Phytopharmaka | Entdeckung
BEIFUSSKRAUT: EXTRAKT STARK GEGEN CORONA
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„Wir arbeiten schon länger mit Artemisia annua“, berichtet Professor Dr. Peter Seeberger, Biochemiker und Direktor am Potsdamer Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung. Genauer gesagt an der Leitsubstanz Artemisinin. Aufmerksam wurden die Forscher durch chinesische Studien, die dem alkoholischen Extrakt eine Wirksamkeit gegen das SARS-CoV-1 bescheinigten. „Angesichts der Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Viren müssen Pflanzenextrakte und Artemisininderivate gegen das neue Coronavirus getestet werden“, sagt Seeberger.
Die Forschergruppe stellte unterschiedliche Extrakte aus dem Einjährigen Beifuß her und ließ Zellversuche in einem S3-Labor der Freien Universität Berlin durchführen, die ein dänisches Labor im Anschluss bestätigte:
„Die Extrakte zeigten zu unserer eigenen Überraschung eine gute Wirkung, das heißt, sie hinderten das Wachstum des Covid-19-Virus deutlich“, berichtet Seeberger. „Ich war etwas überrascht, weil die Reinsubstanzen weniger gute Ergebnisse zeigten als die wässrigen oder ethanolischen Extrakte von Artemisia annua. Am besten wirkte übrigens der ethanolische Extrakt in Kombination mit Kaffee.“ Die Zellversuche machen Hoffnung, die Ergebnisse sollen nun an Menschen verifiziert werden. Erste Studien sind bereits am akademischen medizinischen Zentrum der Universität von Kentucky geplant. Bereits Ende August könnten erste Testergebnisse vorliegen.
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Auch die Herbstzeitlose wird aktuell bezüglich ihrer Wirksamkeit gegen Covid-19 überprüft. Gleich mehrere Studien beschäftigen sich mit dem Inhaltsstoff Colchicin, der auch im akuten Gichtanfall eingesetzt wird. Erste Hinweise auf positive Effekte liegen bereits vor, doch müssen diese noch weiter geprüft werden. Auch hier gilt: Keine übereilten Eigenversuche. Die Dosierung des Alkaloids ist heikel, in einigen Fällen ist es durch Falscheinnahme schon zu Todesfällen gekommen.
Doch Seeberger ruft auch zur Besonnenheit auf: „Ich würde keinem raten, einfach so irgendetwas einzunehmen. Es gibt viele Anbieter von Naturheilstoffen. Aber allein bei den Beifuß-Tees ist die Bandbreite sehr groß. In Wildpflanzen beträgt der Anteil von Artemisinin vielleicht 0,1 Prozent, bei gezüchteten Pflanzen 1,6 bis 2,0 Prozent […].“ Die getrocknete Droge in der Apotheke oder im Reformhaus zu kaufen oder gar übers Internet zu bestellen ist also nicht angebracht.
Farina Haase,
Apothekerin/Online-Redaktion
Quelle: apotheke adhoc