Wundheilung fördern, Infektionen vermeiden
12 Minuten 100 Punkte
- 1Lernziele
- 2Was passiert bei einer Wunde?
- 3Wundheilungsphasen
- 4Akute und chronische Wunden
- 5Narben
- 6Wundheilungsstörungen
- 7Wunden versorgen
- 8Abschlussfragen
01. August 2025
Große und kleine Wunden behandeln
Jede Wunde, unabhängig von der Größe und dem Umfang, sollte behandelt werden. So wird die Wundheilung gefördert und Infektionen verhindert. Diese Schritte können Sie Kund*innen mit unkomplizierten Alltagswunden immer empfehlen:
- 1. Reinigung
Auch wenn die Wunde sauber aussieht, sollte sie unter fließendem Wasser abgespült werden, um Schmutz und Fremdkörper zu entfernen. Spezielle Wundreinigungspräparate eignen sich im Alltag ebenfalls für kleine Wunden. Sie sind steril, enthalten bereits ein Wunddesinfektionsmittel und ein mildes Tensid zur Reinigung. Sterile Kochsalz- oder Ringerlösung eignet sich ebenfalls, vor allem bei größeren Wunden oder Verbrennungen oder wenn die Reinheit des Leitungswassers unklar ist.
Wann zum Arzt mit einer Wunde?
- Kann die Blutung auch nach 10 bis 15 Minuten nicht gestoppt werden
- Bei sehr tiefen Wunden oder bei auseinanderklaffenden Wundrändern
- Nach Bisswunden
- Sehr verschmutzte Wunden sollten professionell gereinigt werden, vor allem, wenn ein Fremdkörper feststeckt (Scherbe, Nagel oder ähnliches).
- Wenn sich Fieber nach einer Wunde entwickelt, das länger als vier Stunden anhält
- Bei unbekanntem oder nicht ausreichendem Impfschutz vor Tetanus
- Wenn eine Wunde nicht abheilt oder sich entzündet, das gilt auch für kleine Wunden.

- 2. Desinfektion
Damit umliegende Pilze, Viren oder Bakterien keine Chance haben, sollte die Wunde mit einem geeigneten Antiseptikum behandelt werden. Dazu eignen sich Octenidin-haltige Präparate. Sprays sind handlich und passen in jede Handtasche. Lösungen können großflächig aufgetragen werden.
Povidon-Iod-Lösungen wirken bakterizid, fungizid und viruzid, doch Achtung: PVP-Iod-Lösungen sollten nicht in der Schwangerschaft oder bei einer Schilddrüsenerkrankung angewendet werden! Während Octenidin farblos ist, hinterlässt PVP-Iod eine braun-rote Färbung auf Haut und Kleidung.
Raten Sie vom Griff in den Alkoholschrank ab. Ethanol brennt auf der Wunde, trocknet sie aus, reizt die Haut und kann die Wundheilung verzögern. - 3. Wunde abdecken
Eine Wunde braucht Luft zum Heilen – ein alter Spruch mit begrenzter Gültigkeit. Zwar ist Sauerstoff wichtig, doch eine offen liegende Wunde birgt immer das Risiko für Infektionen. Außerdem trocknet die Wunde so schneller aus oder kann erneut aufreißen und bluten. Moderne Wundauflagen schützen die Wunde vor Schmutz und Druck, halten sie in einem optimalen feucht-warmen Milieu, nehmen Wundsekret auf und lassen Sauerstoffaustausch zu. Beim Entfernen schädigen sie das Gewebe nicht, sie lassen sich rückstandslos ablösen.
Sterile und unsterile Schnellverbände (Pflaster) eignen sich vor allem für kleine Wunden, die nicht infiziert sind. Gerade an den Extremitäten bieten sich wasserfeste Varianten an.
Der Verband sollte bis zur Abheilung regelmäßig gewechselt werden. Sieht er von außen schmutzig aus, kann man davon ausgehen, dass auch die Wunde verschmutzt.
Ziele der Wundbehandlung
- Blutung stoppen
- Vor Infektionen schützen
- Unterstützung der jeweiligen Wundheilungsphase
- Schnelle Wiederherstellung der physiologischen Hautfunktionen
- Geringe Narbenbildung
So gelingt feuchte Wundbehandlung
Auch wenn das Prinzip der feuchten Wundheilung bereits vor über 60 Jahren postuliert wurde, können sich viele Kund*innen nicht vorstellen, wie es praktisch umgesetzt werden soll: Die Wunde immer befeuchten? Die Haut schwitzen lassen?
Bei chronischen Wunden richtet sich das moderne Wundmanagement nach den Stadien der Wundheilung, der betroffenen Gewebeart, der Menge an Wundsekret, der Größe und Stelle der Wunde an sich und den Bedürfnissen des Betroffenen. Diese Anforderungen erfüllen Hydrokolloide, Schäume oder Alginate. Sogenannte Superabsorber versorgen Wunden mit viel Wundsekret. Die Wundauflagen werden mit Mullkompressen bedeckt und einem Klebevlies beziehungsweise einer wasserfesten Klebefolie fixiert.
Tipp: die Wunduhr
Welche Auflagen genau infrage kommen und wann welches Produkt zum Einsatz kommt, können Sie in der interaktiven Wunduhr des Wundarztes Dr. med. Gunnar Riepe und der pflegerischen Leiterin Anke Bültemann nachvollziehen.
Auch kleine akute Wunden profitieren vom Prinzip der feucht-warmen Wundbehandlung. Hier unterstützen Hydrogele: beim Pflasterwechsel einen kleinen Klecks auf die Wunde geben und abdecken. Zur Versorgung kleiner Brandwunden kann etwas Hydrogel auf eine sterile Kompresse gegeben werden und mit einem Trockenverband aus Mull oder Baumwolle auf der Wunde fixiert werden.
Fun Fact zur Wundbehandlung
Eine blutende Wunde wurde bereits im Mittelalter mithilfe ähnlicher Nahttechniken wie heute mit Nadel und Faden verschlossen. Man züchtete Schimmelpilze auf speziellen Nährboden, die unter anderem Schafskot und Honig enthielten, und kratzte sie bei Bedarf zur Wundversorgung ab. Heute kommt das Penicillin aus der Packung.
5 Tipps zur Wundversorgung
Verbrennungen sofort mit lauwarmem Wasser für 20 Minuten kühlen (15 bis 20 Grad Celsius) und steril abdecken. Kein eiskaltes Wasser oder gar Eis verwenden. Ein Hydrogel kühlt und schützt die Wunde. Raten Sie von Hausmitteln wie Butter oder Mehl auf der Wunde strikt ab. Brandblasen sollten nie geöffnet werden. Wussten Sie, dass großflächige Wunden nicht gekühlt werden sollten? Es besteht die Gefahr einer Unterkühlung.
Schnittwunden werden mit speziellen Spüllösungen oder Wasser in Trinkwasserqualität gereinigt und mit einem Pflaster abgedeckt. Die Wunde hört nicht auf zu bluten? Dann sollte ein Druckverband angelegt und ein Arzt aufgesucht werden.
Platzwunden bluten zu Beginn stark, sind aber meistens oberflächlich und harmlos. Nach dem Reinigen eine sterile Kompresse auf die Wunde pressen, um die Blutung zu stoppen. Die trockene Wunde mit einem Hydrogel versorgen und abdecken. Spezielle Klammerpflaster bringen die Wundränder näher zusammen und fördern so den Wundverschluss. Die ärztliche Versorgung mit einer Naht erbringt allerdings meistens das kosmetisch bessere Ergebnis. Da Platzwunden durch einen starken Aufprall entstehen, auch an mögliche weitere Schäden wie Gehirnerschütterung oder Knochenbruch denken!
Finger eingeklemmt, Zeh in der Tür und schnell ist eine Quetschwunde entstanden. Geöffnete, kleinere Quetschwunden können wie Platzwunden behandelt werden. Bei geschlossenen Wunden genügt das Hochlagern und Kühlen der Extremität, um starke Einblutungen zu verhindern.
Vor allem größere Schürfwunden profitieren von hydrokolloiden Wundauflagen. Sie zählen zwar zu den Wunden, die am schnellsten und vollständig abheilen, doch neigen sie zum Nässen. Dies kann durch ein Hydrogel verhindert werden.