Tierarzneimittel
ZOMBIE-DROGE XYLAZIN WIRD ZUR GEFAHR
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Vor allem Fentanyl wird in den USA illegal konsumiert und kostet jedes Jahr Zehntausende das Leben. Mittlerweile wird oft ein weiterer Stoff namens Xylazin zugemischt. Die Folgen sind verheerend.
Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnt vor den Auswirkungen des Xylazin-Konsums und nimmt den Kampf auf. Aber was ist Xylazin eigentlich?
Wie Xylazin wirkt
Xylazin ist zugelassen als Schmerz- und Beruhigungsmittel für Tiere. Als α2-Adrenozeptor-Agonist hemmt Xylazin bei Menschen die Freisetzung von Noradrenalin und Adrenalin. Weil die Substanz stark lipophil ist, gelangt sie direkt ins Gehirn und löst dort Sedierung, Schmerzstillung und Euphorie aus, ähnlich wie ein Opioid.
In den peripheren Blutgefäßen sinkt der Widerstand, wodurch Blutdruck und Puls reduziert werden. Verwandt ist Xylazin mit Clonidin, das unter anderem als Blutdrucksenker verwendet wird. Im Gegensatz zu Clonidin wurde Xylazin aber nie für die menschliche Anwendung zugelassen, weil es zu viele unerwünschte Wirkungen aufweist.
Kein Gegenmittel
Über 90 Prozent aller illegalen Drogenproben im Großraum Philadelphia waren bereits 2021 mit dem billigen Xylazin versetzt. Das Problem: Vergiftungen mit Xylazin ähneln stark einer Opiat-Überdosis. Das bei letzterer als Gegenmittel eingesetzte Naloxon ist allerdings hier unwirksam, es gibt bisher keine konkrete Behandlung. Die durch Opioid-Überdosierung ausgelöste Atemdepression verstärkt sich noch, was häufig die Todesursache darstellt. Da die behandelnden Ärzte oftmals nicht wissen, um welche Vergiftung es sich handelt, verlieren sie bei der Therapie wertvolle Zeit.
Spritzt man sich Xylazin, kann das zu schlimmen Wunden führen, die sich geradezu durch das Gewebe fressen. Oft ist eine Amputation dann die letzte Möglichkeit. Wahrscheinlich löst Xylazin eine Minderdurchblutung der Haut aus, so dass einzelne Stellen absterben und sich dann entzünden. Weil die Wunden oft mit resistenten Keimen besiedelt sind und eine Therapie meist spät erfolgt, können sich die übelriechenden Nekrosen bis in die Knochen ausbreiten. Dieser Effekt gab Xylazin den Beinamen „Zombie-Droge“.
Was die FDA gegen Xylazin plant – und warum es eilt
Die US-Regierungsbehörden wollen nun handeln. Es fehlen konkrete Daten, wie man eine Xylazinvergiftung am besten behandelt und wie genau die Wunden entstehen. Die FDA (Food and Drug Administration; die US-amerikanische Arzneimittelbehörde) will sicherstellen, dass importiertes Xylazin nur in tierärztliche Hände gelangen kann. Dazu dürfen Beamte zukünftig Lieferungen beschlagnahmen.
In routinemäßigen toxikologischen Untersuchungen wird Xylazin bisher nicht nachgewiesen, auch übliche Drogentests schlagen nicht an. Das soll sich bald ändern, so die Pläne des Weißen Hauses. Zusätzlich wird an einer konkreten Therapie auch für die schweren Entzugssymptome geforscht.
Die Zeit drängt: Bereits 2021 starben über 3000 Menschen durch den auch als „Tranq“ bezeichneten Stoff. Täglich kommen neue Todesfälle dazu.
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/xylazin-auf-dem-vormarsch-140904/
Ehrman-Dupre, Kaigh, Salzman, Haroz, Peterson, Schmidt: „Management of Xylazine Withdrawal in a Hospitalized Patient: A Case Report“, Journal of Addiction Medicine, 11. Januar 2022. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35020700/
Gupta, Holtgrave, Ashburn: „Xylazine – Medical and Public Health Imperatives“, The News England Journal of Medicine, 15. Juni 2023. https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMp2303120
https://www.fda.gov/news-events/press-announcements/fda-takes-action-restrict-unlawful-import-xylazine
Malayala et al.: „Xylazine-Induced Skin Ulcers in a Person Who Injects Drugs in Philadelphia, Pennsylvania, USA“, Open Access Case Report, Cureus, 19. August 2022. https://assets.cureus.com/uploads/case_report/pdf/98408/20220918-10956-k24th4.pdf
https://drugabusestatistics.org/drug-overdose-deaths/