Kopfschmerz | Traditionelle chinesische Medizin
PLACEBO-NADELN GEGEN MIGRÄNE
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Zur Behandlung der Kopfschmerzattacken werden vor allem Triptane und Schmerzmittel eingesetzt, vorbeugend Betablocker und monoklonale Antikörper. Doch auch nichtmedikamentös therapiert man Migräne - hier kommen Entspannungsübungen, Kopfschmerztagebücher, das Meiden von auslösenden Faktoren und Akupunktur zum Einsatz. Letztere wird bereits in der Behandlungsleitlinie aufgeführt, nun liegt eine neue Studie aus China vor.
Die Untersuchung befasste sich mit episodisch wiederkehrender Migräne ohne Aura. Der Akupunkturbehandlung wurde dabei eine sogenannte Scheinakupunktur gegenübergestellt, bei der stumpfe Nadeln die Haut nicht durchdringen, sondern mit Plastikringen fixiert werden. Beim Anbringen der Scheinnadeln fährt diese sich ein, wird also kürzer, sodass der Behandelte den Unterschied zu einer tatsächlichen Akupunkturnadel nicht bemerkt - quasi eine Placebo-Behandlung. 30 Teilnehmer erhielten während der 24 Wochen dauernden Studie lediglich eine Standardtherapie : Sie wurden zu Triggerfaktoren geschult, sollten ein Kopfschmerz-Tagebuch führen, ihr Schlafrhythmus und die körperliche Aktivität wurden erfasst. 60 Probanden erhielten zusätzlich die Scheinakupunktur, weitere 60 tatsächliche Akupunktur.
Sowohl Akupunktur als auch Scheinakupunktur brachten den Migränepatienten eine deutliche Besserung. Unter der Standardtherapie konnte nur knapp jeder fünfte Teilnehmer die Anzahl an monatlichen Attacken halbieren, sie hatten im Schnitt 1,4 Migränetage weniger. In der Scheinakupunktur-Gruppe halbierten fast die Hälfte die Migränetage, sie gingen damit um 2,2 Tage zurück. Bei den tatsächlich Akupunktierten hatten 82,5 Prozent halb so viele Migränetage, das entspricht 3,9 Tagen.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) sieht die Ergebnisse dennoch kritisch. Andere große Studien nach ähnlichem Schema hatten bisher keine deutliche Überlegenheit der Akupunktur gegenüber Placebo-Nadeln aufzeigen können. „Diese hohen Zahlen machen stutzig, auch weil sich das Ergebnis mit keiner bisherigen Studie deckt. In der großen Cochrane-Analyse zur Akupunktur bei Migräne aus dem Jahr 2016 gibt es beispielsweise keine einzige Arbeit, in der mehr als die Hälfte der Patienten eine 50-prozentige Responderrate aufweisen“, gibt Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der DGN, zu bedenken. Die Experten hoffen daher auf eine Wiederholung der Studie in Europa, die die Ergebnisse bestätigen oder widerlegen soll.
Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin
Quelle: apotheke adhoc