Ein Zug fährt mit hoher Geschwindigkeit.
Das Ansteckungsrisiko im Zug ist auch abhängig von der Dauer der Bahnfahrt. © aapsky / iStock / Getty Images Plus

Ansteckungsgefahr | Luft

KLIMAANLAGE TAUSCHT LUFT IN ZÜGEN ALLE SIEBEN MINUTEN AUS

Wer Angst hat, sich beim Bahnfahren mit Corona anzustecken, kann jetzt aufatmen: Züge sind offenbar keine Virenschleudern. Das bestätigte eine Studie einer Tochtergesellschaft der Berliner Charité, die Auftragsforschung betreibt.

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Bislang liegen Tests von 1072 Mitarbeitern vor, darunter 600 von IC und ICE sowie genauso viele Lokführer und Werkstatt-Mitarbeiter. Bei allen Getesteten ist bei PCR-Tests lediglich ein einziger Corona-Fall eines Werksmitarbeiters registriert worden. Bei den Zugbegleitern hatten sogar 1,3 Prozent Antikörper im But – sie hatten die Infektion also schon einmal durchgemacht, oft unbemerkt. „Wir müssen weiter achtsam sein, aber es gibt keinen Grund zur Sorge vor Bahnreisen“, schlussfolgerte Bahn-Vorstandsmitglied Berthold Huber. Er könne mit Überzeugung sagen, dass Bahnfahren sicher ist.

Die Studie, die bisher nur die Zahlen aus Juni und Juli umfasst, soll in Herbst und Winter fortgesetzt werden. Die Maskenpflicht sei das eine – doch auch die Klimaanlagen in den Wagen wirkten gegen die Ansteckungsgefahr, sagte Huber. Sie tauschten nämlich die Luft alle sieben Minuten komplett aus.

In der Zeit der Datenerhebung waren die Fernzüge zu 30 Prozent ausgelastet, das ist etwa halb so viel wie vor der Corona-Krise. Weitere Tests an Mitarbeitern sind im Oktober und Februar geplant – mitten in der Erkältungs- und Grippesaison.

Während sich Vorstandsmitglied Huber über die neuen Zahlen freute, fassten die Forscher ihre Ergebnisse etwas nüchterner zusammen. Insgesamt könne festgehalten werden, dass „die Züge keine Infektionshotspots sind, da sonst auch das Zugbegleitpersonal stärker als der Bevölkerungsdurchschnitt betroffen sein müsste. Das Ergebnis steht im Einklang mit Beobachtungen der Gesundheitsinstitute und anderen Studien, die weltweit über eine geringe Anzahl an Infektionen in Zügen berichten.“

Allerdings, so schränkten die Wissenschaftler ein, sei es möglich, dass das Ansteckungsrisiko der Passagiere höher oder niedriger liege, da Reisende einerseits länger Kontakt mit infizierten Sitznachbarn haben könnten, aber andererseits insgesamt kürzere Zeit im Zug unterwegs seien.

In diesem Zusammenhang rief die Allianz pro Schiene e. V. dazu auf, die Verkehrssicherheit nicht allein auf Corona zu beschränken. „Wer sich für den Zug statt für den Pkw als Verkehrsmittel entscheidet, reduziert sein Unfallrisiko deutlich“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Organisation. Laut Vergleich seien im Zehnjahreszeitraum 2009 bis 2018 in Deutschland fast 47-mal so viele Menschen pro zurückgelegtem Kilometer in Pkw wie in Zügen gestorben.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: spiegel.de

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