Interview
TRADITIONELL UND ZUGLEICH MODERN
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Die Marken Basica® und Magnesium-Diasporal® begleiten mich schon, seit ich in den 1980er Jahren das erste Mal in der Apotheke stand. Wie ist das Unternehmen Protina entstanden? Wir haben eine sehr spannende Geschichte, die schon über 100 Jahre zurückreicht. Am Anfang stand eine revolutionäre Entwicklung bei der Getreideverarbeitung. Dem Chemiker Dr. Volkmar Klopfer gelang es, den Nährwert von Getreideprodukten stark zu verbessern, indem er unter anderem Nudeln mit pflanzlichem Eiweiß anreicherte. Sie müssen bedenken, dass damals viele Menschen mangelernährt waren und tierische Eiweißquellen waren für viele zu teuer. Klopfer gründete im Jahr 1900 das Dr. Volkmar Klopfer Nahrungsmittelwerk und später das Chemische Werk Dr. Klopfer.
Er war Pionier in der Erforschung mineralischer Wirkstoffe für die Gesundheit des Menschen und entwickelte 1922 die Marke Magnesium-Diasporal® und 1929 die Marke Basica®. Damit legte er den Grundstein für die ersten Produkte aus dem Bereich Mineralstoffe und Spurenelemente. Nach seinem Tod 1943 führte sein Schwiegersohn das Unternehmen weiter. Er gründete die Firma Protina Chemische GmbH, die später zu Protina Pharmazeutische GmbH mit Sitz in Ismaning bei München wurde. Mittlerweile ist Protina ein Familienunternehmen in der dritten Generation, aber der Klopfer-Spirit ist noch immer zu spüren. Seine Philosophie, die Gesundheit der Menschen zu verbessern, ist so aktuell wie damals.
Haben sich die Produkte im Laufe der Zeit verändert? Protina investiert sowohl in moderne Produktions- und Logistikstätten als auch in Forschung und Entwicklung und wir arbeiten mit weltweit renommierten Forschern, Medizinern und Nahrungsmittelexperten zusammen. Diese Erkenntnisse werden natürlich umgesetzt und fließen in unsere Produkte ein. Unsere Rezepturen haben sich im Laufe der Zeit entsprechend verändert. Auch die Menschen, besser gesagt die Lebensbedingungen, haben sich verändert. Mangelernährung müsste bei uns nicht mehr sein, aber unsere Lebensmittel sind heute anders.
Die meisten von uns sind noch dazu ständig vielfachen äußeren Reizen ausgesetzt, müssen immer „on“ sein. Der Körper kann irgendwann Stress und Hektik nicht mehr ausgleichen. Er ist überlastet und das kann zu einem gestörten Säure-Basen-Haushalt führen. Um ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen, bieten wir unsere basischen Mineralstoffe an. Wir arbeiten natürlich auch an neuen Produkten, da möchte ich aber noch nicht zu viel verraten.
Gerade die Themen Übersäuerung und Säure-Basen-Gleichgewicht waren ja lange umstritten und sind es teilweise immer noch. Was hat Protina für die Anerkennung in Fachkreisen getan? Mittlerweile gibt es zahlreiche valide Studien und langsam aber sicher verbreitet sich das Wissen um die Bedeutung des Säure-Basen-Gleichgewichts. Dass Enzyme und andere körpereigene Strukturen nur in einem bestimmten pH-Bereich optimal arbeiten können und dass eine latente Übersäuerung negative Auswirkungen hat, ist heute anerkannt. Ich denke, daran haben wir auch einen großen Anteil. Wir haben Studien in Auftrag gegeben, unser Außendienst arbeitet eng mit den Apotheken zusammen und wir bieten Schulungen für die Apothekenmitarbeiter an, um dieses Wissen zu verbreiten. Unsere Medizinisch-wissenschaftliche Abteilung ist Ansprechpartner für Apotheken, Ärzte und Heilpraktiker.
Wo werden Ihre Produkte produziert, wohin werden sie geliefert? Protina stellt fast alles in Deutschland her, und zwar in Ismaning bei München. Hier wird geforscht, entwickelt und produziert. Wir haben erst vor kurzem in ein hochmodernes Gebäude investiert, ein Null-Energie-Haus, mit neuen Produktionsstätten und Büros. Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Auch unsere Verpackung ist inzwischen weitgehend recyclingfähig. Wir beliefern nicht nur den deutschen Markt, sondern vertreiben unsere Produkte in die ganze Welt.
Sie sind seit 2013 Geschäftsführerin der Protina GmbH. Gab es Schwierigkeiten in einem traditionellen Familienunternehmen als Frau in eine solche Position zu gelangen? Eigentlich gar nicht. Ich habe vor 22 Jahren als junge Mutter hier angefangen, damals in der Zulassungsabteilung und in Teilzeit. Bis mein jüngerer Sohn sein Abitur in der Tasche hatte, habe ich in Teilzeit gearbeitet. Bei uns zählt das Ergebnis, und nicht, ob jemand in Teilzeit arbeitet oder Kinder hat. 48 Prozent unserer Mitarbeiter sind Frauen, sie verteilen sich über alle Ebenen. Nur in der Werkstatt arbeiten wenige Frauen. Ich würde Protina so beschreiben: ein traditionelles Unternehmen mit modernen Ansätzen. Hier gehen auch viele Väter in Elternzeit. Bei uns arbeiten 13 Nationalitäten harmonisch zusammen. Ich habe Vertrauen in unsere Mitarbeiter.
Was haben Sie als Geschäftsführerin bewegt? Seit 2013 bin ich die alleinige Geschäftsführerin. Damals hatten wir 122 Mitarbeiter, inzwischen sind es 180. Der Umsatz ist um das Anderthalbfache gestiegen. Das hat uns an unsere Kapazitätsgrenze gebracht. Daher haben wir die bisherigen Produktionsanlagen durch moderne Anlagen ersetzt und ein neues Logistikzentrum angemietet. Durch den Neubau haben wir die Produktionsfläche verdreifacht. Jetzt haben wir den Raum weiter zu wachsen und können uns für die Zukunft noch breiter aufstellen. Neu ist auch ein Digitalteam mit ganz neuen Talenten. Unser Umfeld – Stichwort Digitalisierung – verändert sich immer schneller, so können wir auf die Veränderungen nicht nur reagieren, sondern sie mitgestalten. Ganz essenziell ist es, abteilungsübergreifend zu arbeiten. Erfahrung und neuer Input, die Mischung muss stimmen.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? Mir persönlich ist ein wertschätzendes Miteinander wichtig. Wenn man nicht gut mit den eigenen Leuten umgeht und sie nicht für das Unternehmen und die Produkte begeistern kann, dann darf man auch nichts erwarten. Ich denke, das ist ein Teil unseres Erfolgsrezepts. Als Geschäftsführer geht es heute nicht mehr nur um das Verwalten eines Unternehmens. Es braucht Verbundenheit mit und Vertrauen in die Mitarbeiter, dazu ein bisschen Mut und Ziele vor Augen. Die Struktur muss so sein, dass jeder Kollege sein Potenzial optimal entfalten kann. Meine Aufgabe ist es oftmals zuzuhören, zu unterstützen und Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Wie unterstützt Protina die Apotheken? Wir sehen die Apotheken als Partner auf Augenhöhe. Wir bieten Verkaufsförderung in Form von Displays, Schaufensterdeko und Material für Aktionen mit Verkostung. Jede Apotheke ist anders und hat andere Kunden und Bedürfnisse. Der Außendienst versucht ein maßgeschneidertes Paket für jede Apotheke zu schnüren. Das kommt gut an. Die Außendienstmitarbeiter werden immer freundlich empfangen. Wenn es die Zeit erlaubt, gehe ich auch mal mit raus und schaue mir das an. Wir haben einige langjährige Außendienstmitarbeiter, die ein wirklich nettes Verhältnis zu ihren Apotheken aufgebaut haben. Und dann unterstützen wir die Apotheken, wie gesagt, mit Informationen durch unser Schulungsteam und wenn weitergehende Fragen aufkommen, können sich Apotheker und PTA jederzeit an unsere Medizinisch-wissenschaftliche Abteilung wenden.
Arbeiten bei Ihnen auch PTA und Apotheker? Aber sicher! Es sind acht Apotheker und noch mehr PTA. Sie sind in der galenischen Entwicklung und in der Qualitätskontrolle zu finden, aber auch im Außendienst und in der Medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung.
Können Sie eigentlich auch mal richtig abschalten? Die Zeit sollte sich jeder nehmen, schon allein für den eigenen Energiehaushalt. Bei mir steht jeden Morgen eine Stunde Yoga und Meditation auf dem Programm. Außerdem bin ich sehr gerne im Wald unterwegs, egal ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Und dann bin ich ein totaler Familienmensch. In der Familie ist man gleich mit den Gedanken weg von der Firma. Und anschließend auch gerne wieder bereit alles zu geben.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/2021 ab Seite 64.
Das Interview führte Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion
VITA
Monika Tiedemann studierte Lebensmittelchemie und war einige Jahre Managerin Zulassung/Regularory Affairs bei einem Pharma-Dienstleister, ehe sie 1999 zu Protina Pharmazeutische GmbH wechselte. Dort begann sie als Zulassungsreferentin, wurde dann Leiterin internationaler Vertrieb und ist seit 2013 Geschäftsführerin.