Eine Illustration zeigt Bakteriophagen auf einem Bakterium.
Wie von einem anderen Stern: Bakteriophagen haben zusätzlich zu ihrem Viruskopf meist einen Einspritzapparat, um ihr Erbgut in den Wirt zu injizieren, sowie Schwanzfibern und Spikes, die auf dem Bakterium anhaften. © iLexx / iStock / Getty Images Plus

Viren

WAS KÖNNEN EIGENTLICH VIREN?

Die kleinen Krankheitserreger werden, besonders im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, heiß diskutiert. Wie funktionieren sie, wie kann man sie bekämpfen? Aber wir stellen uns auch eine andere Frage: Können wir sie uns zu Nutze machen?

Seite 3/3 5 Minuten

Seite 3/3 5 Minuten

Zellparasiten nutzen
Die pathogene Wirkung von Viren beruht auf der Zerstörung und dem Funktionsverlust der Wirtszellen. Im Beispiel von HIV wären das T-Lymphozyten, wodurch nach und nach ein Funktionsverlust des Immunsystems eintritt. Auch entzündliche Immunreaktionen tragen zu den Beschwerden durch die Infektion bei. Allerdings sind Viren nicht nur schädlich, sie bieten auch therapeutischen Nutzen

Virale Vektoren spielen eine wichtige Rolle in der Gentherapie. Um das Wirkstoff-Gen in die erkrankten Zellen einzuschleusen, benötigt man ein Transportvehikel, das die spezifischen Strukturen der Zielzellen erkennt. Hierzu eignen sich Viruskapside gut. Sie werden statt ihrer eigenen Erbsubstanz mit dem therapeutischen Genabschnitt bestückt und schleusen diesen in die Körperzelle ein. Dort ersetzt er defekte Erbinformationen.

Mit Viren können aber sogar Infektionen aktiv bekämpft werden. Bakteriophagen sind Viren, die auf Bakterien spezialisiert sind, sie sind in der Lage, Bakterien zur Replikation zu nutzen und dabei zu zerstören. In der Lebensmittelindustrie werden sie schon lange verwendet. Auch die Medizin macht sich diese Eigenschaft zu Nutze. Mit einer Phagentherapie können pathogene Bakterien zielgenau, nebenwirkungsarm und ohne Resistenzentwicklung bekämpft werden. Die Entwicklung entsprechender Präparate erfolgte im letzten Jahrhundert vor allem in Russland und Georgien. Während die westliche Welt an Antibiotika forschte, wurde dieses Wissen im Kalten Krieg nicht mit der damaligen Sowjetunion geteilt. Auf sich allein gestellt, entwickelten die ehemaligen UdSSR-Staaten ihre eigene, möglicherweise überlegene, antibakterielle Therapie. In Deutschland wurden hingegen erst 2017 – im Zuge der verschärften Resistenzlage antibiotischer Wirkstoffe – klinische Studien mit Bakteriophagen genehmigt, um Wirksamkeit und Verträglichkeit zu untersuchen und standardisierte Herstellungsverfahren zu erarbeiten.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

*Grafiken: © Gesa Van Hecke / Umschau Zeitschriftenverlag GmbH

Quellen:
https://www.synthetische-biologie.mpg.de/17480/was-ist-leben
https://de.langenscheidt.com/latein-deutsch/virus
https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/influenzaviren/34031
https://flexikon.doccheck.com/de/2019-nCoV
https://flexikon.doccheck.com/de/Virus
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2003/daz-34-2003/uid-10471
https://www.br.de/wissen/antibiotika-antibiotikum-multiresistente-keime-resistenzen-bakteriophagen-100.html

„Was können eigentlich Viren?”

×