Hörsinn
WIE UNSERE PERSÖNLICHKEIT MIT DEM HÖRSINN ZUSAMMENHÄNGT
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Wie tolerant ist man in Sachen Lärm? Eine gute Frage, denn jeder nimmt die Geräusche um sich herum anders wahr. Während sich der eine schon vom einem lauteren Lachen in seiner Umgebung gestört fühlt, nehmen andere das lautere Gespräch der Nachbarn kaum wahr. So wie die Meinungen bei vielen Dingen im Leben auseinandergehen, so ist es auch beim Wahrnehmen der Hör-Leistung.
Bekannt ist bislang, dass die eigene Persönlichkeit und die rein subjektive Einschätzung des Hörens zusammenhängen. So gehören Menschen, die sich im Alltag nach eigenen Angaben oft Sorgen machen, auch in Sachen Lärm zu denjenigen, die eine geringe Lärmtoleranz haben. Folgende Frage aus einem Test der Lärmtoleranz würden diese Personen in der Regel bejahen: „Es ärgert mich, wenn meine Nachbarn laut werden.“
Subjektive und objektive
Hörleistung Was bislang noch nicht untersucht wurde, war, ob die Persönlichkeit auch mit der Leistung in etablierten Hör-Tests zusammenhängt. Solche Tests werden in der Regel in audiologischen Praxen durchgeführt, um beispielsweise ein Hörgerät anzupassen.
Forscher der Universität zu Lübeck haben in einer großen Online-Studie mehr als 1000 freiwillige Probanden einem Persönlichkeitstest unterzogen. Außerdem wurden mehrere Messungen der subjektiv erlebten und der objektiven Hör-Leistung durchgeführt. Im Fokus der Auswertung der Daten stand die Persönlichkeitseigenschaft der emotionalen Labilität. Bei dieser Dimension der Persönlichkeit zeigen alle Menschen mehr oder weniger hohe Ausprägungen: Menschen, die auf dieser Ebene eine hohe Ausprägung aufzeigen, tendieren dazu, sich mehr Sorgen zu machen.
Höhere Labilität, weniger Toleranz
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Persönlichkeit ein wichtiger Baustein ist, um Diskrepanzen der subjektiven und objektiven Hör-Leistung zu verstehen“, erklärt Studienleiter Dr. Malte Wöstmann die Ergebnisse. Für die Untersuchung wurden die Probanden als erstes gebeten, die Lautstärke eines störenden Murmelns im Hintergrund so einzustellen, dass es gerade noch tolerierbar war. Teilnehmer, die auf der Labilitäts-Dimension eine hohe Ausprägung zeigen, stellten die Hintergrundlautstärke gering ein.
Besseres Hörvermögen, höhere Labilität?
Eben diese Probanden mit der höheren Labilität zeigten überraschenderweise eine vergleichsweise bessere Leistung in einer anderen schwierigen Höraufgabe, dem berichten von Zahlwörtern im Rauschen. Das objektive Hörvermögen dieser Probanden war im Vergleich zu denjenigen, die sich weniger Sorgen machen, sogar leicht besser.
Dr. Hendrik Husstedt ist Geschäftsführer des Deutschen Hörgeräte Instituts (DHI) in Lübeck. Er betont die Relevanz dieser Studie für die audiologische Praxis: „Für eine gute Anpassung von Hörsystemen müssen unzählige individuelle Randbedingungen der Hörbeeinträchtigten berücksichtigt werden. Die neuen Erkenntnisse der Studie sind daher sehr wichtig, um den Einfluss der Persönlichkeit besser berücksichtigen zu können. Dadurch sind die Ergebnisse nicht nur für die Forschung, sondern auch für die Praxis von großem Interesse.“
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
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