Zwei Hände kneten einen Teig
Da Zöliakie-Patienten bereits auf geringe Spuren Gluten reagieren, müssen sie sich vieles selbst backen oder kochen. © Tom Merton / OJO Images / gettyimages.de

Good News der Woche | Lebensmittelunverträglichkeit

ZÖLIAKIE: MIT NANOPARTIKELN WIEDER GLUTEN VERTRAGEN

Ein neuer Therapieansatz verspricht Hoffnung für Menschen mit Zöliakie: Mit Hilfe von Nanopartikeln soll das Immunsystem wieder an das Klebereiweiß Gluten gewöhnt werden. Ein Kandidat beendete gerade erfolgreich die zweite klinische Phase.

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Bislang existiert keine ursächliche Therapie gegen Zöliakie, Betroffene sind gezwungen, Gluten zu meiden, um schmerzhafte Darmentzündungen zu verhindern. Die Ernährungsumstellung bedeutet für viele auch eine Einschränkung der Lebensqualität. Daher wird aktuell an neuen Therapieoptionen geforscht, um Zöliakie-Patienten auch langfristig zu helfen. Stephen Miller von der Northwestern University in Chicago und seinen Kollegen scheint dies nun gelungen zu sein. Sie testeten vor kurzem erfolgreich eine neue potenzielle Therapie in Phase zwei einer klinischen Studie.

An dieser Stelle möchten wir künftig jede Woche eine neue Good News vorstellen. Oft schockieren uns Nachrichten, Negatives erhält mehr Aufmerksamkeit als Schönes. Das erweckt bei vielen den Eindruck, die Welt sei nur schlecht und kein schöner Ort – teilweise wird die Weltlage dadurch düsterer eingeschätzt als sie eigentlich ist. Doch täglich passieren positive Dinge, kleine wie große Hoffnungsschimmer, von denen wir ab sofort berichten wollen. Sie wollen noch mehr gute Nachrichten lesen? Dann lesen Sie hier weiter.

Ihre grundlegende Idee: Das Immunsystem soll ausgetrickst werden und zwar mit Nanopartikeln, in die das Gluten versteckt in den Körper geschleust werden kann – wie ein Trojanisches Pferd. Denn verpackt in seiner „harmlosen Hülle“ wird das Eiweiß nicht vom Immunsystem erkannt, die folgende immunologische Entzündungsreaktion bleibt aus. Und die Technik geht noch einen Schritt weiter. Die Nanopartikel werden gemeinsam mit dem Gluten von Fresszellen beseitigt, die im gleichen Schritt das Gluten-Antigen auf ihrer Oberfläche präsentieren und damit dem Immunsystem vermitteln: Du brauchst nicht weiter vorzugehen, das gehört hier hin. Dadurch entfällt selbst dann eine überschießende Immunantwort, wenn das Gluten alleinig – also ohne Nanopartikel-Hülle – in den Organismus gelangt. Das Immunsystem hat sich an das Antigen „gewöhnt“.

Soweit die Theorie, was zeigte die Praxis? In der klinischen Prüfung bekamen die Probanden Gliadin, eine Proteinfraktion von Gluten, das hauptverantwortlich für die Immunreaktion ein soll, verabreicht – verpackt in Nanopartikeln. Eine Woche nach der Behandlung mit diesen CNP-101-Nanopartkeln erhielten die Probanden zwei Wochen lang Gluten. Im Vergleich zu der Kontrollgruppe fiel die durch Gluten ausgelöste Entzündungsreaktion bei der CNP-101-Gruppe um 90 Prozent geringer aus. „Dies ist der erste Beleg dafür, dass unsere Technologie im Patienten funktioniert“, sagt Miller. „Bisher können Ärzte lediglich eine glutenfreie Diät verschreiben. Doch das funktioniert nicht immer und ist für die Betroffenen mit sozialen und ökonomischen Tributen verbunden“.

Weitere Untersuchungen sollen das Potenzial der Nanopartikel untersuchen. Dabei erklären die Wissenschaftler, dass sich der Ansatz auch zur Behandlung anderer Autoimmunreaktionen eignen würde. Das beträfe dann nicht nur neue Therapieansätze für andere Allergien, wie die auf Erdnüsse, sondern auch auf Krankheitsbilder wie Diabetes mellitus oder multiple Sklerose.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: https://www.scinexx.de/news/medizin/therapie-gegen-zoeliakie-in-sicht/ 

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