Zwei Menschen halten sich die Hände© Andrey Grigoriev / iStock / Getty Images Plus
"Ich bin für dich da" - oft genügen wenige, aufrichtige Worte.

Soziale Mechanismen

WARMHERZIGE WORTE BERÜHREN JEDEN MENSCHEN

Echte Anteilnahme ist es, was zählt, wenn jemand Sorgen hat. Doch das wird oft total unterschätzt – Menschen meinen generell, dass eine ganz andere Fähigkeit gebraucht wird.

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Wenn jemand, der uns nahesteht, in der Klemme steckt – sei es aufgrund von Geldsorgen, Krankheit oder eines Familienstreites -, dann fühlen wir uns oft hilflos. Was sollen wir bloß tun, damit es dem anderen besser geht? Einige Menschen melden sich, aus Angst nichts tun zu können oder der Situation nicht gewachsen zu sein, gar nicht mehr. Obwohl sie es eigentlich wollen.

Doch die Wissenschaft kann uns da beruhigen. Wie Sozialpsychologen in einer Studie nachweisen konnten, kommt es in einer solchen Situation auf ganz andere Dinge als Problemlösungen an. Soziale Unterstützung in Form von Zuhören und einige warme Worte, das reicht schon. Die Betroffenen nehmen die verbale Botschaft positiver auf und sind weniger unangenehm berührt als erwartet. Das ergab eine Studienreihe mit mehr als 600 Probanden in der Fachzeitschrift „Psychological Science“.

Wahrnehmung unterschied sich von der Realität

Zunächst untersuchten Psychologe Nicholas Epley und seine Kollegen von der University of Chicago, warum Menschen überhaupt zögern, ihre Hilfe anzubieten. 100 Probanden schrieben daraufhin nach Aufforderung an einen befreundeten Menschen oder an Verwandte, die gerade mit einem Problem zu kämpfen hatten. Und hier erwies es sich schon: Je positiver die vermutete Wirkung der Nachricht, desto eher waren die Versuchspersonen bereit, sie tatsächlich zu versenden. Und, ganz erstaunlich: Wie groß die Not der Betroffenen in ihren Augen tatsächlich war, spielte dabei überhaupt keine Rolle.

In einem weiteren Experiment sollten Studierende eine anteilnehmende Nachricht an jemand anderen auf dem Campus schicken. Und wieder war es den Adressaten weniger unangenehm als es die Absender erwartet hatten. Außerdem wirkten ihre unterstützenden Worte warmherziger und kompetenter als sie es vermuteten.

Würde die Reaktion positiv oder ablehnend sein?

Welche Reaktion sie erwartet hatten und wie diese tatsächlich ausfiel, das stand also in gar keinem Zusammenhang. Die Absender hatten keine Ahnung, wie ihre Nachricht aufgenommen werden würde. Übrigens waren sie besonders pessimistisch, wenn es sich um eine entfernte Bekanntschaft handelte. Doch die reagierten genauso positiv wie enge Freunde.

Selbst zwischen gänzlich Unbekannten, die sich gerade erst im Labor kennen gelernt hatten, zeigte sich dasselbe. Hier sollte jeweils einer ein Problem schildern (Familienstreit o.ä.), der andere sollte sein Mitgefühl bekunden. Diese Unterstützung kam besser an als gedacht.

Viele Gelegenheiten verstreichen ungenutzt

Die Forscher  wiesen in diesem Empathie-Kreislauf auf unterschiedliche Perspektiven hin. Warmherzige, echte Anteilnahme war am allerwichtigsten – die Helfer hingegen glaubten, sich als kompetent und nützlich erweisen zu müssen. Und das formulierten die Studienautoren so: „Sie zögern, weil sie fürchten, keine kompetente Unterstützung geben zu können. Sie unterschätzten systematisch, wie positiv jede Form von Beistand ankommt.“ So blieben eben viele Gelegenheiten zu helfen ungenutzt. Echt schade.

Quelle: spektrum.de

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