Harnwegsinfekte
PTA-Fortbildung

Harnwegsinfektionen

Brennen beim Wasserlassen und der stetige Drang zur Toilette zu gehen, das sind Symptome eines Blaseninfektes. Warum sind besonders Frauen betroffen und warum gilt eine Blasenentzündung beim Mann nie als unkompliziert? Hier lernen Sie, wie man vorbeugt und was hilft, wenn die Beschwerden da sind.

18 Minuten

Welche Antibiotika wirken noch?

Antibiotika der Wahl sind bei der akuten unkomplizierten Blasenentzündung

  • Fosfomycin,
  • Nitrofurantoin und
  • Pivmecillinam.

Gyrasehemmer wie Ciprofloxacin, Mefloxacin oder Levofloxacin sowie Cotrimoxazol und Trimethoprim sollen aufgrund der Resistenzlage nicht mehr regelhaft zum Einsatz kommen. Die Chinolone, wie zum Beispiel Ciprofloxacin, wirken gegen E. coli nicht mehr wie gewünscht. Bei einer unkomplizierten Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ist jedoch Ciprofloxacin weiterhin das Mittel der ersten Wahl, zudem sollte bei schweren Verläufen eine stationäre Behandlung zur intravenösen Antibiotika-Therapie erfolgen.

Doc Fischer im SWR über Blasenentzündungen, Antibiotika und Alternativen:

Zu Antibiotika beraten

Die empfohlenen Antibiotika werden in unterschiedlichen Therapieschemata angewendet, zu denen Sie umfassend beraten sollten.

Sehr häufig wird Fosfomycin als Granulat zur einmaligen Gabe verordnet. Das Antibiotikum sollte am Abend nach Leerung der Blase getrunken werden, aufgelöst in Leitungswasser. Ziel ist, dass die Blase etwa bis vier Stunden nach der Einnahme nicht entleert wird, damit das Antibiotikum gut einwirken kann.

Fosfomycin gilt als gut verträglich, sollte allerdings wegen der Wechselwirkungen nicht in zeitlichem Zusammenhang mit polyvalenten Kationen, wie Eisen, Magnesium oder Calcium, eingenommen werden. Die Wirksamkeit kann durch Nahrungsmittel abgeschwächt werden und das Antibiotikum sollte daher mit einem Abstand von zwei bis drei Stunden zum Essen eingenommen werden.

Weisen Sie Ihre Kundinnen und Kunden außerdem darauf hin, in den direkt folgenden Tagen keine besonders hohe Flüssigkeitsmenge zuzuführen, sondern normal zu trinken. So wird das Antibiotikum nicht so schnell wieder ausgespült und bleibt länger in der Blase. Es ist wichtig, dies zu erklären, denn der übliche Rat bei einer Blasenentzündung ist ja, besonders viel zu trinken.

Pivmecillinam wird in der Dosis 400 Milligramm alle acht Stunden für drei Tage eingenommen. Die Tabletten werden zu den Mahlzeiten mit einem großen Glas Wasser geschluckt. Pivmecillinam wird gut aufgenommen und hat einen geringen Einfluss auf das physiologische Darm- und Vaginalmikrobiom. Außerdem ist Pivmecillinam gut verträglich und kann auch in Schwangerschaft und Stillzeit gefahrlos verordnet werden.

Nitrofurantoin war früher ein Antibiotikum der zweiten Wahl, seit 2011 wird es wieder bevorzugt (First Line) eingesetzt, weil andere Antibiotika nicht mehr wirksam sind. Nitrofurantoin ist ein Prodrug. Erst am Wirkort – also in den Harnwegen – wandeln bakterielle Enzyme, die Nitroreduktasen, es in die Wirkform um.

Die Resistenzlage gegenüber Nitrofurantoin ist günstig, da das Antibiotikum über verschiedene Angriffspunkte in der Bakterienzelle ansetzt. Die höchsten Konzentrationen im Urin werden vier bis fünf Stunden nach der Einnahme erreicht. Machen Sie Ihre Kundinnen und Kunden darauf aufmerksam, dass sich der Urin unter Nitrofurantoin-Therapie bräunlich verfärbt. Dies lösen unwirksame Stoffwechselprodukte des Wirkstoffs aus.

Bei akuter unkomplizierter Zystitis beträgt die Anwendungsdauer üblicherweise fünf bis sieben Tage und das Anwendungsintervall drei- bis viermal täglich 50 Milligramm. Die Retardkapseln mit 100 Milligramm werden nur zweimal täglich nach einer Mahlzeit mit Wasser eingenommen.

Nitrofurantoin wird außerdem bei rezidivierenden Harnwegsinfekten in niedriger Dosierung zur Prophylaxe über maximal sechs Monate eingesetzt. Das Interaktionsrisiko ist gering, da der Wirkstoff erst im Urin aktiviert wird. Allerdings können Antazida und polyvalente Kationen sowie Prokinetika, zum Beispiel Metoclopramid, die Aufnahme aus dem Darm reduzieren. In Schwangerschaft und Stillzeit sollte Nitrofurantoin nicht eingenommen werden.

Ein weiteres First-Line-Antibiotikum ist Nitroxolin, das bakteriostatisch gegen viele gramnegative und grampositive Bakterien und auch Pilze wirkt. Es wird dreimal täglich – alle acht Stunden – in einer Dosierung von 250 Milligramm über fünf Tage gegeben. Beachtet werden sollte ein mindestens zweistündiger Abstand zur Einnahme von polyvalenten Kationen, da diese mit Nitroxolin Chelatkomplexe bilden und somit die Bioverfügbarkeit reduzieren. Wie Nitrofurantoin kann Nitroxolin auch zur Rezidivprophylaxe verordnet werden. Die Dosierung beträgt dann ein- bis zweimal 250 Milligramm pro Tag.

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