Harnwegsinfekte
PTA-Fortbildung

Harnwegsinfektionen

Brennen beim Wasserlassen und der stetige Drang zur Toilette zu gehen, das sind Symptome eines Blaseninfektes. Warum sind besonders Frauen betroffen und warum gilt eine Blasenentzündung beim Mann nie als unkompliziert? Hier lernen Sie, wie man vorbeugt und was hilft, wenn die Beschwerden da sind.

18 Minuten

Schneller Test

Eine Untersuchung des Urins mit Teststreifen, die Nitrit, Blut, Leukozyten, Glucose, Proteine und den pH-Wert überprüfen, ist die erste Maßnahme, um eine unkomplizierte Blasenentzündung festzustellen.

  1. Dazu taucht man die Teststreifen kurz zum Benetzen der Testfelder in den Urin
  2. und streift sie vorsichtig ab.
  3. Dann sollte die empfohlene Einwirkzeit des Herstellers beachtet werden,
  4. bevor die Färbungen mit den Farbskalen verglichen werden.

Ein positiver Nitritnachweis deutet auf Bakterienbefall hin, da eine Reihe von Bakterien mithilfe der Nitratreduktase Nitrat zu Nitrit reduzieren. Über die Bestimmung der Leukozyten-Esterase erfolgt der Nachweis der Leukozyten, die auf die Entzündung hinweisen.

Tipps für die Uringewinnung zur Untersuchung
Spontan-Urin kann zu jeder Tageszeit gewonnen werden. Es sollte ein steriles Sammelgefäß verwendet werden. Um den Mittelstrahlurin aufzufangen, sollte das Sammelgefäß während des Wasserlassens – ohne es zu unterbrechen – kurz in den Strahl gehalten werden. Am besten schließt sich die mikroskopische Untersuchung oder eine Überprüfung mit Teststreifen direkt an. Wenn eine sofortige Untersuchung nicht möglich ist, dann muss der gesammelte Urin dunkel und dicht verschlossen aufbewahrt werden.

Bei der mikroskopischen Untersuchung des Urins können Kristalle und Leukozyten identifiziert werden. Nicht infizierter, frischer Urin ist normalerweise geruchlos, klar und schwach gelb bis bernsteinfarben. Trübungen deuten auf Zellbestandteile und Bakterien hin. Rötliche Färbungen können Blutbeimischungen sein.

Für eine genauere Diagnostik sollte eine Urinkultur mit Bestimmung der auslösenden Bakterien durchgeführt werden. Das geschieht in der Regel nur bei unklaren Fällen, Komplikationen oder Risikofaktoren. Eine genaue Identifizierung des Erregers ist jedoch wichtig für eine zielgerichtete Therapie mit einem geeigneten Antibiotikum bei komplizierten Infektionen.

Was sagt die Leitlinie?

Die akute unkomplizierte Harnwegsentzündung heilt in der Hälfte der Fälle ohne medikamentöse Behandlung spontan ab. Die Leitlinie zielt mit ihren Empfehlungen deshalb in erster Linie darauf ab, die klinischen Symptome rasch zu behandeln, also Beschwerden zu lindern.

Die aktuellen Leitlinie hebt hervor, dass bei einer akuten Blasenentzündung bei sonst gesunden Frauen auch Ibuprofen anstelle eines Antibiotikums zur Therapie eingesetzt werden kann. Ibuprofen wirkt antientzündlich und analgetisch. In aktuellen Studie zeigte sich, dass etwa 60 Prozent der so symptomatisch behandelten Frauen kein Antibiotikum mehr benötigten.

Allerdings sollte dieses Behandlungsprinzip im Vergleich zu einer antibiotischen Therapie durch den Arzt abgewogen und mit der Patientin individuell geprüft und besprochen werden, da die Symptome möglicherweise länger anhalten können als bei einer direkten antibiotischen Therapie. Außerdem ist nicht ausgeschlossen, dass bei Verschlechterung im Verlauf doch noch eine antibiotische Therapie erfolgen muss.

Antibiotika-Resistenzen

Die unkomplizierte Harnwegsinfektion ist eine sehr häufige Infektion. Ihre Therapie mit Antibiotika übt einen hohen Selektionsdruck auf die beteiligten Bakterien sowie auf die physiologischen Bakterien des Standortmikrobioms aus. Ein vorsichtiger und zurückhaltender Umgang mit Antibiotika ist also wichtig, um weitere Resistenzen zu vermeiden. Ärztinnen und Ärzte aller Fachgruppen (Urologie, Allgemeinmedizin, Gynäkologie, Mikrobiologie, innere Medizin) sollen deshalb die Vorgaben der Leitlinie beachten. Zur Festlegung der antibiotischen Therapie sollten sie folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Welches individuelle Risiko hat der Patient oder die Patientin?
  • Welches Erregerspektrum liegt vor und wie ist die Antibiotika-Empfindlichkeit einzuschätzen?
  • Gibt es bekannte unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen oder Unverträglichkeiten, die für diesen Patienten beziehungsweise die Patientin relevant sind?
  • Auswahl des Antibiotikums nach Darreichungsform, Dosierungsintervall und Dauer der Therapie
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