Arthrose
PKA-Fortbildung

Arthrose: Wenn die Gelenke nicht mehr mitspielen

Das Wort Arthrose hören Sie in der Apotheke bestimmt regelmäßig von Ihren Kunden. Aber was bedeutet es genau? Und wir können Sie als PKA betroffene Kunden möglicherweise mit Nahrungsergänzungsmitteln und hilfreichen Tipps unterstützen?

7 Minuten

Kann man guten Gewissens überhaupt etwas empfehlen?

Der Knorpel ist weg und wächst auch nicht nach. Wundermittel gibt es nicht. Auf jeden Fall sollten Sie Ihre Kunden zum Arzt schicken, denn er kann beurteilen, ob eine sogenannte konservative Therapie sinnvoll ist oder die Arthrose soweit fortgeschritten ist, dass nur eine Operation helfen kann. Mit dem Ausdruck konservativ ist in der Medizin allgemein eine Therapie ohne chirurgischen Eingriff gemeint. Es ist zwar leider richtig, dass die Knorpelschicht nicht nachwächst, aber oft gibt es noch Knorpelreste und zum Glück gibt es zwischen allen Knochenenden in den Gelenken zusätzlich noch die Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) und diese wird durchaus nachgebildet.

Besonders gut funktioniert die Erneuerung der Gelenkflüssigkeit bei Bewegung. Denn durch die dabei wechselnde Be- und Entlastung wechseln sich Druck- und Sogwirkung im Inneren der Gelenkkapsel ab, was zu einem gegenseitigen Flüssigkeitsaustausch zwischen Knorpel und Gelenkflüssigkeit und einem Schmiereffekt bei der Bewegung führt. Unter günstigen Bedingungen verbessert allein dies bereits die Beschwerden merklich. Ein weiterer Effekt ist, dass diese Gelenkflüssigkeit wertvolle Bestandteile enthält, die dann von den verbleibenden Knorpelzellen wie von einem Schwamm aufgesaugt werden können. Dadurch dehnen sich die verbliebenen Knorpelschichten etwas aus.

Welche Substanzen können dem Gelenk helfen?

Nahrungsergänzungsmitteln ergänzen die Nahrung, wie der Name schon sagt, falls die Ernährung in der einen oder anderen Hinsicht nicht optimal ist. Es gibt tatsächlich Substanzen, die das Gelenk unterstützen können, indem sie den Erhalt der verbliebenen Knorpelmasse förden.

Chondroitinsulfat

Chondroitinsulfat ist ein körpereigener Stoff, der die Matrix (Grundstruktur) der Knorpelmasse bildet. Er ist hauptverantwortlich für dessen stoßdämpfende Wirkung. Für eine chondroprotektive, also gelenkschützende Wirkung werden Tagesmengen von etwa einem Gramm eingesetzt. Gewonnen wird es oftmals aus Knorpelgewebe von Rindern, Schweinen und Haien. Dadurch ist nicht nur die Akzeptanz von Vegetariern und Veganern gering, auch Kunden, die sich für die Herkunft der Produkte und den Tierschutz interessieren, fragen zunehmend nach den Aufwachsbedingungen der Tiere. Sie können sich mit Ihren Empfehlungen gegenüber Produkten aus dem Internet abheben, wenn Sie darüber Auskunft geben können. Am einfachsten ist dies bei Produkten mit Lieferketten aus der Europäischen Union.

Glucosaminsulfat

Auch Glucosaminsulfat kommt im menschlichen Körper als Bestandteil des Knorpels, aber auch im Bindegewebe und in der Gelenkflüssigkeit vor. Es wird ähnlich wie Chondroitinsulfat im Grammbereich eingenommen und in vielen Präparaten damit kombiniert. Die Studienlage über die Wirksamkeit der Kombination ist nicht eindeutig, aber die Kombination muss über einen Zeitraum von mehreren Wochen eingenommen werden, um einen möglichen Erfolg zu erzielen. Viele Ihrer Kunden lassen es gerne auf einen Versuch ankommen, zumal sie oft einige Zeit auf einen Facharzttermin warten müssen und in der Zwischenzeit nicht untätig sein wollen. Gewonnen wird Glucosaminsulfat aus Schalen- und Krebstieren und kann dadurch allergische Reaktionen hervorrufen.

Wechselwirkungen können mit cumarinartigen Antikoagulanzien vorkommen, da deren blutgerinnungshemmende Wirkung verstärkt werden kann und es dadurch schlimmstenfalls zu lebensgefährlichen Blutungen kommt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Präparate zeitgleich oder zeitlich versetzt eingenommen werden. Darauf hat sowohl das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aufmerksam gemacht. Dies sollten Sie Ihren in Frage kommenden Kunden mitteilen und sie im Zweifelsfall zum Arzt schicken. Dieser Hinweis ist deshalb wichtig, weil zwar meistens auf Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln geachtet wird, aber Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln oft vernachlässigt werden.

Hyaluronsäure

Neben den beiden Hauptbestandteilen Chondroitinsulfat und Glucosaminsulfat können viele weitere Inhaltsstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln vorkommen, die individuell sinnvoll sein können. Dazu gehört die Hyaluronsäure. Sie kennen sie bestimmt bereits aus Kosmetikprodukten, wo sie wegen ihrer sehr hohen Wasserbindungsfähigkeit besonders bei trockener Haut außerordentlich beliebt ist. Aber dieser körpereigene Stoff ist auch ein Hauptbestandteil der schmiermittelartigen Gelenkflüssigkeit und ist hauptverantwortlich für deren Druckbeständigkeit. Wissenschaftliche Belege, dass oral eingenommene Hyaluronsäure chondroprotektive Wirkung besitzt, gibt es nicht. Gewonnen wurde sie anfangs aus tierischen Hahnenkämmen, heute jedoch überwiegend biotechnologisch aus Streptokokken-Kulturen. Bei Vorliegen einer Hühnereiweißallergie kann es bei aus Hahnenkämmen gewonnenen Hyaluronsäure-Präparaten zu allergischen Reaktionen kommen.

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