Heilpflanzen
ECHTER EIBISCH
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Althaea officinalis L. sollte Geschwüre erweichen, zudem gegen Juckreiz bei Insektenstichen helfen sowie Nerven-, Zahn- und Ohrenschmerzen lindern. Darüber hinaus wurden bereits hustenstillende und reizlindernde Eigenschaften beschrieben. Nach Plinius sollte die Pflanze Husten in fünf Tagen heilen. Aber nicht nur bei Husten, sondern auch bei Magengeschwüren und Magenund Darmkatarrh wurde Eibisch empfohlen.
Inzwischen ist seine reizlindernde Wirkung auf Schleimhäute wissenschaftlich anerkannt. Darüber hinaus werden der Schleimdroge heute antiinflammatorische und immunstimmulierende Effekte zugeschrieben. Die Kommission E nennt als Indikationsgebiete für die Eibischwurzel Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und einen damit verbundenen Reizhusten sowie leichte Entzündungen der Magenschleimhaut. Die Volksmedizin setzt Eibisch auch äußerlich bei Hautentzündungen und Brandwunden in Form von Kataplasmen ein.
Heilkräftige Pflanze Auf die zahlreichen heilsamen Wirkungen der Pflanze soll ihr Gattungsname Altheae von griechisch althein = heilen zurückzuführen sein. Der Artname officinalis betont, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, die auch früher schon in den Apotheken gebraucht wurde. Auch die im Volksmund gebrauchte Bezeichnung Heilwurz nimmt auf die Heilwirkung Bezug. Andere Synonyme wie Schleimwurzel verweisen auf die enthaltenen Schleimstoffe, Namen wie Sumpfmalve oder Flusskraut beziehen sich auf den bevorzugten Standort.
Eibisch wächst vor allem auf salzhaltigen Böden. Er kommt auch an Flussufern, auf feuchten Wiesen und auf Viehweiden vor. Die in Südeuropa ursprünglich heimische Pflanze wird heute in Mitteleuropa häufig in Gärten kultiviert. Wildbestände sind bei uns hingegen selten anzutreffen.
Imposante Erscheinung Die bis zu 1,5 Meter hohe Staude aus der Familie der Malvengewächse ist überall filzig behaart. Aus einem waagerecht kriechenden, bis zu vier Zentimeter dicken Wurzelstock treiben meist mehrere runde, innen röhrige Stängel, an denen wechselständig graugrün gefärbte Blätter sitzen. Die unteren Blätter sind herzförmig. Nach oben hin werden sie fünflappig mit herzförmigem Grund, dann dreilappig und sind schließlich ganz oben ungeteilt.
Die hellrosa, seltener weißen, sich vom Juli bis September öffnenden Blüten befinden sich in den Blattachseln oder sind endständig in Trauben angeordnet. Auffallend sind ihre purpurroten Staubbeutel. Ihre kleinen, ebenfalls filzigen Früchte ähneln mit ihrer scheibenförmigen, an einen Käselaib erinnernden Gestalt denen der Weg-Malve (Malva neglecta), auch Käsepappel genannt.
Reizlindernde Schleimstoffe Arzneilich werden wegen ihres Schleimgehaltes vor allem die geschälten oder ungeschälten Wurzeln (Althaeae radix) sowie die Blätter (Althaeae folium) gebraucht. Ihre Qualität ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) beschrieben. In der Wurzel befinden sich 10 bis 20 Prozent Schleimstoffe, wobei ihr Gehalt im Herbst am höchsten ist. Sie bestehen aus Galacturonorhamnanen, Glucanen und Arabinogalactanen. Der Schleimgehalt der Blätter ist mit sechs bis zehn Prozent deutlich geringer. Vorwiegend sind hier Galacturonorhamnane und Arabinogalactane zu finden.
HINWEISE GEBEN
Patienten sollten Eibischzubereitungen immer zeitversetzt zu anderen Medikamenten verwenden, da der Schleim deren Resorption verzögern kann. Diabetiker müssen den hohen Zuckergehalt der Wurzeln beachten.
Sowohl in den Blättern als auch in der Wurzel sind zudem noch Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Cumarine enthalten. Die Wurzel zeichnet sich darüber hinaus durch reichlich Stärke, Rohr- und Invertzucker aus. Die Schleimstoffe legen eine Schutzschicht über entzündete Schleimhäute und wirken auf diese Weise einhüllend und beruhigend, was man sich in der Heilkunde zur Linderung von Heiserkeit, Hustenreiz und leichten Entzündungen im Magen- Darm-Bereich zunutze macht.
Arzneimittel und Süßigkeit Verschiedene Drogenzubereitungen kommen in Fertigarzneimitteln zur Anwendung: geschnittene Eibischwurzel oder Eibischblätter zur Teebereitung, pulverisierte Droge in Tabletten, Trockenextrakte in löslichen Instant-Tees sowie wässriger Auszug in Saft und Sirup. Bei der Teezubereitung aus den Wurzeln, wird der wässrige Auszug kalt angesetzt (Kaltmazerat), damit die vorhandene Stärke nicht durch Quellung verkleistert. Die sich in Filterbeuteln befindlichen Blätter können hingegen problemlos mit heißem Wasser ausgezogen werden.
Auch die Lebensmittelindustrie hat Eibischwurzeln entdeckt. Die besonders in den USA bekannten Marshmallows wurden früher aus den Extrakten der Eibischwurzel hergestellt. Der Name für die Süßigkeit leitet sich von engl. marsh = Sumpf und mallow = Malve ab, einem Synonym für den Echten Eibisch. Heute werden die klebrigen Inhaltsstoffe des Eibisch durch Gelatine ersetzt. Bei uns sind die schaumigen, süßen Teile auch unter dem Namen Mäusespeck bekannt.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/15 ab Seite 32.
Gode Meyer-Chlond, Apothekerin