Heilmittel
SELLERIESAFT IM CHECK
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Die Verdauung ankurbeln, den Blutdruck senken, das Immunsystem stärken, beim Abnehmen helfen: Es gibt kaum etwas, das frisch gepresster Selleriesaft nicht können soll. Zumindest wenn man diversen Posts in sozialen Netzwerken glaubt, die den grünen Gemüsedrink als perfekten Start in den Tag feiern. Dort gibt es um Selleriesaft derzeit einen regelrechten Hype.
Dabei ist das grüne Getränk wohl für die wenigsten ein Genuss. Lohnt es sich aber zumindest wegen der gesundheitlichen Vorteile, morgens den Entsafter anzuwerfen?
Sellerie wirkt antibakteriell
„Sellerie ist in der Heilkunde traditionell bekannt, spielt aber in Deutschland ansonsten als Gemüseart eher eine untergeordnete Rolle“, sagt Gabriele Kaufmann vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) in Bonn.
In Sellerie steckt durchaus Gutes für unseren Körper. Die Gemüseart punktet mit hohen Anteilen an Ballaststoffen und Mineralstoffen wie Kalium, Eisen und Kalzium. Auch Antioxidantien wie Carotinoide, die den Körper vor freien Radikalen schützen, stecken in Sellerie. Freie Radikale spielen eine Rolle bei der Hautalterung.
Hinzu kommen Vitamin C und Vitamine der B-Gruppe. Ätherische Öle und gesunde Bitterstoffe sorgen für den typischen Geschmack und nebenbei für eine antibakterielle Wirkung von Sellerie.
Der grüne Saft ist kein Wundermittel
Für Selleriesaft wird in aller Regel der grüne Staudensellerie verwendet, der durch den Entsafter geschickt wird. Aber lassen sich damit tatsächlich bestimmte gesundheitliche Beschwerden in den Griff bekommen?
„Ein Allheilmittel ist Selleriesaft mitnichten“, sagt BZfE-Expertin Kaufmann. So sieht es auch der Ernährungsmediziner Prof. Johannes Georg Wechsler aus München.
Zwar könne der grüne Drink, in Maßen genossen, durchaus für die Gesundheit von Vorteil sein. Aber:
„Es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege dafür, dass Selleriesaft den Blutdruck senkt oder die Verdauung ankurbelt.“
Auch bei anderen gesundheitlichen Problemen sei die positive Wirkung von Selleriesaft nicht zweifelsfrei erwiesen. „Statt auf ein vermeintliches Superfood zu setzen, ist es für das Wohlbefinden besser, so divers wie möglich zu essen“, sagt Wechsler. Vielfalt in der Ernährung zahlt auf die Gesundheit eben am allermeisten ein.
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Nicht jeder verträgt Selleriesaft
Selleriesaft kann sogar negative Effekte haben. Laut dem Ernährungsmediziner sei nicht ausgeschlossen, dass zu viel davon auf nüchternen Magen Kopfschmerzen auslöse.
Wer Selleriesaft als Teil der Morgenroutine etablieren will, steigt am besten mit dem kleinen Glas anstatt der großen Karaffe ein. „So lässt sich testen, ob er einem überhaupt bekommt“, sagt Gabriele Kaufmann. Denn bei manchen Menschen kann das Trinken von Selleriesaft, insbesondere auf nüchternen Magen, zu Magenproblemen führen.
Schwangere sollten im Vorfeld mit Arzt oder Ärztin besprechen, ob der grüne Gemüsedrink für sie empfehlenswert ist.
Wichtig zu wissen: Sellerie kann allergische Reaktionen verursachen.
Das Gemüse zählt zu den häufigsten Auslösern einer Nahrungsmittelallergie. Juckreiz, Schwellungen im Mund- und Rachenraum, Hautausschläge und Atembeschwerden deuten auf eine Allergie hin.
Wer eine größere Menge Sellerie verzehrt hat und sich in der Sonne aufhält, muss damit rechnen, dass es zu Hautausschlägen oder einem Sonnenbrand kommt. Dahinter steckt eine sogenannte phototoxische Reaktion.
Selbstmachen am besten mit Bio-Gemüse
Wer Selleriesaft selbst herstellen möchte, sollte die Stangen sehr gründlich abwaschen oder aber Sellerie in Bio-Qualität verwenden. Der Grund: „Staudensellerie gehört zu den Gemüsearten, die am stärksten mit Pestiziden belastet sind“, sagt Ernährungsmediziner Wechsler.
Fürs Selbermachen hat Gabriele Kaufmann noch einige Tipps parat:
„Um den Drink schmackhafter und auch magenfreundlicher zu machen, kann man beispielsweise einen Esslöffel Joghurt unter den Saft rühren“, rät die BZfE-Expertin.
Ebenfalls denkbar ist, in den Entsafter zum Sellerie ein Stück Gurke oder Möhre zu geben – oder etwas Orangensaft. „Einen speziellen Frischekick bekommt Selleriesaft mit kleingehackten Kräutern, etwa Petersilie, Minze oder Zitronenmelisse“, sagt Kaufmann.
Wer keinen Entsafter hat, kann die Selleriestücke auch in einen Mixer geben und zerkleinern. Dabei so viel Wasser dazugeben, dass aus dem Gemüse ein Püree wird. Nun ein mit einem Filtertuch ausgelegtes Sieb auf eine Schüssel geben, das Püree darauf geben und gut ausdrücken.
Egal, ob die Zubereitung im Entsafter oder im Mixer passiert: „Selleriesaft sollte im Idealfall möglichst frisch zubereitet getrunken werden“, empfiehlt Kaufmann. So kann der Körper am meisten von Vitaminen, Mineralstoffen und Co. profitieren. Notfalls kann der Saft auch am Vorabend zubereitet werden. In dem Fall füllt man ihn in ein Schraubglas, verschließt das Glas fest und lagert es im Kühlschrank.
Quelle: dpa