Ernährung und Kosmetik
PKA-Fortbildung

Arganöl

Haben Sie auch das Gefühl, auf immer mehr Hautpflegeprodukten den Bestandteil Arganöl zu lesen? Gibt es vielleicht demnächst mehr Arganöl-Produkte als solche mit Olivenöl? Was sollten Sie über dieses besondere Öl wissen?

7 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. September 2024

Linolensäure für die Haut

Arganöl wird zur Hautpflege sowohl als pures Öl für spröde Haarspitzen oder brüchige Nägel sowie als Bestandteil der öligen Phase von Hautpflegeprodukten mit Emulsionscharakter schon lange gerne verwendet.

Besonders die dreifach ungesättigte Linolensäure spielt für die Haut eine entscheidende Rolle. Sie ist von größter Bedeutung für die Ausbildung der Barrierefunktion der Epidermis und den Hornzellkitt, der die Zellen verbindet. Gerade bei Menschen mit trockener Haut oder insbesondere bei Menschen mit Neurodermitis fehlt es an diesen Hautbestandteile, wodurch die Hautbarriere nicht voll funktionsfähig ist.
Auch bei der alternden Haut trifft dies oft zu. Linolensäure kann bei gesunden Menschen zwar aus der Vorstufe Linolsäure im Körper hergestellt werden, bei an Neurodermitits leidenden Menschen scheint jedoch das dafür notwendige Enzym nicht in ausreichender Menge vorhanden zu sein. Deshalb ist es sinnvoll, die notwendige Linolensäure sowohl mit der Nahrung als auch durch Hautpflegeprodukte zuzuführen.

Auch bei Ihrer Hautpflegeberatung sollten Sie Ihre Kunden im Zweifelsfall an den Arzt verweisen, denn Neurodermitis kann ohne adäquate medizinische Therapie zu einer extrem belastenden Erkrankung werden, gegen die es in den letzten Jahren aber glücklicherweise innovative Therapieoptionen gibt. Begleitend können Sie mit den entsprechenden Hautpflegeprodukten den Therapieerfolg unterstützen.

Was tut Arganöl sonst noch für die Haut?

  • Für die kosmetische Verwendung ist auch das im Arganöl enthaltene Lipid Squalen sehr vorteilhaft. Es gehört zur Gruppe der Phytosterine und besitzt eine ähnliche Struktur wie das tierische Cholesterol. Durch ihre Struktur besitzen die Phytosterin auch eine leichte Emulgatorwirkung, was die Herstellung von Emulsionen mit Arganöl erleichtert.
    Squalen ist aber nicht nur für die Galenik nützlich, es besitzt bei trockener Haut auch eine juckreizmindernde und spannungsreduzierende und generell eine antientzündliche Wirkung. Zudem verringert es die Schüppchenbildung, indem es die Barrierefunktion der Epidermis stärkt.
    Die Konzentration von Sqalen ist im Arganöl wie in allen natürlichen Ölen aber nicht sehr hoch, sodass es für eine stärkere Wirkung oft konzentriert wird.
  • Tocopherole sind nicht nur essenzielle Nahrungsbestandteile, als Radikalfänger haben sie in Kosmetika sogar einen doppelten Nutzen: Sie können vor Ort in der Haut gefährliche Radikale abfangen, die auch in gesunder Haut zum Beispiel durch UV-Strahlung regelmäßig entstehen. So beugen sie Hautschäden vor. Zusätzlich schützen sie aber auch die kosmetische Zubereitung vor Oxidationsprozessen der fettlöslichen Phase, also vor dem Ranzigwerden.
    Als natürliche Antioxidanzien sind sie bei Kunden dabei beliebter als manch andere Antioxidanzien, deren chemische Name Ihre Kunden auf der Inhaltsstoffangabe oft mit Skepsis lesen. Die natürlich vorkommende Menge an Tocopherolen ist für eine längere Konservierung der Präparate wegen der darin enthaltenen ungesättigten Fettsäuren allerdings zu gering, weshalb oft zusätzliche Tocopherole oder weitere Konservierungsmittel hinzugefügt werden.

Arganöl aus der Fabrik

Für kosmetische Pflegeprodukte wird zum Teil Arganöl verwendet, das nach Ernte, Öffnen und Rösten durch Extraktion mit lipophilen Lösungsmitteln gewonnen wurde. Ist das Lösungsmittel verflüchtigt, bleibt der Arganölanteil übrig. Wenn danach noch eine kurze Destillation erfolgt, wird das Öl als „enriched aragan oil“ oder desodoriertes beziehungsweise raffiniertes Arganöl bezeichnet.
Diese Methoden sind mit viel weniger Handarbeit verbunden und dadurch wesentlich günstiger, von der Zusammensetzung her aber nicht komplett identisch und auch geschmacklich unterschiedlich.

Auf diese Weise gewonnenes Arganöl darf nicht in zertifizierter Bio-Kosmetik verwendet werden. Ob dies immer eingehalten wird, lässt sich aber in fertigen Pflegeprodukten nicht leicht kontrollieren. Wer sicher sein möchte, muss vor Ort einkaufen oder sich auf bewährte Firmen in Europa verlassen, die ihre Lieferanten regelmäßig kontrollieren.

Wie erkennen Sie den Gehalt an Arganöl?

Wichtig für Ihre Beratung ist auch, wie hoch der Arganölanteil im Endprodukt ist. Für Produkte, die in der Europäischen Union verarbeitet werden, gilt die EU-Kosmetik-Richtlinie. Nach ihr müssen alle Bestandteile mit ihren gültigen INCI-Bezeichnungen (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) auf der Verpackung aufgeführt werden. Dabei muss die Auflistung der Bestandteile nach abnehmenden Gewichtsanteilen erfolgen. Dadurch können Sie und Ihre Kunden gut abschätzen, wie viel wertvolles Arganöl sich in dem jeweiligen Produkt befindet.
Die INCI-Bezeichnung für Arganöl lautet Argania spinosa.

Arganöl ist auf alle Fälle ein wertvolles Öl in der Ernährung und Hautpflege. Das sind andere Öle aber auch. Bei der Verwendung und Empfehlung von Arganöl tun sie nicht nur Ihrer eigenen Gesundheit und der Ihrer Kunden etwas Gutes, sondern Sie leisten auch einen Beitrag für den Erhalt von Arbeitsplätzen von Frauen in ländlichen Regionen Nordafrikas und unterstützen den Erhalt eines UNESCO-Biosphärenreservates.


Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.

 

Hier finden Sie die PKA-Fortbildung der Ausgabe 07/2024 als PDF-Download.

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