Venenleiden
PTA-Fortbildung

Klappt’s oder klappt’s nicht?

Schwere, schmerzende Beine, Hautverfärbungen oder geschwollene, heiße Füße – welche Gemeinsamkeit ergibt sich trotz dieser unterschiedlichen Symptome? Auch bei Venenerkrankungen gelandet? Richtig! Und jetzt zu den Details.

17 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Juli 2022

Die Ursache allen Übels ist die Veneninsuffizienz. Die Venenklappen schließen nicht mehr richtig, dadurch wird der Bluttransport zum Herzen ineffizient und das Blut staut sich. Die Venen werden überdehnt und Ödeme entstehen, aus denen sich Besenreiser und Krampfadern entwickeln können. Frauen sind hiervon zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. 

Warum das so ist? Schuld sind nicht nur die weiblichen Sexualhormone. Im Folgenden schauen wir uns typische Symptome und mögliche Risikofaktoren an. Die unterstützenden Therapieempfehlungen kommen aus dem Bereich der Phytopharmaka und werden, konform der S2k-Leitlinie Kompressionstherapie, mit Beratungen zu Kompressionsstrümpfen und mit Tipps zur Vorbeugung ergänzt.

Interessant wird es auch für uns selbst, die wir in Apotheken und Laboren arbeiten. Wir gehören der Gruppe von Menschen mit berufsbedingten Stehödemen an – bestimmt findet sich hier auch der ein oder andere Tipp für unseren Arbeitsalltag.

LERNZIELE
Lernen Sie in dieser von der Bundesapotheker­ kammer akkreditierten Fortbildung unter anderem:
+ wie sich Venen von Arterien unterscheiden,
+ welche Venenerkrankungen es gibt und wie sie sich äußern,
+ welche Risikofaktoren Venenleiden begünstigen,
+ wie die Kompressionstherapie wirkt,
+ was sich hinter den Begriffen Venenstripping und Veröden verbirgt und
+ welche Effekte Phytotherapeutika haben.

Was sind eigentlich Venen? Unsere Blutgefäße werden als Transport- und Verteilungssystem sowie zur Aufrechterhaltung des Blutdruckes benötigt. Die ständige Zirkulation des Blutes ist außerordentlich wichtig, denn das Blut muss zwischen Herz und Lunge sowie zwischen Herz und Körper kontinuierlich fließen. Die besondere Herausforderung liegt darin, auch den Transport aus den unte ren Körperregionen entgegen der Schwerkraft zurück zum Herzen zu garantieren.

Der Körper hat hierfür verschiedene Instrumente zur Verfügung. Das Wichtigste ist ein kräftig schlagendes Herz, das als Pumpe fungiert. Dazu gibt es zwei verschiedene Blutgefäßarten, die sich je nach Blutstromrichtung und Aufbau unterscheiden. Prinzipiell fließt das Blut in den Arterien vom Herzen weg und in den Venen zum Herzen hin. Bei beiden sind die Gefäßwände mit glatten Muskeln ausgestattet, wobei diese in den Arterienwänden besonders stark und in den Venenwänden eher schwach ausgeprägt sind.

Um ihrer Aufgabe dennoch gerecht zu werden, besitzen Venen zusätzlich sogenannte Venenklappen. Das sind taschenförmig angelegte und paarig angeordnete kleine Rückflussventile. In der Systole, wenn der Herzmuskel kontrahiert, wird das Blut in die Arterien ausgeworfen. In der Diastole, also beim Erschlaffen des Herzmuskels, wird das Blut in den Venen Richtung Herz gesaugt.

Die wichtige Aufgabe der Venenklappen ist es, während der systolischen Phase ein Zurückfließen des Blutes zu verhindern. Unsere größten Venen sind die besonders beanspruchten Beinvenen. Der Transport des Blutes von ganz unten zum Herzen fällt logischerweise leichter, wenn wir liegen und viel schwerer, wenn wir stehen. Eine zusätzliche Unterstützung der Pumpfunktion des Herzens in Kombination mit den Venenklappen kommt hier von den Beinmuskeln, wir sprechen von der sogenannten Venen-Muskel-Pumpe.

Beim Laufen oder Gehen üben die Muskel der Ober- und Unterschenkel durch ihre Kontraktion zusätzlich von außen Druck auf die Venen aus. Sie verengen sich kurz, ihr Durchmesser wird hierdurch kleiner und die Venenklappen schließen besser, wodurch der Bluttransport in Richtung Herz sehr effektiv unterstützt wird.

Sonderfall Schwangerschaft Klar ist, hier sind in erster Linie die Hormone schuld. Ein Hormoncocktail, insbe­ sondere die Sexualhormone betreffend, wirkt in deutlich höheren Konzentrationen auf die Schwangere ein. Die Gewichtszunahme im Laufe der Schwangerschaft sowie die Zunahme des Blutvolumens führen zu einem erhöhten Druck auf die Beckenvenen und belasten diese zusätz­ lich. Das Risiko, dass sich vorhandene Krampfadern verschlimmern oder neue entstehen, steigt.

Akut oder chronisch? Akute Formen der Venenerkrankung sind Venenentzündungen oder Venenthrombosen. Bei diesen sehr schmerzhaften Ereignissen muss unbedingt eine ärztliche Konsultation erfolgen. Auch bei Patienten mit Verdacht auf eine Venenerkrankung und zusätzlichen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Blutgerinnungs-, Herz-, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen ist eine ärztliche Abklärung wichtig.

Chronische Venenerkrankungen, zu denen Besenreiser oder Krampfadern zählen, entstehen durch dauerhafte Belastung, beziehungsweise Überlastung der Beinvenen. Eine Venenschwäche kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein, wobei die pathologisch manifestierte Form als chronisch venöse Insuffizienz oder CVI bezeichnet wird. Nicht zu vernachlässigen ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich daraus ein offenes Bein, ein Ulcus cruris, entwickeln kann.

Oberflächlich oder tief? Oberflächliche, teilweise sichtbare Venen versorgen die Haut bis zur Subcutis (Unterhaut) mit Blut und liegen auf der Muskulatur auf. Ihr Geflecht überzieht die Beine netzartig und sie münden in zwei größeren Stammvenen an Vorder- und Innenseite des Unterschenkels. Eine Entzündung dieser oberflächlichen Venen wird als Venenentzündung oder Phlebitis bezeichnet. Hieraus entwickeln sich häufig auch Krampfadern.

Unsere tiefen Beinvenen transportieren zirka 90 Prozent, die oberflächlichen Venen nur um die 10 Prozent des Blutes zum Herzen. Die tiefen Beinvenen sind deshalb größer und haben eine ausgeprägtere glatte Muskulatur in ihren Wänden, was ihnen zu mehr Elastizität verhilft. Sie werden als Leitvenen bezeichnet. Da sie nahe der Beinarterien, der Knochen und zwischen den Ober- und Unterschenkelmuskeln verlaufen, sind sie nicht sichtbar. Venenthrombosen betreffen hauptsächlich diese tiefen Beinvenen. Die Erkrankung wird mit TVT abgekürzt, was für tiefe Venenthrombose steht.

Risikofaktoren für Venenerkrankungen

+ Mangel an Bewegung
+ häufiges, langes Sitzen oder Stehen
+ Tragen hoher Absätze
+ ungesunde Ernährung
+ starkes Übergewicht
+ starker Tabakkonsum
+ Hormonbehandlung in den Wechseljahren
+ Einnahme von Hormonprä­paraten zur Kontrazeption oder bei Kinderwunsch
+ Schwangerschaft
+ Vorerkrankungen wie bereits vorhandene Krampfadern, akute oder vorausgegangene Throm­bosen
+ Blutgerinnungsstörungen
+ Krebs

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