LGBTQIA+
QUEERWEIN ZEIGT VIELFALT DER SEXUELLEN ORIENTIERUNG UND IDENTITÄT
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Mit Rosé-Weinen hat der Weinbau die binäre Entweder-Oder-Welt von Weiß- und Rotweinen schon lange überwunden. Jetzt aber hat Rheinland-Pfalz auch alle nichtbinären Menschen der Branche ebenso wie lesbische, schwule, bisexuelle, transidente und intergeschlechtliche Winzer*innen aufgerufen, jeweils zwei Weine einzusenden für eine Auswahl von zwei QueerWeinen.
Zu den Teilnehmern der Aktion gehören Robert Boudier und sein Mann Elmar Koeller aus Stetten - dort wo die Pfalz an Rheinhessen grenzt und wo die Vielfalt beider regionaler Traditionen gelebt wird. „Wir sind weder traditionsbelastet noch brauchen wir das Weingut unmittelbar für unsere Existenz“, sagt Elmar Koeller. Er und sein Mann haben jeweils einen anderen Beruf, mit der Übernahme des historischen Weinguts vor elf Jahren aber neue Akzente gesetzt.
Regenbogenfahne und rosa Traktor
„Wir haben erst einige Irritationen hervorgerufen, als wir in das kleine Dorf gezogen sind“, erinnert sich Koeller. „Ich bin nicht als Missionar auf die Welt gekommen - aber ich gehe nach dem Grundsatz
vor: Ich zeige, was und wer ich bin.“ So hisst das Paar im Ort auch die Regenbogenfahne als Bekenntnis zur Vielfalt von Lebensformen und der Sehnsucht nach Frieden. Und die beiden zeigen im Weingut auch stolz ihren rosa Traktor. „Das ist sehr identitätsstiftend“, sagt Koeller und fügt lachend hinzu, dass er selbst den Traktor gar nicht fahre - da erfülle er die Klischeevorstellungen vom schwulen Mann.
„Ich bin nicht als Missionar auf die Welt gekommen - aber ich gehe nach dem Grundsatz vor: Ich zeige, was und wer ich bin.“
„Rosa Traktor“ heißt auch einer der beiden Weine, den das Weingut für die Auswahl des QueerWeins nach Mainz geschickt hat. Es ist ein Rosé-Wein, eine Cuvée aus Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Meunier (Schwarzriesling). Der zweite Wein ist ein Sauvignon Blanc.
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Mit kritischen Anmerkungen in der „Bild“-Zeitung zu der Initiative machte die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner eine breitere Öffentlichkeit darauf aufmerksam. „Unsere Winzer an der Ahr treibt ganz anderes um“, sagt die ehemals für den Weinbau zuständige Bundesministerin und einstige deutsche Weinkönigin der Deutschen Presse-Agentur. „Keller sind komplett weggespült worden von der Flut, ganze Ernten verloren gegangen. Da steht die sexuelle Identität nicht im Vordergrund.“ Auch habe „die Güte eines Weines damit nichts zu tun“. So werde „den berechtigten Anliegen der Queerszene“ mit solchen Aktionen eher ein Bärendienst erwiesen.
„Keller sind komplett weggespült worden von der Flut, ganze Ernten verloren gegangen. Da steht die sexuelle Identität nicht im Vordergrund.“
Der LGBTIQ*-Landesbeauftragte David Profit (Grüne) hingegen möchte mit der Initiative auf die Vielfalt von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten, intergeschlechtlichen und nichtbinären Winzer*innen aufmerksam machen - all diese Identitäten und Lebensweisen umfasst die lange Abkürzung. „Vielfältige Lebensweisen gehören heute selbstverständlich auch zur Weinwelt, sind aber aktuell noch wenig sichtbar“, erklärt der Staatssekretär im Familienministerium in Mainz. „Mit der neuen Initiative ,QueerWein Rheinland-Pfalz' möchte ich diese Vielfalt in Rheinland-Pfalz sichtbarer machen.“
„Vielfältige Lebensweisen gehören heute selbstverständlich auch zur Weinwelt, sind aber aktuell noch wenig sichtbar.“
Kür am 18. Mai
Profit will bei einer Verkostung zusammen mit Weinkenner*innen aus allen eingereichten Vorschlägen zwei Weine auswählen, die am 18. Mai als QueerWeine vorgestellt werden. Diese will das Ministerium ankaufen und bei besonderen Anlässen ausschenken sowie bundesweit verschicken.
Zuständigkeitshalber hat der LGBTIQ*-Landesbeauftragte auch Staatssekretär Andy Becht (FDP) aus dem Weinbauministerium ins Boot geholt. Wein trage zur besonderen Willkommenskultur und Gastfreundlichkeit des Landes bei, erklärt Becht. „Werte wie Respekt, Freiheit, Akzeptanz und ein gutes und verständnisvolles Miteinander gilt es diese Tage wieder umso mehr hervorzuheben - und das gerne auch mit unkonventionellen Methoden.“
Quelle: dpa