur detaillierter betrachten. Des Weiteren wollen sie auch einen Blick auf die Wirkung pflanzlicher Proteine werfen und einen Vergleich mit dem in dieser Studie verwendeten Molkenprotein ziehen. Es soll zudem künftig möglich sein, auch ältere Menschen mit Typ-2-Diabetes anhand des vorliegenden Studienprotokolls zu untersuchen. 

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
 

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