Mann mit Bauchschmerzen und Sodbrennen© PCH-Vector / iStock / Getty Images Plus
Sodbrennen ist ein wiederkehrender Begleiter vieler Menschen mit Adipositas oder Übergewicht. Hilft womöglich eine Magenverkleinerung, das Brennen in der Speiseröhre dauerhaft zu stoppen?

Adipositas-Operation

SODBRENNEN VOR UND NACH MAGENVERKLEINERUNG

Viele adipöse Menschen leiden an häufigem Sodbrennen. Kann eine Gewichtsreduktion zur Verbesserung der Symptome führen? Und was passiert, wenn sich der Betroffene für eine bariatrische Operation entscheidet?

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Die Magensäure ist wichtig für die Verdauung der Nahrung und sorgt dafür, dass unerwünschte Bakterien abgetötet werden. Wird zu viel Magensäure produziert, steigt der saure Mageninhalt nach oben in die Speiseröhre, was als Brennen hinter dem Brustbein zu spüren ist. Dieses Symptom wird als Sodbrennen bezeichnet. Tritt dies häufiger auf, spricht man von einer Reflux-Erkrankung.

Grund dafür kann auch eine Schwächung des Magenschließmuskels sein, der normalerweise ein Aufsteigen von Mageninhalt nach oben verhindert. Begünstigt wird Sodbrennen durch eine ungünstige Lebensmittelauswahl, hohe Stresspegel, Schwangerschaft oder Übergewicht. So fördern sehr süße und fettige Speisen das Sodbrennen.

Eine Option bei starker Adipositas: Magenverkleinerung

Die Leitlinie der European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN) „Zur Behandlung von Adipositas mit Magen-, Darm- und Lebererkrankungen“ von 2022 hat verschiedene Empfehlungen zum Thema Reflux-Erkrankungen und Übergewicht ausgesprochen. 

Unter anderem werden folgende Empfehlungen genannt: Bei Patienten mit gastroösophagealem Refluxsymptomen und Übergewicht oder Adipositas sollte eine Gewichtsreduktion bevorzugt durch eine Veränderung des Lebensstils einschließlich einer Ernährungsumstellung sowie erhöhter sportlicher Aktivität erreicht werden. Wenn konservative Methoden zur Gewichtsreduktion nicht zum Ziel führen, kann eine bariatrische Operation in Betracht gezogen werden.

Bei einigen Patienten mit Adipositas und Sodbrennen kann eine bariatrische Operation zu einer Verbesserung oder sogar zur vollständigen Beseitigung von Sodbrennen führen. Dies kann auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein. Erstens führt die Gewichtsabnahme nach der Operation zu einer Verringerung des Drucks auf den Magen und den unteren Ösophagus-Muskel, der den Magen vom unteren Ende der Speiseröhre trennt. Ein reduzierter Druck kann den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verringern. Zweitens kann sich die Anatomie des Verdauungstrakts nach der Operation ändern, was ebenfalls dazu beitragen kann, Sodbrennen zu reduzieren.

Bei einigen Patienten kann es jedoch nach einer bariatrischen Operation zu einer Verschlechterung des Sodbrennens kommen. Dies kann verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel können bestimmte Verfahren wie der Schlauchmagen (Sleeve-Gastrektomie) den Druck auf den unteren Ösophagus-Muskel erhöhen und damit den Rückfluss von Magensäure begünstigen. Außerdem kann die schnellere Passage der Nahrung durch den veränderten Verdauungstrakt zu einer erhöhten Säureproduktion führen. 

Ein Fallbeispiel

Eine Ernährungsumstellung sowie Stressreduzierung half auch Herrn Subic (Name geändert) bei seinen Beschwerden mit dem sauren Aufstoßen. Herr Subic ist 40 Jahre alt und hat einen BMI von 45. Er ist Betriebsleiter in einer Kantine und sein Alltag war immer sehr stressig.

Tagsüber nahm er sich vor der Ernährungstherapie keine Zeit zum Essen und verzehrte unachtsam seine Nahrung nebenbei. Zwischendurch gab es ein Brötchen mit Wurst oder Kleinigkeiten aus der Kantine. Spät abends folgten der Heißhunger und eine große, fettige Mahlzeit kurz vor dem Schlafen, die in hohem Esstempo verzehrt wurde. Herr Subic rauchte und am Wochenende wurde beim Fußballgucken Bier getrunken. Diese Verhaltensweisen führten dazu, dass Herr Subic regelmäßig Sodbrennen wahrnahm und auch mal den Protonenpumpeninhibitor (PPI) Pantoprazol einnahm.

Herr Subic absolvierte im Multimodalen Konzept (MMK) zur bariatrischen Operation eine Ernährungstherapie und lernte dort den Zusammenhang zwischen Essverhalten, Stress, Rauchen, Alkohol und Sodbrennen sehr gut. So konnte Herr Subic viele Verhaltensweisen verbessern, die positiven Einfluss auf das Sodbrennen hatten. Tagsüber plante er Mahlzeiten ein, um abends nur noch eine kleine Portion zu verzehren. Er reduzierte seine Essgeschwindigkeit, wählte gut verträgliche Lebensmittel und trank stilles Wasser. Zur Operationsvorbereitung war es sein Ziel, einen Nicotinentzug zu erreichen und das Rauchen nach Möglichkeit ganz aufzugeben. Herr Subic konnte zum Ende des MMKs Pantopazol stark reduzieren.

Er schaffte es, sein Essverhalten zu verändern und ihm gelang auch der Nicotinverzicht während des MMKs. Sein Körpergewicht konnte er allerdings nicht reduzieren. Er erreichte lediglich Gewichtsstagnation und war froh, dass es durch den Nicotinentzug nicht zur Gewichtssteigerung kam. Daher entschied er sich für eine bariatrische Operation, die nach der Roux-Y-Bypass-Methode durchgeführt wurde. 

Bei der Roux-Y-Bypass-Methode wird der obere Teil des Magens umgangen und eine direkte Verbindung zwischen dem verbleibenden kleinen Magen und dem Dünndarm hergestellt. Dadurch wird der Kontakt zwischen der Magensäure und der Speiseröhre reduziert, was den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verringern kann. Auch die Gewichtsabnahme, die nach einer bariatrischen Operation zu erwarten ist, kann generell zu einer Verminderung des Sodbrennens führen.

Die allgemeinen Ernährungs- und Verhaltensempfehlungen bei Sodbrennen gelten auch für magenoperierte Menschen. Hinzu kommt, dass Operierte häufig wesentlich empfindlicher reagieren als Nicht-Operierte. Nicotinverzicht, Stressreduktion, stilles Wasser, das achtsame Essverhalten und gut verträgliche Lebensmittel zu essen, sind essenziell. Direkt nach der bariatrischen Operation wird ein PPI wie Pantoprazol empfohlen, und zwar für vier bis sechs Wochen zur Prophylaxe eines Magengeschwürs. 

Da Herr Subic sich schon vor der Operation mit seinem Essverhalten beschäftigt hatte und viele ungünstige Verhaltensweisen eingestellt hat, kann er nun durch den Roux-Y-Bypass sehr gut abnehmen und bezüglich Reflux-Syndrom beschwerdefrei werden. Herr Subic wird voraussichtlich sehr von der bariatrischen Operation profitieren.

Unsere Autorin Sabrina Thaden ist Ernährungstherapeutin. Mehr zu ihrer Person und ihrem fachlichen Hintergrund finden Sie unter https://nutrition-master.de/

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