Wundheilung fördern, Infektionen vermeiden
12 Minuten 100 Punkte
- 1Lernziele
- 2Was passiert bei einer Wunde?
- 3Wundheilungsphasen
- 4Akute und chronische Wunden
- 5Narben
- 6Wundheilungsstörungen
- 7Wunden versorgen
- 8Abschlussfragen
01. August 2025
Das sind die Phasen der Wundheilung
Nach einer Verletzung blutet die Haut häufig. Streng genommen gehört dieser Schritt nicht zur Wundheilung, ist aber dennoch wichtig. Denn dadurch wird die Wunde von Zellresten, Erregern und Dreck gereinigt und auf den anschließenden Verschluss vorbereitet.
Nach aktuellem Wissensstand laufen die Wundheilungsphasen nicht chronologisch ab, sondern überlappen sich.

Zuerst wird die Blutung gestoppt. Die dafür nötigen Prozesse werden unter dem Begriff Hämostase zusammengefasst. Während der Blutstillung (primäre Hämostase) ziehen sich die Gefäße zusammen und im Blut zirkulierende Thrombozyten verklumpen miteinander zu einem ersten Thrombus (Blutgerinnsel). Kleine Wunden bluten somit bereits nach wenigen Minuten nicht mehr. Die parallel aktivierte Gerinnungskaskade führt über verschiedene Wege zur Bildung eines Fibrinnetzes, das die Wunde fest umschließt. In diesem Netz verfangen sich weitere Blutzellen und bilden einen stabilen Thrombus aus (Blutgerinnung, sekundäre Hämostase).
In der nächsten Phase der Wundheilung findet die eigentliche Reinigung der Wunde statt. Die Gefäße weiten sich wieder und Immunzellen können einströmen. Die Wunde kann sich warm, geschwollen oder pochend anfühlen. Durch die lokal begrenzte Entzündung wird die Aktivität der Makrophagen, Leukozyten und Granulozyten gesteigert und weitere Immunzellen werden angelockt. Die Immunzellen eliminieren eingedrungene Erreger und befördern Zelltrümmer aus der Wunde. Dafür wird Wundsekret benötigt, ein sogenanntes Wundexsudat, das aus gefiltertem Blut besteht. Daher heißt diese Phase auch Exsudationsphase. Man könnte auch sagen: Die Wunde suppt.
Der Wundfluss lässt langsam nach und die Wunde erscheint rot glänzend und von Körnchen (Granula) durchwirkt: Der Körper ist in der Proliferations- oder Granulationsphase der Wundheilung angekommen. Das gespannte Fibrinnetz wird abgebaut und Fibroblasten bilden Kollagen. So wird die geschädigte Hautstelle nach und nach mit neuem Material aufgefüllt und die Wundränder nähern sich wieder an. Es bildet sich eine mit Quervernetzungen durchwobene Matrix, in denen sich Endothelzellen verfangen. So entstehen neue Kapillaren, die die Wundversorgung mit Blut und somit Nährstoffen sicherstellt. Diese Gefäßbäume erkennt man auch äußerlich an den feinen Granula der Wunde, die manchmal mit Eiter in der Wunde verwechselt werden.
In der Reparationsphase wird auch dieses Übergangsgewebe langsam wieder abgebaut und durch ein bleibendes, neues Epithelgewebe ersetzt. Diese Epithelisierungsphase kann Wochen in Anspruch nehmen und läuft parallel zur Remodellierungsphase. In dieser Phase der Wundheilung versucht der Körper den vorherigen Hautzustand so gut es geht wiederherzustellen. Dazu ziehen sich die Wundränder noch weiter zusammen und Kollagengewebe verschließt gemeinsam mit den Epithelzellen der obersten Hautschicht letzte Öffnungen. Es entsteht eine Narbe.