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Hauterkrankungen

ZUM AUS-DER- HAUT-FAHREN!

Neurodermitis ist eine sehr belastende Hauterkrankung, da sie mit einem quälenden Juckreiz verbunden ist. Hinzu kommt, dass das gestörte Hautbild häufig auch zu psychischem Druck führt.

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Die nicht ansteckende, chronisch entzündliche Hautkrankheit verläuft in Schüben. Das Risiko, sie zu entwickeln, wird vererbt, sodass über 60 Prozent der Kinder von Neurodermitis-Patienten ebenfalls wieder darunter leiden. Es handelt sich um eine atopische Erkrankung, sie wird daher auch atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis genannt. Das bedeutet, dass die Hautentzündungen die Folge einer überschießenden Immunantwort auf eigentlich harmlose Reize sind, ähnlich wie bei Allergien. Die Betroffenen haben daher auch ein erhöhtes Risiko, weitere atopische Krankheiten wie Heuschnupfen oder Asthma zu entwickeln.

Fehlende Schutzschicht Aufgrund ihrer genetischen Veranlagung können die Patienten auch nicht genug Proteine für die schützende Hornschicht der Haut bilden, was deren Barrierefunktion beeinträchtigt. Hierdurch wird sie empfindlicher für Irritationen, Umwelt- reize oder Allergene, die dann einen entzündlichen Schub hervorrufen können. Die jeweiligen Auslöser sind dabei individuell unterschiedlich: Hitze, Kälte und reibende Kleidungsstücke gehören genauso dazu wie Duftstoffe, Umweltgifte (z. B. Abgase, Tabakrauch) oder Allergene wie etwa Tierhaare, Milbenkot oder Pollen.

Die genaue Ursache ist nach wie vor unbekannt. Es muss sich aber um eine Fehlsteuerung des Immunsystems handeln.

Quälender Juckreiz Die Ekzeme jucken sehr stark, vor allem nachts. Wird die Haut aufgekratzt, können weitere Krankheitserreger eindringen und sogar potenziell tödliche Infektionen hervorrufen. Hierbei sind vor allem Herpesviren gefürchtet, da sie sich in entzündeter Haut besonders schnell ausbreiten können. Die Haut von Neurodermitis- Patienten ist zudem meist sehr stark mit Staphylococcus aureus besiedelt. Bei einer gesunden Hautbarriere spielen diese Erreger kaum eine Rol- le, dringen sie jedoch durch Verletzungen in den Organismus ein, können sie sehr gefährlich werden.

Kinder besonders betroffen In den meisten Fällen beginnt die Krankheit bereits im Säuglings- und Kleinkindalter, wobei etwa zehn bis 15 Prozent der Kinder betroffen sind. Zunächst zeigen sich die Hautveränderungen als sogenannter Milchschorf vorwiegend im Gesicht und auf der Kopfhaut, später dann als trockene oder nässende Ekzeme in Armbeugen, Achseln und Kniebeugen. Meistens verschwinden die Symptome allerdings mit Eintritt in die Pubertät, sodass nur noch ein bis drei Prozent der Erwachsenen an Neurodermitis leiden. Sie behalten die Krankheit dann jedoch meist ein Leben lang. Aus den Ekzemen können Knötchen werden, außerdem verdickt sich die betroffene Haut mit fortschreitendem Alter immer mehr und wird borkig. Neurodermitis kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, von leichten Symptomen bis hin zu fast körperbedeckenden Hautirritationen. Vor 50 Jahren war die Erkrankung noch fast unbekannt und man ging von psychischen Störungen als Ursache aus. Heute glauben Experten, dass die übertriebene Hygiene der vergangenen Jahre zu dem deutlichen Anstieg der Patientenzahl geführt hat.

Stark eingeschränkte Lebensqualität Stress und psychisch belastende Situationen können die Krankheit noch verschlimmern. Ein Teufelskreis, denn die Betroffenen stehen durch ihre Symptome bereits unter hohem psychischem Druck. Vor allem, wenn die Ekzeme an sichtbaren Hautstellen wie Gesicht oder Händen auftreten, schämen sie sich häufig in der Öffentlichkeit, haben Angst, dass ihre Umgebung sich ekelt oder die Krankheit für ansteckend hält. Dazu kommt, dass viele durch den starken Juckreiz schlecht schlafen und somit ständig unausgeruht und erschöpft sind. Treten die Hautirritationen großflächig auf, schämen sich auch viele Betroffene, im Sommer leichte Kleidung zu tragen oder schwimmen zu gehen. Der soziale Rückzug ist damit vorprogrammiert.

Schutzfunktion der Haut unterstützen Patienten, die nicht mehr darauf hoffen können, dass die Krankheit von selbst verschwindet, müssen lernen, mit ihr umzugehen. Wichtig ist es dann, den oder die Auslöser für die Symptome zu erkennen und zu meiden. Liegt eine Allergie vor, die auch die Neurodermitissymptome verstärkt, wie zum Beispiel Heuschnupfen, kann eine Hyposensibilisierung auch die Symptome des atopischen Ekzems verringern. Da die Medikamente nur kurzfristig angewendet werden dürfen, suchen Betroffene häufig nach natürlichen Mitteln oder komplementärmedizinischen Therapien wie Akupunktur oder Homöopathie. Wissenschaftliche Belege für deren Wirksamkeit gibt es jedoch nicht. Die Patienten müssen letztlich zum Manager ihrer Krankheit werden, ausprobieren, was ihnen hilft und was die Symptome lindert. Meist ist die Therapie sehr individuell und besteht aus mehreren Elementen. Besonders wichtig ist es, Stress und psychischen Druck zu mindern. Da- bei können Entspannungstechniken oder sogar Psychotherapie helfen. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/17 ab Seite 114.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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