Ganz schön lästig!
EKTOPARASITEN
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in Parasitenbefall ist häufig harmlos, aber lästig und unangenehm für die Betroffenen. Parasiten sind Lebewesen, die ihren Wirt als Lebensraum und Nahrungsquelle nutzen. Endoparasiten leben im Körper des Wirtes und parasitieren in Organen und Geweben, während Ektoparasiten äußerlich an den Haaren oder auf der Haut zu finden sind.
Informationen zur Prophylaxe und Behandlung sind wichtig. In der Regel fügen diese Schmarotzer ihrem Wirt keinen echten Schaden zu, können aber indirekt zu Krankheiten und Schwächung des Organismus führen. Viele Menschen kommen mit den ersten Symptomen in die Apotheke und möchten schnelle Hilfe. Die Beratung sollte kompetent und diskret verlaufen. Immer noch wird beispielsweise ein Läuse- oder Flohbefall mit mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht. Lesen Sie im folgenden Beitrag die wichtigsten Aspekte zu den häufigsten Ektoparasiten des Menschen.
Milben Diese Tiere gehören zu der Klasse der Spinnentiere. Allen Arten gemeinsam ist ihr einfacher millimeterkleiner Körper mit acht Laufbeinen, die teilweise kaum noch sichtbar sind. Milben leben streng wirtspezifisch und schädigen ihren Wirt weniger durch die Übertragung von Keimen als durch den Befall selber. Nach ihrem Fraßverhalten unterscheidet man verschieden Milbenarten.
Staubmilben ernähren sich von den Hautschuppen des Menschen und lösen schwere Allergien aus. Die Haarbalgmilben leben vom produzierten Talg ihres Wirtes. Sie sind weit verbreitet in Haarfollikeln und Talgdrüsen der Menschen und werden häufig von der Mutter auf das Kind übertragen. Bei extrem starkem Befall und einem geschwächten Immunsystem kann es zu Haarausfall und bakteriellen Sekundärinfektionen kommen.
Für Menschen sind die Sarcoptes-Milben – auch Grabmilben genannt – als Verursacher der Skabies (Krätze) bedeutsam. Sie bohren Gänge in die Haut hinein und legen dort ihre Eier ab. Die geschlüpften und reifen Milben wandern unter der Haut entlang und lösen einen starken Juckreiz aus. Salben oder Cremes mit dem Wirkstoff Permethrin töten die Milben ab. Sie werden auf die Haut aufgetragen und müssen etwa zwölf Stunden einwirken, bis sie abgewaschen werden dürfen. Dieses Prozedere wird, wenn nötig, noch mal wiederholt. Eine Behandlung wird auch den Menschen aus dem sozialen Umfeld des Erkrankten empfohlen, denn die klassischen Symptome der Krätze treten erst mit einer gewissen Latenzzeit von mehreren Wochen zur Infektion auf.
ZeckenAuch sie gehören zu der Ordnung der Milben. In Europa ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) am weitesten verbreitet. Er hält sich im Unterholz und auf Gräsern auf. Die adulte Zecke wird etwa vier Millimeter groß. Sie lebt vom Blut von Wirbeltieren. Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, sind gerne Ziel von Zecken. Sie haken sich in der Haut fest und saugen mit ihrem komplexen Stechapparat Blut. Dabei nehmen sie beim Saugvorgang eine Menge an Blut auf, die ein Vielfaches ihres ursprünglichen Körpergewichtes beträgt.
Ungestört kann eine Zecke bis zu zwei Wochen auf ihrem Wirt verbleiben. Eine schnelle Entfernung ist wichtig, weil beim Blutsaugen Krankheitserreger wie Borrelien oder FSME-Viren übertragen werden können. Zecken werden am besten mit einer Pinzette, Zeckenkarte oder Zeckenzange entfernt. Hausmittel wie Klebstoff oder Öl sind ungeeignet, zumal dann die Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern steigt. Die Einstichstelle sollte anschließend desinfiziert werden.
Um eine mögliche Borrelioseinfektion zu erkennen, gilt die Empfehlung, die Einstichstelle die nächsten 14 Tage zu kontrollieren. Bei kreisrunden Rötungen und/oder Fieber ist ein Arztbesuch fällig. Dann können Borrelien noch zeitnah zur Infektion antibiotisch bekämpft werden. Prophylaktischer Zeckenschutz wird mit abdeckender Bekleidung und der Verwendung von Repellenzien erreicht. Trotzdem gilt der Hinweis: Nach dem Spaziergang im Wald den Körper auf Zecken absuchen! Demjenigen, der sich in Verbreitungsgebieten der Frühsommer-Meningo- Enzephalitis-Viren aufhält, ist die dreimalige FSME-Impfung zu empfehlen, die einen Schutz für etwa fünf Jahre herstellt.
Wanzen spielen in Deutschland fast keine Rolle mehr. Sie gehören zu den Insekten. Allein die Bettwanze (Cimex lectularius) kommt wieder häufiger vor, weil sie durch den regen Reiseverkehr vermehrt aus anderen Ländern eingeführt wird. Mit einer Größe von fünf bis acht Millimetern ist ihr rotbrauner Körper gut mit bloßem Auge zu erkennen. Da Bettwanzen aber eher nachtaktiv sind und sich tagsüber in Ritzen, Nischen und Ecken versteckt halten, sind sie schwer zu entdecken.
Experten erkennen einen Wanzenbefall am typischen Geruch. Angelockt durch die Körperwärme gehen sie nachts auf die Suche nach Nahrung und stechen ihr Opfer. Die Rötung der Einstichregion ist ungefähr so groß wie ein Centstück. Bei sensiblen Menschen kann eine starke allergische Reaktion mit Juckreiz verbunden auftreten. Die Übertragung von Krankheitserregern ist eher unwahrscheinlich.
Gerade beim Übernachten in Hotelbetten machen viele Ihrer Kunden Bekanntschaft mit Bettwanzen. Aber auch der zunehmende Internetkauf von Second-Hand-Kleidung und alten (Holz-)Möbeln trägt dazu bei, dass sich die ungeliebten Parasiten überall ausbreiten können. © Joel Carillet / iStockphoto.com
Die Stiche werden mit Antihistaminika, eventuell auch mit Antibiotika behandelt. Wanzen leben in Verbänden zusammen und sind sehr robust. Mit einer Blutmahlzeit können sie bis zu ein halbes Jahr überleben. Die Ausrottung der Schädlinge muss von einem Experten mit Insektiziden durchgeführt werden.
Läuse sind flügellose Insekten, deren flacher Körper von einem Chitinpanzer geschützt wird. Dieser kann entweder weißlich-grau oder bräunlich sein. Zu den Menschenläusen (Pediculidae) gehören die Filz- oder Schamlaus, die etwas größere Kleiderlaus und die am häufigsten vorkommende Kopflaus. Es sind blutsaugende Parasiten, streng auf den Menschen spezialisiert und befallen unterschiedliche Körperregionen.
Die Filzlaus kommt in den Schamhaaren, selten auch in den Achseloder Barthaaren vor und wird häufig bei sexuellen Kontakten übertragen. Die Kleiderlaus lebt in den Falten der Kleidung und wandert nur zum Blutsaugen auf die Haut. Der Hauptansteckungsweg der Kopfläuse ist über „Haar-zu-Haar-Kontakt“. Gerade bei Kindern, die eng miteinander zum Beispiel in Gemeinschaftseinrichtungen spielen, besteht ein hohes Risiko der Übertragung. Mit ihren kräftigen Beinen, die Halteklauen besitzen, können sich Kopf- und Filzlaus sehr gut an Haaren festklammern und sich auch daran wie an einem Seil fortbewegen.
AKTIONSTHEMA PARASITENPLAGE
Seien Sie mutig! Machen Sie die Parasiten zu einem Aktions- und Aufklärungsthema in Ihrer Apotheke. Informative Dekoration im Schaufenster, ein Vortrag in Kindergarten oder Schule sowie Tipps für Tierhalter können helfen, Unwissenheit und Unsicherheit in der Bevölkerung abzubauen. So demonstrieren Sie Kompetenz auf einem mal ganz anderen Themengebiet und fallen auf.
Läuse müssen alle zwei bis vier Stunden menschliches Blut aufnehmen, um zu überleben. Da sie sich nur davon ernähren, sterben sie schon nach ein bis zwei Tagen ohne Blut. Während des Blutsaugens wird ein Speicheldrüsensekret gegen die Blutgerinnung in die Haut injiziert, das den typischen Juckreiz auslöst. Filz- und Kopflaus übertragen in der Regel keine Krankheitserreger, die in unseren Industriestaaten eher seltene Kleiderlaus kann seinen Wirt zum Beispiel mit Borrelien infizieren.
Typischerweise legt die Laus ihre Eier an den Haarschaft. Da die Nissen mit einer kleberartigen Substanz an dem Haar haften, lassen sie sich nur schwer entfernen. Mit einem engzinkigen Kamm können sie mit viel Geduld entfernt werden. Pedikulozide enthalten beispielsweise Allethrin, Permethrin, Pyrethrum, Dimeticon oder pflanzliche Öle. Entscheidend für die Wirksamkeit ist, die Einwirkzeit des jeweiligen Mittels einzuhalten und eine Wiederholungsbehandlung nach acht bis zehn Tagen durchzuführen. Kleiderläuse werden am besten durch mehrmaliges heißes Waschen der Kleidung bekämpft.
Flöhe zählen zu den Insekten, haben aber keine Flügel, sondern nutzen ihre kräftigen Hinterbeine zum Springen. Erwachsene Tiere können bis zu 30 Zentimeter hoch hüpfen. Sie erreichen eine Länge von bis zu 4,5 Millimetern. Mit ihrem Stech- und Saugrüssel nehmen Flöhe, wenn möglich, mehrmals pro Tag Blut auf. Dabei achten die Parasiten nicht so genau darauf, welchen Warmblüter sie befallen. Charakteristisch ist, dass der größte Teil einer Flohpopulation inklusive Eiern in Nestern in der Umgebung zu finden ist. Eindrucksvoll dabei ist, dass ein Flohweibchen bis zu 400 Eier legen kann.
MANGELNDE HYGIENE
Immer noch wird ein Parasitenbefall auf mangelnde Hygiene zurückgeführt. Doch Ansteckungswege gibt es auch für Menschen, die einen hohen Sauberkeitsstandard haben. Im Beratungsgespräch gilt es, die Peinlichkeit zu nehmen und sachbezogen Informationen zur Infektion und deren Behandlung zu geben. Bei diesem Thema sind besonders Hinweise zu begleitenden Maßnahmen, zum Beispiel der Sanierung der Wohnung, aber auch prophylaktische Tipps für die Kunden hilfreich.
Auf Menschen gehen Flöhe nur selten und für kurze Dauer über. Lebt aber ein Tier im Haushalt, können sie sich rasch vermehren und befallen dann auch den Zweibeiner als Ersatzwirt. Beim Stich gelangt Flohspeichel in die Haut und kann dort eine allergische Reaktion, verbunden mit Juckreiz, auslösen.
Mit bloßem Auge ist es gar nicht so einfach, Flöhe festzustellen. Auf menschlicher Haut sind bei Flohbefall viele kleine punktförmige Stiche zu sehen. Auch wenn Rötung und Schwellung rasch nachlassen, hält der Juckreiz oft noch mehrere Tage an. Das A und O der Bekämpfung einer Plage ist die Sanierung der Wohnung, insbesondere der Tierschlafplätze mit einem Umgebungsspray und die Behandlung der Haustiere. Dazu stehen Flohhalsbänder und Spot-on-Präparate, die ins Fell gegeben werden, zur Verfügung.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/11 ab Seite 14.
Dr. Katja Renner, Apothekerin