In einer Laborumgebung hält jemand mit behandschuhter Hand ein Proberöhrchen mit roter Flüssigkeit. Darauf ist ein Aufkleber mit der Beschriftung „Alzheimer-Test“.© jarun011/iStock/Getty Images Plus
Alzheimer kann durch eine ärztliche Untersuchung und durch eine aufwändige Liquor-Analyse diagnostiziert werden. Nun wissen wir: Ein einfacher Bluttest ist aber auch aussagekräftig, zeigt eine Studie.

Blutuntersuchung

ALZHEIMER DURCH BLUTTEST BEIM HAUSARZT ERKENNEN

Rund 10 Prozent der über 65-Jährigen erkranken an Morbus Alzheimer, schreibt das Robert-Koch-Institut. Die Symptome beginnen meist schleichend: Bis die Alzheimer-Diagnose feststeht, dauert es oft zu lange. Doch ein einfacher Test könnte bald Sicherheit geben.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Meist beginnt Alzheimer mit Gedächtnisstörungen oder anderen Symptomen, die dem Betroffenen selbst oder Angehörigen auffallen. Erste Anlaufstelle ist dann oft der langjährige Hausarzt, der verschiedene Tests durchführen und die Anzeichen einordnen kann. Jede Erkrankung an Morbus Alzheimer, der häufigsten Demenzform, zeichnet sich durch einen anderen Verlauf mit anderen Symptomen aus. So spricht sie auch auf unterschiedliche Medikamente an.

Morbus Alzheimer ist bisher nicht heilbar, sichere Testmethoden fehlen. Man weiß, dass die Erkrankung zum Teil vererbbar ist, aber wenig darüber, wie man ihr vorbeugen oder sie aufhalten kann. An den Ursachen wird intensiv geforscht. Weil man den Verlauf bisher nur bremsen kann, kommt es auf frühzeitige, sichere Diagnosen an. Dafür könnte es bald einen Test geben, den der Hausarzt in seiner Praxis durchführen kann.

Test ordnet Alzheimer-Symptome sicher zu

Schwedische Alzheimer-Forscher der Universität Lund haben gezeigt, dass ein Test auf Plasma-Phospho-tau217, ein Protein, das in den Plaques im Gehirn von Alzheimer-Patienten enthalten ist, genauso sicher ist wie eine Untersuchung des Liquors. Kommt ein Patient mit Symptomen wie Gedächtnisverlust in eine hausärztliche Praxis, kann der Arzt dort mit einer Zuverlässigkeit von über 90 Prozent, so die Forscher, die Diagnose Alzheimer durch den Test stellen oder ausschließen. Das ist ein großer Fortschritt.

Im Rahmen einer Studie an 1213 Personen mit leichten Gedächtnisproblemen, die ein frühes Symptom der Alzheimer-Demenz sein können, wurden 515 in einer Hausarztpraxis und 698 in spezialisierten Kliniken untersucht. Zunächst erfolgte der Test im Blut auf Plasma-Phospho-tau217, anschließend eine Liquordiagnostik. Eine ärztliche Untersuchung wurde ebenfalls durchgeführt, und zwar ohne, dass der jeweilige Arzt die Testergebnisse vorher kannte. Lediglich die Symptome wurden hier beurteilt.

Die Hausärzte erkannten mithilfe des Tests die Alzheimer-Demenz zu 61 Prozent, die Klinikärzte zu 76 Prozent, sagt Sebastian Palmqvist, der die Studie mit Oskar Hansson gemeinsam leitete. Der Alzheimer-Test sei ein bedeutender Fortschritt, um die Symptome sicher einer Demenz zuordnen zu können.

Vor allem in der hausärztlichen Versorgung ist es wichtig, Alzheimer von anderen, behandlungsbedürftigen Erkrankungen zu unterscheiden, die ähnliche Symptome wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen oder chronische Müdigkeit hervorrufen können. Dies können zum Beispiel Durchblutungsstörungen oder Kreislaufprobleme sein.

Wirksame Alzheimer-Medikamente sind und bleiben Mangelware

Für die Behandlung von Alzheimer stehen zahlreiche Medikamente zur Verfügung. Nicht alle eignen sich für jeden Patienten. Allen Medikamenten gemeinsam ist aber, dass sie frühzeitig eingesetzt werden müssen, um den Verlauf der Alzheimer-Demenz günstig zu beeinflussen und die Symptome zu lindern.

Einen herben Rückschlag hat ein Antikörper nun in Europa erlitten. Das Medikament Lecanemab, das in den USA bereits zugelassen ist, weist für eine europäische Zulassung zu hohe Sicherheitsrisiken auf. Es richtet sich gegen das Amyloid-Beta-Protein, aus dem bei Alzheimer die Plaques im Gehirn Betroffener bestehen. Sie schränken letztlich die Funktion des Gehirns ein und führen zu den typischen Symptomen. Die europäische Arzneimittelagentur sah jedoch bei dem Medikament einen zu geringen Nutzen und mit Hirnblutungen ein zu hohes Risiko für eine Zulassung in Europa. Der Hersteller kann jetzt weitere Daten sammeln, um einen neuen Antrag zu stellen.

Die Ablehnung ist ein Rückschlag. Denn bisher gibt es nur wenige Ansätze, die Alzheimer-Erkrankung mit Medikamenten aufzuhalten. Ein Test zur frühen Erkennung ist daher umso wichtiger.

Quellen:
https://www.n-tv.de/wissen/Einfacher-Alzheimer-Bluttest-soll-extrem-zuverlaessig-sein-article25122531.html
https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2821669?resultClick=1
https://jamanetwork.com/journals/jamaneurology/fullarticle/2813751
https://www.swr.de/wissen/vorerst-keine-eu-zulassung-von-alzheimer-medikament-lecanemab-100.html

×