E-Learning: Neurodermitis
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Trigger, Basispflege, Stufenplan – alles über Neurodermitis

Neurodermitis ist mehr als eine Hautkrankheit, sie schränkt die Lebensqualität der Betroffenen massiv ein. In der Apotheke können Sie mehr leisten, als Rezepte beliefern. Hier finden Sie das Hintergrundwissen für Beratungsgespräche.

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Trockene Haut bei Neurodermitis

Unsere Haut ist eine lebendige Grenze. Sie balanciert permanent zwischen Nachwachsen und Absterben, zwischen nützlichen und schädlichen Keimen, zwischen Einflüssen aus dem Körperinneren und der Außenwelt. Kippt diese Balance, kommt es zu Beschwerden oder Erkrankungen wie trockener Haut und Neurodermitis.

Fehlt der Haut Feuchtigkeit (Xerodermie), wird sie schuppig, rissig und rau. Auch Rötungen und Juckreiz können dann auftreten. Ist die Gesichtshaut betroffen, wirkt der Teint fahl. Spröde Haut kann ihre Barrierefunktion nicht mehr richtig erfüllen. Sie ist anfälliger für Irritationen und Infektionen – außerdem lässt sie mehr Wasser aus der Haut entweichen, was die Barriere weiter schwächt.

Eine gute Basis

Ziel der Pflege ist es, die Haut mit den fehlenden Lipiden sowie Feuchtigkeit zu versorgen. Eine hochwertige und individuell passende Basispflege stärkt die Hautbarriere, verlängert die schubfreien Phasen und verkürzt akute Neurodermitis-Schübe

 Die S3-Leitlinie empfiehlt eine dauerhafte und regelmäßige Basispflege mit Emollenzien oder sogenannten Emollenzien plus. Für Kinder ist die Basispflege bis zu einem Alter von zwölf Jahren verschreibungsfähig, für ältere Betroffene nicht.

  • Emollenzien sind Zubereitungen zur Anwendung auf der Haut, die möglichst Moisturizer wie Harnstoff, Propylenglykol oder Glycerol enthalten.
  • Emollenzien plus enthalten zusätzlich Wirksubstanzen, die jedoch nicht pharmakologisch aktiv sind – also keine Arzneimittel.

Besonders geeignet sind Produkte mit Nachtkerzen- oder Traubenkernöl mit ihren Omega-6-Fettsäuren, die die Hautbarriere stärken. Auch Ceramide eignen sich gut. Glycerol und Harnstoff binden Feuchtigkeit in der Haut, Harnstoff wirkt zudem der Verhornung entgegen. Er kann im akuten Schub allerdings brennen, deshalb sollten Neurodermitiker*innen, die sich für eine harnstoffhaltige Basispflege entscheiden, ein zweites, harnstofffreies Produkt für akute Phasen bereithalten.

Grundlagen auf Erdölbasis wie Vaselin oder Paraffin sind ungeeignet. Sie hinterlassen einen wasser- und luftundurchlässigen Film auf der Haut. Dieser Okklusionseffekt behindert die Selbstregulation der Haut und kann sie weiter aus der Balance bringen.

Als erwiesen nützliche Emollenzien Plus listet die Leitlinie

  • Flavonoide wie Licochalcon A
  • Saponine
  • Riboflavine aus proteinfreien Junghaferextrakten
  • bakterielle Lysate aus Aquaphilus dolomiae oder Vitreoscilla filiformis oder
  • ein synthetisches Derivat von Menthol, wie Menthoxypropandiol.

Mikronisiertes Silber wirkt antimikrobiell und ist somit gut geeignet, Infektionen mit Staphylococcus aureus vorzubeugen – entweder als topische Zubereitung oder auch als Silberfäden in der Kleidung.

Wie reichhaltig darf’s bei Neurodermitis sein?

  • Auch in den chronischen, nichtakuten Intervallen ist die atopische Haut trocken, verhornt und neigt zu Einrissen. Sie benötigt dann eine Wasser-in-Öl-Emulsion (W/O), die rückfettet und vor Feuchtigkeitsverlust schützt.
  • Im akuten Schub und bei heißen oder schwülen Wetterbedingungen sind O/W-Lotionen zu bevorzugen, da sich unter fetthaltigen Cremes und Salben die (Entzündungs-)Wärme staut, die die Haut zusätzlich reizt und den Juckreiz verstärkt.

Duschen, baden, waschen

Zur Reinigung empfehlen sich seifenfreie, pH-hautneutrale Syndets mit zugesetzter Lipidkomponente oder Reinigungsöle. Auch das Waschen allein mit Wasser ist empfehlenswert, um die Hautbarriere nicht zu stören. Wichtig sind moderate Wassertemperaturen – zu heißes Wasser reizt die Haut.

In der chronischen Phase sind Vollbäder nicht empfehlenswert. Sie weichen die Haut auf, trocknen sie aus und schwächen ihre Barriere. Im akuten Schub jedoch können tägliche, nicht zu heiße Bäder mit Ölzusatz den Juckreiz lindern. Anschließend wird die Haut vorsichtig trockengetupft.

Ein Schrank voller Cremes

Meist haben Betroffene eine ganze Auswahl verschiedener Basis- und Akutpflegen im Schrank stehen, mit denen sie auf den aktuellen Zustand ihrer Haut eingehen. In der Regel probieren sie sich auch durch die Produkte verschiedener Hersteller, bis sie eines finden, bei dem keine Unverträglichkeiten auftreten und mit dessen Haptik und Geruch sie sich anfreunden können.

Das Ausprobieren und die verschiedenen Basispflege-Produkte gehen ins Geld. Mit Pröbchen oder Abfüllungen aus dem Tester erweisen Sie Neurodermitiker*innen einen echten Gefallen.

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