Sie werden lethargisch und haben keinen Appetit mehr: Affen, die das Zikavirus in sich tragen, sind nun auch im brasilianischen Regenwald nachgewiesen worden. Bisher waren hier nur Menschen als Überträger bekannt. © Adrian Catalin Lazar / iStock / Getty Images Plus

Gefahr einer Epidemie | Forschungsanalyse

ZIKAVIRUS SPRINGT AUF BRASILIANISCHE AFFEN

Der Zikavirus, der bei Schwangeren schwere Anomalien des Fötus auslösen kann, wurde nun erstmals bei Affen im brasilianischen Regenwald nachgewiesen. Damit ist der Erreger auf ein neues Wirtstier eines anderen Kontinentes übergesprungen.

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In Afrika sind eine bestimmte Art von Primaten, die so genannten Altweltaffen, schon länger als Reservoir für das Zikavirus bekannt. Auf dem amerikanischen Kontinent hingegen, wo der Erreger 2015 und 2016 eine verheerende Epidemie in Lateinamerika auslöste und die Weltgesundheitsorganisation daraufhin einen „öffentlichen Gesundheitsnotstand internationalen Ausmaßes“ ausrief, waren bislang keine Wirte außer dem Menschen bekannt. Die Tatsache, dass jetzt auch Affen in Brasilien als Überträger fungieren, bedeutet, dass das Risiko besteht, dass sich ein sylvatischer Zyklus bildet, heißt es in einer Publikation im Journal „Scientific Reports“. Von lateinisch silva – der Wald meint dies die Übertragung innerhalb des Regenwaldes über Mückenstiche von der Mücke auf den Affen und umgekehrt. Die Gefahr dabei: Aus diesem Reservoir in der Tierwelt könnte der Erreger dann vermehrt auch zu Epidemien beim Menschen führen, für den das Virus weitaus schädliche Auswirkungen hat, wie die Mikroenzephalie bei Föten, einer Fehlentwicklung des Gehirns, die geistige Behinderungen und eine verminderte Lebenserwartung nach sich zieht.

Die neuen Ergebnisse der Forschung erzielten die Wissenschaftler, indem sie 82 tote Affen auf das Virus untersuchten. Von diesen waren 32 Tiere (39 Prozent) Zika-positiv. Die Krallen- und Kapuzineraffen waren von den Bewohnern der Städte Sao José do Rio Preto und Belo Horizonte erschlagen oder auf andere Weise getötet worden, um Infektionen mit dem Dengue-Virus zu vermeiden. Von diesem ist nämlich bereits bekannt, dass Primaten ihm als Wirt dienen. Eine genetische Analyse des aus den Affen isolierten Zikavirus bestätigte, dass es sich um den Typ handelt, der auch Menschen infiziert.

Es stehe zu befürchten, dass das Zikavirus einen sylvatischen Zyklus etablieren und die Epidemiologie komplett verändern könne, warnen die Forscher. Von einem tierischen Reservoir aus könne die Reinfektion von Menschen dann deutlich häufiger erfolgen. Weitere Untersuchungen sollten sich deshalb auf die Rolle der Primaten bei der Aufrechterhaltung von urbanen und sylvatischen Zyklen konzentrieren.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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