Long Covid | Neue Studie
ROTE BLUTKÖRPERCHEN WERDEN NACH COVID-19 HART UND STÖRRISCH
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Die Entzündung eines Gefäßendothels im Nachgang einer COVID-19-Erkrankung kann die Blutzirkulation beeinträchtigen, was zu lebensgefährlichen Gefäßverschlüssen führen kann. Darüber werden allerdings auch die Blutkörperchen an sich in Mitleidenschaft gezogen, wie ein Forscherteam um Dr. Markéta Kubánkováv zeigen konnte. Es berichtete über die Ergebnisse einer Untersuchung von 17 unterschiedlich schwer erkrankten COVID-19-Patienten, 14 Genesenen und 24 gesunden Vergleichsprobanden.
Die Forscher schickten dazu Blutproben der Studienteilnehmer durch ein Gerät zur Echtzeit-Verformungszytometrie. Dabei strömen die verschiedenen zellulären Bestandteile durch einen haarfeinen Kanal. Wie stark sich jede einzelne Zelle dabei verformt, wird aufgezeichnet und analysiert – zum Beispiel inwieweit Größe und Verformbarkeit der einzelnen Zelltypen dann von der Norm abweichen.
Erhöhtes Risiko für Gefäßverschlüsse
Die Forscher fanden signifikante Veränderungen sowohl bei den roten als auch bei den weißen Blutkörperchen der COVID-19-Patienten, die sich teilweise erst mehrere Monate nach einer Krankenhausbehandlung wieder erholten. Im Blut der Infizierten tauchten vermehrt kleinere und steifere Erythrozyten auf, was das Risiko für Gefäßverschlüsse erklären könnte; auch bei den Genesenen besserte sich dieser Befund nur schleppend. Da die Erythrozyten für die Sauerstoffversorgung zuständig sind und eine Unterversorgung mit Sauerstoff Fatigue auslöst, könnte dies eine Erklärung für die anhaltende Erschöpfung sein, an der viele Patienten mit Long-Covid-Syndrom leiden.
Bei den Lymphozyten war es genau andersherum: Sie zeigten sich bei den Coronapatienten deutlich weicher; neutrophile Granulozyten zudem weicher und größer, was auf eine starke Immunreaktion hinweisen kann. Diese Immunzellen blieben auch sieben Monate nach der aktuellen Infektion drastisch verändert.
Dem Zyto- oder Zellskelett, eine gelartige Struktur im Innern der Zelle, widmen die Wissenschaftler schon länger ihre Aufmerksamkeit, denn der Blick darauf ist interessant für die Früherkennung von Krebs. Die Krebszellen bauen nämlich ihr Skelett bereits um und werden weicher, bevor sie bestimmte Oberflächenmerkmale ausprägen, die man mithilfe von Antikörpern identifizieren kann. Auch bei der Diagnose von Lungenkrebs und als Teil regelmäßiger Kontrolluntersuchungen während und nach einer Tumortherapie könnte das Verfahren aus Sicht der Forscher einen wichtigen Beitrag leisten. COVID-19 kommt jetzt als potenzieller Einsatzbereich hinzu.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung