Zwischen einigen Äpfeln liegt ein kleiner Globus aus Filz.© Rinelle / iStock / Getty Images Plus
"An apple a day keeps the doctor away"? Die Planetary Health Diet definiert genauer, wie man sich nachhaltig und ressourcenangepasst ernähren kann, um Krankheiten vorzubeugen.

Planetary Health Diet

SICH UND DEN PLANETEN GESUND ESSEN – WAS DENKT DIE DGE?

Wir werden immer mehr Menschen und der Klimawandel verändert das Nahrungsangebot. Die Planetary Health Diet richtet den Fokus auf gesunde Ernährung, welche die planetaren Grenzen berücksichtigt. Was hält die Deutsche Gesellschaft für Ernährung davon?

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Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) ist hierzulande wohl das wichtigste Organ der Ernährungswissenschaft. Sie unterstützt die Forschung, wertet wissenschaftliche Erkenntnisse aus, informiert die Bevölkerung darüber und – vor allem – gibt Referenzwerte und Leitlinien zur gesunden Ernährung heraus (Food Based Dietary Guidelines, FBDGs). In einer Stellungnahme in der ErnährungsUmschau 5/22 ordnet die DGE nun das Konzept der Planetary Health Diet ein.

Planetary Health Diet
Im Jahr 2050 werden voraussichtlich zehn Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Die EAT-Lancet-Kommission ist ein Gremium aus Gesundheits-, Nachhaltigkeits-, (Land-)Wirtschafts- und Politikexperten. Ihre Aufgabe ist es, eine gesunde Ernährungsform zu erarbeiten, die gleichzeitig soziale, ökonomische und ökologische Entwicklungsziele verfolgt. Dabei ist die Planetary Health Diet herausgekommen. Sie soll jährlich weltweit elf Millionen Todesfälle durch ernährungsbedingte Krankheiten verhindern.

Welche Aspekte hat die DGE fokussiert?

Um die Planetary Health Diet zu bewerten, betrachtete die DGE, welche Faktoren in das Konzept eingeflossen sind, welche Lebensmittelmengen es empfiehlt und ob es generell und spezifisch in Deutschland praktisch umsetzbar ist. Dazu hat sie die Empfehlungen der Planetary Health Diet auch mit ihren eigenen FBDGs verglichen. Auch die DGE-Leitlinien haben eine gesunde, gesundheitsprotektive und nachhaltige Ernährung zum Ziel und berücksichtigen zusätzlich Ernährungsgewohnheiten und die Produktionsmöglichkeiten in Deutschland.

Viele Gemeinsamkeiten

Generell ähnelt die Planetary Health Diet den Empfehlungen der DGE. Beide Ernährungsweisen sind pflanzenbetont, bevorzugen Vollkornprodukte und Öle mit ungesättigten Fettsäuren und raten dazu, tierische und hochverarbeitete Produkte sowie Zucker auf dem Speiseplan zu reduzieren. Auch die empfohlenen Verzehrmengen an Fleisch, Fisch, Eiern, Ölen, Obst und Gemüse ähneln sich.

Einige Unterschiede

Manche Mengen unterscheiden sich jedoch bei den Empfehlungen. Professor Dr. Bernhard Watzl, Vorsitzender der Arbeitsgruppe für Ernährungsempfehlungen und DGE-Vizepräsident, zeigt auf: „Wesentliche Unterschiede zeigen sich aus der globalen versus deutschlandspezifischen Betrachtung und bei der Ableitung der Lebensmittelmengen, vor allem bei Milch und Milchprodukten.“ Um Milchprodukte vergleichen zu können, rechnet man die zur Produktion benötigte Menge an Milch in Milchäquivalente um. Während die Planetary Health Diet rät, sich auf höchstens 500 Gramm (g) Milchäquivalente täglich zu beschränken, empfiehlt die DGE 596-728 g. Denn die DGE (wie auch die Word Health Organisation WHO) gehen von einem höheren Calciumbedarf aus.

Zudem empfiehlt die Planetary Health Diet eine tägliche Energiezufuhr von pauschal 2500 Kilokalorien pro Tag (kcal/d). Die DGE sieht bei 2500 kcal/d ein erhöhtes Adipositasrisiko, sie selbst differenziert nach Alter, Geschlecht und körperlicher Aktivität und landet bei einem Bereich von 1600 bis 2400 kcal/d.

Das große Aber – der Realitätscheck

Die Nationale Verzehrstudie II zeigt: Die Menschen in Deutschland ernähren sich aktuell keiner der beiden Empfehlungen entsprechend. Sie essen zu wenig Gemüse, Fisch und Öl, dafür zu viel (rotes) Fleisch und Zucker. Die eigentliche Herausforderung ist deshalb nicht vorrangig, unter den Ernährungsempfehlungen die beste zu küren, sondern dass die Menschen sich überhaupt empfehlungsgerecht ernähren.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/nachhaltige-ernaehrung/planetary-health-diet/
https://www.dge.de/presse/pm/dge-stellungnahme-zur-einordnung-der-planetary-health-diet/

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