Chronische Wunden
WENN WUNDEN NICHT HEILEN
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Von den etwa 2,7 Millionen Wundpatienten in Deutschland leiden circa 900 000 unter chronischen Wunden. Mit Abstand am häufigsten tritt ein Unterschenkelgeschwür, das Ulcus curis, häufig das Endstadium einer Venenerkrankung, dicht gefolgt vom diabetischen Fußsyndrom und von Druckgeschwüren bei immobilen Patienten, dem gefürchteten Dekubitus, auf.
Schlecht abheilend Von einer chronischen Wunde spricht man, wenn ein Gewebedefekt innerhalb von acht, spätestens zwölf Wochen nicht verheilt ist. Sie ist gekennzeichnet durch gelblich-fibrinöse oder schwarze nekrotische Belege, eine insuffiziente, häufig nur inselartig verlaufende Granulation und eine reduzierte Durchblutung im Wundbereich. Theoretisch kann sich in jeder Wundheilungsphase aus einer akuten Verletzung eine chronische Wunde entwickeln.
Meistens entstehen chronische Wunden aus fortschreitenden Gewebezerstörungen infolge einer Mangelversorgung des betroffenen Gewebes. Neben einer lang anhaltenden Druckeinwirkung durch Immobilisation führen vor allem Gefäßerkrankungen zu einer gestörten Mikro- und Makrozirkulation und damit zu schlecht abheilenden Wunden. Beispielsweise entwickeln sich chronische Wunden besonders häufig bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit, chronisch-venöser Insuffizienz oder Diabetes mellitus.
Weitere Ursachen können Mangelernährung, Medikamente (z. B. Glucocorticoide, Zytostatika), Immundefekte, Infektionen und fortschreitendes Alter sein. Gerade bei älteren Menschen kann es länger dauern, bis Wunden vollständig abheilen, da im Alter die Durchblutung und damit die Versorgung der Haut mit Sauerstoff und Nährstoffen zurückgeht. Die Haut wird verletzbarer und neigt stärker zu Infektionen, wodurch sich Wunden langsamer und verzögert schließen.
Übler Wundgeruch
Chronische Wunden werden oftmals von einem starken Geruch begleitet. Die Ursache dafür sind Bakterien und abgestorbenes Gewebe, die sich in der offenen Wunde befinden. Nur ihre Entfernung kann den Wundgeruch ursächlich verhindern. Geruchsbindende Wundauflagen helfen aber, den übelriechenden Geruch zu reduzieren.
Diabetischer Fuß Diabetiker leiden häufig am diabetischen Fußsyndrom, bei dessen Entstehung Nervenschädigungen (Polyneuropathie) eine zentrale Rolle spielen. Durch die Polyneuropathie entwickelt der Patient Koordinationsstörungen, die ein verändertes Gangbild und damit assoziiert eine ungleichmäßige Belastung des Fußes beim Gehen nach sich ziehen.
Dies bewirkt eine verstärkte Hornhautbildung mit Ausbildung von schmerzhaften Schwielen. Da der Diabetiker aufgrund der Sensibilitätsstörungen aber die Schmerzen und belasteten Stellen am Fuß nicht mehr wahrnimmt, unternimmt er nichts dagegen, was zu einer andauernden Druckbelastung des darunterliegenden Weichteilgewebes und nachfolgend zu einer Wunde unterhalb der Schwiele führt.
Zudem entwickeln Diabetiker mit zunehmendem Krankheitsverlauf häufig noch eine Gefäßschädigung mit arteriellen Durchblutungsstörungen, die wiederum Wundheilungsstörungen bedingen, sodass aus den kleinen Wunden schlecht abheilende Fußgeschwüre entstehen. Diabetiker sollten zur Prophylaxe täglich ihre Füße inspizieren und geeignete Fußpflegeprodukte verwenden. Auch der regelmäßige Besuch bei einer Podologin ist empfehlenswert.
Ulcus cruris Befinden sich die nässenden Wunden am Unterschenkel, spricht man von einem Ulcus cruris, einem Unterschenkelgeschwür, das volkstümlich als offenes Bein bezeichnet wird. Auch dieses kann bei Diabetikern auftreten, ebenso wie bei Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit oder einer chronisch-venösen Insuffizienz. Das typische Ulcus cruris tritt im Bereich des Unterschenkels unmittelbar unter dem oberen Sprunggelenk auf.
Es entsteht, unabhängig von der Ursache, dadurch, dass sich durch eine mangelhafte Durchblutung die Heilungstendenz des Gewebes verschlechtert. Häufig ist es dann eine Kleinstverletzung, die das Ulcus auslöst. An der betroffenen Stelle siedeln sich Bakterien an und es kommt dort und im umliegenden Gewebe zur Entzündung. Das Unterschenkelgeschwür ist nicht selten. Man schätzt, dass drei Prozent der über 80-jährigen betroffen sind, Frauen wesentlich häufiger als Männer. Am bekanntesten ist das Ulcus cruris venosum, die schwerste Form einer chronisch-venösen Insuffizienz.
Durch das Venenleiden bilden sich Ödeme an den Beinen und das Gewebe versumpft regelrecht. Es kann nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden, Stoffwechselendprodukte können nicht mehr abtransportiert werden. Dadurch wird die Haut dünner und kann leicht verletzt werden. Tritt eine Verletzung ein, so ist der Gewebsdefekt schmerzhaft und hat nur eine geringe Heilungstendenz. Neben der Wundversorgung steht hier die Kompressionstherapie im Vordergrund.
Dekubitus Die Hauptursache für die Entstehung eines Dekubitus ist die Unbeweglichkeit eines Patienten. Menschen, die nur liegen können oder im Rollstuhl sitzen, können dem Druck, der durch die konstante Belastung auf bestimmte Körperteile entsteht, nicht ausweichen. Der Druck bewirkt eine Komprimierung der versorgenden Blutgefäße.
Die Folge ist eine Mangeldurchblutung, sodass das nährstoff- und sauerstoffreiche arterielle Blut nicht mehr zu den Zellen transportiert werden kann. Bei länger anhaltendem Druck auf ein räumlich begrenztes Hautareal sterben die betroffenen Körperzellen ab, wobei die entsprechenden Nervenzellen schon wesentlich früher irreversibel geschädigt sind.
Es kommt zunächst zu einer Weitstellung der Gefäße und zu einer verstärkten Durchblutung, erkennbar an einer starken Hautrötung. Die Gefäßdilatation bewirkt einen Flüssigkeits- und Eiweißaustritt in das Gewebe und fördert die Entstehung von Ödemen und Blasen. Wenn sie sich öffnen, ist das Druckgeschwür entstanden. Hier muss neben der Wundversorgung sofort für eine Druckentlastung gesorgt werden.
Keine Selbstmedikation Während kleine akute Gewebedefekte in der Regel im Rahmen der Selbstmedikation versorgt werden können, ist die Behandlung chronischer Wunden weitaus schwieriger. Es sind Problemwunden, deren Heilungsprozess sich wochen-, monatelang, manchmal sogar über Jahre hinwegziehen kann und daher grundsätzlich vom Arzt beziehungsweise von Pflegekräften begleitet werden sollte.
Chronische Wunden erfordern ein modernes Wundmanagement mit hydroaktiven Wundauflagen, die ein feuchtes Wundklima schaffen und somit den physiologischen Heilungsprozess der Haut unterstützen. Um die adäquaten Versorgungsschritte in den verschiedenen Phasen der Wundheilung besser zu verstehen, werden vorab der Aufbau sowie das komplexe Reparatursystem der Haut erläutert.
Schichten der Haut Drei miteinander verzahnte Gewebeschichten – die Unterhaut (Subkutis), die Lederhaut (Dermis) und die Oberhaut (Epidermis) – bilden das Grundgerüst der Haut. Sie beherbergen zahlreiche Strukturen und Zellen, die an einem ausgeklügelten Reparatursystem für den Wundverschluss beteiligt sind. Die Epidermis ist die oberste und dünnste der drei Hautschichten (0,1 Millimeter). Als äußerste Schicht bildet sie eine Barriere gegen die Umwelt und schützt vor mechanischen, chemischen und physikalischen Einflüssen.
Weil diese Hautschicht gefäßlos ist, bluten Verletzungen, die sich ausschließlich auf die Oberhaut beschränken, nicht. Sie heilen auch ohne Narbenbildung wieder ab. Die Epidermis ist selbst aus fünf verschiedenen Schichten aufgebaut. Von außen nach innen unterscheidet man die Hornschicht (Stratum corneum), die Glanzschicht (Stratum lucidum), die Körnerzellschicht (Stratum granulosum), die Stachelzellschicht (Stratum spinosum) und die Basalschicht (Stratum basale).
Basal- und Stachelzellschicht bilden zusammen die Keimschicht (Stratum germinativum). In den beiden unteren Schichten befinden sich lebende Zellen, die durch Mitose ständig neue Zellen bilden und die abgestorbenen und abgestoßenen Zellen der obersten Hornschicht ersetzen und somit für eine permanente Regeneration der Haut sorgen. Dafür wandern die in der Basalschicht unaufhörlich neu gebildeten Keratinozyten in die darüber befindlichen Zellschichten, bis sie in der äußeren Hornschicht angelangt sind.
Auf dem Weg dorthin verhornen sie und werden als reife Hornzellen (Korneozyten) abgestoßen. Von der Bildung bis zur Ankunft auf der Hautoberfläche dauert es etwa vier Wochen. Bei jungen Menschen bildet der Körper schneller neue Zellen, im Alter verlangsamt sich dieser „Häutungsprozess“ bis auf sechs Wochen. Auch die für den Verschluss von Wunden benötigten Hautzellen werden in der untersten Hautschicht der Epidermis produziert. Außerdem sind in der Basalschicht Pigmentzellen (Melanozyten) eingelagert.
Darunter liegt die Dermis, die wesentlich dicker als die Oberhaut ist (fünf Millimeter), und eine scharfe Trennlinie zur Epidermis bildet. Sie hat eine elastische und dennoch feste Konsistenz und besteht wiederum aus zwei gefäß- und nervenreichen Schichten. Die obere Schicht der Lederhaut, die Zapfenschicht (Stratum papillare), ist fest mit der darüber liegenden Basalschicht der Epidermis verbunden. Ihre zapfenartigen Verdickungen (Papillen) ragen wie Fühler in die gefäßlose Epidermis hinein und sorgen für einen erhöhten Zusammenhalt der beiden Hautschichten.
Außerdem ermöglicht der wellenförmige Verlauf der Zapfenschicht eine optimale Nährstoffversorgung der gefäßlosen Epidermis. Auch beginnen hier die Lymphgefäße, die die Lymphe sammeln, das heißt die Flüssigkeit, die durch den Austritt von Blutplasma aus den Blutgefäßen entsteht. Außerdem sind hier zahlreiche Blutzellen (z. B. Lymphozyten, Granulozyten, Monozyten) sowie Zellen der Immunabwehr (z. B. Mastzellen) und des Bindegewebes (z. B. Fibroblasten) lokalisiert. Überdies befinden sich in der Zapfenschicht Rezeptoren für Wärme, Kälte und den Tastsinn sowie Hautanhangsgebilde (Haarfollikel, Schweiß-, Talg- und Duftdrüsen sowie Nägel).
Die untere Schicht der Lederhaut, die Netzschicht (Stratum reticulare), enthält ein dichtes Netz aus Kollagenfasern, die parallel zur Körperoberfläche ausgerichtet sind. Dieses Netz ist mit elastischem Bindegewebe gefüllt. Diese Konstruktion sorgt für die hohe Zugfestigkeit und Elastizität dieser Hautschicht. Auch die unterste der drei Hautschichten, die Subcutis, ist von Nerven und Blutgefäßen durchzogen. Sie enthält aber überwiegend lockeres, schwammartiges Bindegewebe, wodurch sie als Ganzes verschiebbar ist. Zudem sind in ihr kissenförmige Fettposter eingelagert, die als Energiespeicher, Stoßdämpfer und als Wärmeisolator fungieren.
Dekubitus und Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD)
Bettlägerige Patienten sind häufig auch inkontinent. Wenn die Feuchtigkeit zu lange auf die Haut einwirkt und aggressive, hautschädigende Substanzen entstehen, kann es zu einer Entzündung der Haut kommen – zu einer IAD, umgangssprachlich auch Windeldermatitis genannt. Im Unterschied zum Dekubitus, bei dem der Druck eine Rolle spielt und das Problem von innen nach außen entsteht, entwickelt sich die Hautschädigung bei der IAD von außen nach innen. Durch die Feuchtigkeit und die Ausscheidungen wird zunächst der Säureschutzmantel und dann die äußere Hautschicht geschädigt. In beiden Fällen ist Hautrötung das erste Alarmsignal. Beide – IAD und Dekubitus – können auch an denselben Körperstellen, zum Beispiel am Steißbein, auftreten und sich gegenseitig verstärken. Prophylaktisch ist auf gute Inkontinenzhilfsmittel zu achten, die die Flüssigkeit schnell von der Oberfläche in den Produktkern ableiten. Wichtig ist auch eine spezielle Hautpflege, die den Säureschutzmantel und die Hautbarriere schützt.
Formen der Wundheilung Bei Verletzungen ist gesunde Haut in der Lage, die Gewebedefekte rasch wieder zu verschließen. Dafür verfügt sie über ausgeklügelte Regenerations- und Reparaturmechanismen, an denen alle Hautschichten beteiligt sind. Grundsätzlich heilen Wunden an gut durchbluteten Stellen (z. B. im Gesicht) schneller als in schlecht durchbluteten Arealen (z. B. Schienbein). Zudem verschließen sie sich bei jungen Menschen rascher als bei alten.
Wird im Heilungsprozess zerstörtes Gewebe exakt ersetzt, spricht man von Regeneration, bei der die Haut ohne Narbenbildung verheilt. Eine regenerative Wundheilung ist möglich, wenn lediglich die Epidermis betroffen ist und die darin befindliche Basalschicht unversehrt bleibt. Dabei produzieren intakte Basalzellen neue Epithelzellen, die den Gewebedefekt von unten nach oben auffüllen (Epithelisierung). Typisches Beispiel ist der Verschluss von Schürfwunden.
Liegen tiefer gehende Defekte vor, die bis in die Dermis reichen, kann zerstörtes Gewebe nur noch nahezu wieder hergestellt werden, was als Reparation bezeichnet wird. Bei der reparativen Wundheilung entspricht das neu entstandene Gewebe nicht mehr genau dem Zellverband, der durch die Wunde verletzt wurde. Es kommt zur Vernarbung, bei der Bindegewebe die zerstörten Hautzellen ersetzt. Dem Ersatzgewebe fehlen Pigmente sowie Hautanhangsgebilde. Eine fast unsichtbare, strichförmige Narbe bildet sich, wenn die Wundränder ohne Substanzverlust dicht aneinander liegen und saubere und keimarme Wundverhältnisse vorliegen.
Dann spricht man von einer primären Wundheilung, bei der der Heilungsprozess rasch und komplikationslos verlaufen kann. Ist der Gewebedefekt sehr groß, da die Wundränder weit auseinanderklaffen, heilt die Wunde sekundär unter Bildung von Granulationsgewebe mit einer ausgedehnten Narbenbildung ab. Zu einer sekundären Wundheilung kommt es auch bei infizierten Wunden, da Keime den Wundverschluss erschweren und hinauszögern. Während Operationswunden ein typisches Beispiel für eine primäre Wundheilung sind, vollzieht sich der Wundverschluss bei chronischen Wunden sekundär.
Chronische Wunden entwickeln sich besonders häufig bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit, chronisch-venöser Insuffizienz, Diabetes mellitus und bei Druckbelastung aufgrund lang anhaltender Immobilisation.
Komplexer Prozess Der Organismus setzt nach jeder Verletzung unabhängig von ihrer Ursache oder dem Ausmaß des Gewebeverlustes verschiedene Wundheilungsprozesse nahezu gleichzeitig in Gang. Dabei laufen immer die gleichen komplexen Mechanismen ab, die man in drei sich teilweise im Wundareal zeitlich und räumlich überlappende Phasen einteilen kann: Entzündungs-, Granulations- und Epithelisierungsphase. Unmittelbar nach der Entstehung einer Wunde setzt die Entzündungsphase ein.
Sie ist durch Rötung, Schwellung und viel Wundsekret gekennzeichnet. Blutungen werden gestillt, Gewebetrümmer, Keime und Fremdkörper aus der Wunde gespült, weshalb diese Phase auch unter dem Namen Reinigungsphase bekannt ist. Durch Aktivierung der Gerinnungskaskade wird zunächst ein provisorischer, vorwiegend aus Thrombozyten bestehender Wundpfropf gebildet. Gleichzeitig kommt es durch Polymerisation von im Wundsekret enthaltenem Fibrinogen zur Fibrinbildung und somit zum Wundverschluss.
Dieses Fibrinnetz schützt die Wunde vor Infektionen und stellt die Gewebegrundsubstanz dar, die später als Matrix für den Kollageneinbau dient. Zum gleichen Zeitpunkt löst die Zell- und Gewebeschädigung die Freisetzung von Entzündungsmediatoren (z. B. Histamin) und damit eine entzündliche Reaktion aus, die mit dem vermehrten Austritt von Flüssigkeit und der Bildung von Wundsekret gekennzeichnet ist. Es wandern neutrophile Granulozyten (Leukozyten) und Makrophagen in das Wundgebiet ein. Diese Immunzellen sind für die Wundreinigung verantwortlich, indem sie Überreste der zerstörten Zellen auflösen und körperfremdes Material sowie Keime phagozytieren.
Außerdem sezernieren die Fresszellen Wachstumsfaktoren, die die nachfolgenden Phasen der Wundheilung stimulieren. Ebenso wird die Vermehrung von Fibroblasten und damit die Proliferation von Gewebe angeregt. Bei sauberen, nicht infizierten Wunden dauert die Entzündungsphase drei Tage. Bei kontaminierten Läsionen oder größeren Defekten kann sie stark verzögert ablaufen und auch längere Zeit in Anspruch nehmen. So ist diese Phase oft bei chronischen Wunden stark verlängert, weil bakterielle Entzündungsreaktionen die Wundheilung verlangsamen.
Neue Hautzellen entstehen Die zweite Phase, die Granulationsphase, beginnt bereits einen Tag nach der Entstehung der Wunde. Je nach Größe des Defektes kann diese Phase bis zu 14 Tage dauern. Sie dient dem Aufbau und der Vermehrung von neuem Gewebe, weshalb diese Phase auch Proliferationsphase heißt. In dieser Zeit wachsen kleinste Blutgefäße (Kapillaren) und Bindegewebszellen (Fibroblasten) in das Wundgebiet ein. Mit ihrer Hilfe wird der Defekt von den Wundrändern und vom Wundgrund wieder mit neuem Material aufgefüllt.
Das neue, stark von Blutgefäßen durchzogene Gewebe ist an der Oberfläche intensiv rot gefärbt und glänzt feucht. Aufgrund des körnigen Aussehens spricht man von Granulationsgewebe (lat. Granula = Körnchen). Die Menge des von den Fibroblasten gebildeten Kollagens nimmt im Granulationsgewebe ungefähr bis zum 14. Tag nach der Verletzung zu. Danach bleibt es in der geschlossenen Wunde konstant. Das Granulationsgewebe ist noch sehr locker und empfindlich und stellt die Grundlage für die abschließende Epithelisierung dar.
Endgültiger Wundverschluss In der letzten Phase, die ungefähr zwischen dem sechsten und zehnten Tag nach der Verletzung beginnt, wird der Defekt mit einer Epithelschicht überzogen. Sie wird als Epithelisierungsphase oder Regenerationsphase bezeichnet. Dabei wird die Wunde von den Wundrändern her mit einem Deckgewebe aus Epithelzellen versehen, das die Vorstufe der neuen Epidermis bildet.
Darunter fängt das Granulationsgewebe an sich durch verstärkte Ausreifung der kollagenen Fasern zusammenzuziehen, sodass die Wunde mehr Festigkeit erhält. Dabei richten sich die Kollagenfasern entlang der Zugrichtung aus. Voraussetzung für den Prozess der Epithelisierung ist eine durchfeuchtete Unterlage, also eine Gleitfläche aus verflüssigtem Fibrin. Als letzter Schritt der Wundheilung vollzieht sich die Reifung der Epidermis, bei der die neue Hautschicht schließlich mechanische Stabilität und Reißfestigkeit erlangt.
Dieser Vorgang kann unterschiedlich lange dauern. Während sich bei einer primären Wundheilung die Wunde schon nach wenigen Tagen endgültig schließen kann, läuft der Prozess im Zuge der sekundären Wundheilung, zum Beispiel bei chronischen Wunden, stark verzögert ab und kann mehrere Wochen oder Monate beanspruchen. Da bei chronischen Wunden auch die Basalschicht betroffen ist, bildet sich immer eine Narbe.
Feuchte Wundversorgung in jeder Heilungsphase
Die feuchte Wundversorgung sorgt in jeder Phase der Wundheilung für ein optimales Wundmilieu: Die Wundreinigung, die Bildung von Granulationsgewebe und die Reepithelisierung funktionieren mit hydroaktiven Wundauflagen besser. In der Entzündungsphase unterstützen und fördern sie die physiologische Wundreinigung und sorgen so für saubere Wundverhältnisse. Eventuell vorhandene Beläge und Nekrosen werden schonend aufgelöst und vom Verband aufgenommen. Auch Exsudat, Gewebetrümmer und Keime werden gebunden und beim Verbandwechsel aus der Wunde entfernt. Eine starke Saugkapazität des hydroaktiven Verbandes ist in dieser Phase wünschenswert. Dadurch kann die Mazeration von Wundrand und Wundumgebung verhindert werden, ohne dass die Wunde trockengelegt wird. In der Granulationsphase verschafft der hydroaktive Verband der Wunde die nötige Ruhe für die Wundheilung, indem ein feuchtes Wundklima das Austrocknen der Wunde verhindert und überschüssiges Sekret absorbiert wird. In der Epithelisierungsphase erhält der Verband die optimale Feuchtigkeit und fördert die Bildung von neuem Epithelgewebe, da das nachwachsende Epithel bei genügend Feuchtigkeit leichter über das neugebildete Granulationsgewebe gleiten kann. Die hydroaktive Wundabdeckung schirmt das noch zarte Gewebe vor äußeren Einflüssen ab und bietet Schutz vor Neuinfektionen. Der Verbandwechsel ist schmerzlos möglich, da hydroaktive Wundauflagen im Gegensatz zu konventionellen Verbänden nicht mit der Wunde verkleben. Das neu gebildete Gewebe wird nicht zerstört und heilt mit geringerer Narbenbildung und besseren kosmetischen Ergebnissen ab.
Wunden reinigen Chronische Wunden sind besonders anfällig für Verschmutzungen und Infektionen. Da nur eine saubere Wunde heilen kann, gehört zur Behandlung grundsätzlich eine sorgfältige Wundreinigung. Diese umfasst neben der Reduktion der Bakterienlast auch die Entfernung von bereits im Wundbereich abgestorbenem Gewebe (Nekrosen), von gelblichen Fibrinbelägen, Verbandresten sowie anderen Fremdkörpern.
Diese Reinigung wird als Débridement („Wundtoilette“) bezeichnet. Gelingt es nicht, bereits mit Wundspüllösungen (z. B. physiologischer Kochsalzlösung, Ringerlösung, antiseptischen Lösungen) die Wunde ausreichend zu reinigen, kommen verschiedene Débridement-Verfahren zum Einsatz. Eine Entfernung des abgestorbenen Gewebes mittels Skalpell wird als operatives Débridement bezeichnet. Es erfolgt unter lokaler Betäubung und ist Mittel der Wahl.
Alternativ können enzymatisch wirkende Stoffe (z. B. Clostridiopeptidase, Streptokinase/Streptodornase) aufgetragen (enzymatisches Débridement) oder speziell gezüchtete sterile Maden (Larven der Goldfliege Lucilia sericata) auf die Wunde gesetzt werden, welche die toten Zellen ablösen (biologisches oder biochirurgisches Débridement).
Eine sehr schonende Methode ist das autolytische Débridement, bei dem spezielle Verbände (Hydrogele) eine Quellung der Nekrose beziehungsweise der Beläge aus abgestorbenem Material bewirken, die dann anschließend beim nachfolgenden Verbandwechsel vorsichtig mit Hilfe einer Kompresse, Pinzette, Skalpell oder scharfem Löffel entfernt werden. Welches Verfahren zur Wundreinigung geeignet ist, hängt von Art und Größe der Verletzung ab und wird vom Arzt bestimmt.
Antiseptika und Antibiotika Mittel zur Wunddesinfektion können den Wundheilungsprozess stören. Daher kommen sie nur bei infektionsgefährdeten oder bereits infizierten Wunden kurzfristig (maximal sechs Tage) zum Einsatz. Chronische Wunden gehen allerdings prinzipiell mit einem erhöhten Infektionsrisiko einher, da sie lange Zeit offen sind. Für chronische Wunden eignet sich neben Octenidin vor allem Polyhexanid. Es sind die Wirkstoffe der Wahl, da sie ein breites mikrobielles Wirkspektrum bei gleichzeitig guter Schleimhaut- und Hautverträglichkeit besitzen.
Präparate auf Povidon-Iod-(PVP-Iod)-Basis werden bei chronischen Wunden nicht allgemein empfohlen. Sie wirken zwar auch zuverlässig gegen Pilze, Bakterien, Mykobakterien und Viren, führen aber häufig zu Nebenwirkungen. So sind sie wegen der perkutanen Jod-Resorption nicht bei einer Schilddrüsenüberfunktion geeignet. Zudem können sie zu Allergien führen und ihre Applikation ist meist mit Schmerzen verbunden. Ob über eine Wunddesinfektion mit Antiseptika hinaus noch Antibiotika erforderlich sind, kann letztendlich nur der Arzt beurteilen.
Während im stationären Bereich vor allem eine systemische Antibiotikabehandlung favorisiert wird, verschreiben niedergelassene Mediziner immer noch häufig Antibiotika zur Lokaltherapie. Lokalantibiotika werden aber zunehmend kritisch betrachtet, da sie mit mehreren Nachteilen verbunden sind. So können sie zur Resistenzentwicklung beitragen, die Wundheilung hemmen und lokale Hautreaktionen sowie Kontaktallergien auslösen. Alternativ kommen heute auch vermehrt antimikrobielle Wundauflagen mit Silber zur Anwendung.
Verbandwechsel
Hydroaktive Wundauflagen bleiben in der Regel mehrere Tage auf der Wunde, um einen optimalen Heilungsprozess zu ermöglichen. Maßgeblich für den Verbandwechsel sind der Exsudationsgrad der Wunde und die Anwendungshinweise des jeweiligen Herstellers. Ein zu frühes Wechseln stört die Wundruhe, wodurch die Heilung negativ beeinflusst wird. Gibt es aber Anzeichen für eine Infektion (veränderte Farbe und Geruch der Wundflüssigkeit, vermehrte Absonderung von Wundsekret, Schwellung, Rötung, Schmerzen, Fieber), wird ein vorzeitiger Verbandwechsel notwendig. Eine neue Wundauflage wird auch benötigt, wenn die alte undicht ist oder sich löst.
Chronisch immer feucht Für die Wundabdeckung steht eine Vielzahl an Wundverbänden zur Verfügung. Während kleine akute Wunden heute meistens noch konventionell mit herkömmlichen Wundschnellverbänden (umgangssprachlich fälschlicherweise Pflaster genannt) trocken abgedeckt werden, erfordern chronische Wunden grundsätzlich ein modernes Wundmanagement. Dies bedient sich hydroaktiver (wasserregulierender) Wundverbände, die ein feuchtes Wundmilieu schaffen und erhalten. Hintergrund ist, dass die Existenz von Sekret eine Grundvoraussetzung für den Heilungsprozess darstellt.
Daher wirkt sich ein feuchtes Wundmilieu günstig auf die ablaufenden Zellaktivitäten aus. Die Wundheilung wird unterstützt und beschleunigt. Zellen, Nährstoffe und weitere Substanzen aus dem Zellstoffwechsel können sich nicht nur schneller verteilen. Auch ist die Kommunikation unter den Zellen verbessert, sodass die Vermehrung und Migration von Zellen sowie die Neubildung von Blutgefäßen und Bindegewebe unterstützt wird. Zudem arbeiten die Zellen der Immunabwehr unter feuchten Bedingungen besser als unter trockenem Wundschorf und es werden Schmerzen im Wundareal durch Einkapseln freier Nervenendigungen wirkungsvoll reduziert.
Große Auswahl Es existiert ein umfangreiches Sortiment aus verschiedenen Systemen. Prinzipiell setzen sich hydroaktive Wundverbände aus einem wasserabweisenden und atmungsaktiven Trägermaterial (z. B. Polyurethan) und einer Wundauflage aus hydroaktiven Substanzen (z. B. Alginate, Hydrofiber, Hydrokolloide, Hydrogele, Polyurethanschäume, Polyacrylat-Superadsorber) zusammen. Die Wahl der geeigneten hydroaktiven Wundauflage ist abhängig von der Art der Wunde, ihrem Heilungsstadium und der Sekretmenge.
Alginate Sie bestehen aus Alginsäure, einem celluloseähnlichen Polysaccharid, das vor allem aus Rot- und Braunalgen gewonnen wird. Für die Herstellung von Alginat-Wundauflagen (Kompressen und Tamponaden) werden hauptsächlich Calciumalginatfasern verwendet. Auf der Wunde saugt die trockene Calciumalginatfaser aus dem Wundsekret Natriumionen auf und gibt Calciumionen ab. Das dadurch entstehende Natriumalginat ist ein Gel, das wie feuchte Watte aussieht.
Es bindet Exsudat und schließt Bakterien sowie Gewebetrümmer ein und unterstützt somit die Wundreinigung. Aufgrund der starken Saugkraft sind Alginate bei mäßig bis stark nässenden Wunden indiziert. Da die freiwerdenden Calciumionen zudem die Blutstillung fördern, können Alginate zur Behandlung blutender Wunden eingesetzt werden. Aufgrund der wundreinigenden Eigenschaften sind Alginate ideal in der Reinigungsphase.
Auch erlauben sie den Einsatz bei infizierten Defekten, was allerdings unter ärztlicher Kontrolle erfolgen sollte. Das weiche Material ermöglicht ein gutes Drapieren und Eintamponieren in tiefe Wunden. Damit eine Mazeration der Wundumgebung vermieden wird, darf die Wundauflage nicht über die Wundränder hinaus aufgelegt werden. Zusätze aus Natriumcarboxymethylcellulose erhöhen die Saugkapazität.
Hydrofiber-Verbände Es sind reine Natriumcarboxymethylcellulose-Verbände. Sie funktionieren ähnlich wie die Calciumalginate und werden auch für die Versorgung von nässenden Wunden eingesetzt. Sie können sogar noch mehr Wundsekret aufnehmen. Bei Kontakt mit dem Wundsekret wird ein Gel gebildet. Dieses ist im Gegensatz zu dem der Alginate transparent und entsteht nur im Bereich der feuchten Wunde. Wundrand und Wundumgebung bleiben damit trocken. Bei infizierten Wunden kann außerdem ein silberhaltiger Hydrofiber-Verband verwendet werden. Sowohl die Alginate als auch die Hydrofiber-Verbände müssen mit einem Sekundärverband fixiert werden.
Hydrokolloide Sie haften gut auf trockener Haut und müssen daher nicht mit Fixiermitteln befestigt werden. Sie bestehen aus einer wasserabweisenden Polymermatrix, auf der eine Klebemasse aufgebracht ist, in der hydrophile, quellfähige Partikel (z. B. Pektin, Cellulosederivate, Gelatine) integriert sind. Bei Wundkontakt bilden sie mit dem Sekret ein visköses, gelbliches Gel, das vom Aussehen und Geruch an Eiter erinnert, aber nicht damit verwechselt werden darf. Es umschließt Keime und nekrotisches Gewebe.
Eine blasenförmige Ausformung des Verbands zeigt die Sättigung der Hydrokolloide und damit den Zeitpunkt für den Verbandwechsel an. Da Hydrokolloide in der Lage sind, sowohl Flüssigkeit zu absorbieren als auch zu spenden, eignen sie sich für leicht bis stark nässende Wunden und finden in allen Wundheilungsphasen Verwendung. Durch die hydroaktiven Eigenschaften können auch oberflächliche, schmierige Belege aufgeweicht und abgelöst werden. Da durch die okklusive Außenfolie auf der Wundoberfläche ein Sauerstoffmangel herrscht, dürfen Hydrokolloid-Verbände nicht bei infizierten Wunden aufgebracht werden.
Hydrogele Sie liegen schon in Gelform vor. Durch den hohen Flüssigkeitsgehalt eignen sie sich besonders zum Aufweichen von Nekrosen, Schorf und Belägen und zur Versorgung trockener Wunden vor allem in der Granulations- und Epithelisierungsphase. Zu einem gewissem Grad können Hydrogele auch Sekret aufnehmen. Sie werden als halbfeste Zubereitungen in der Tube oder in Form von Gelkompressen angeboten. Die Gelkompressen bestehen aus einer semiokklusiven Folie, auf die ein Hydrogel (z. B. aus Polyurethan, Polyacrylamid) aufgebracht ist.
Viele Produkte sind mit einem Fixierrand versehen, sodass ein Sekundärverband nicht nötig ist. Da die meisten Hydrogele in Kompressenform zudem transparent sind, ist ein Wundmonitoring ohne Verbandwechsel möglich. Für die Gele aus der Tube werden zumeist Carboxymethylcellulose, Pektin oder Guar gum aus Guarkernmehl verwendet. Gele aus der Tube erfordern immer eine zusätzliche Abdeckung. Der leicht kühlende Effekt der Hydrogele wird bei Brandwunden als angenehm schmerzlindernd geschätzt. Patienten mit Beingeschwüren arterieller Genese beklagen hingegen ein vermehrtes Schmerzempfinden.
Schaumstoffkompressen Sie bestehen aus feinporigen Polyurethanschäumen und können viel Wundsekret aufnehmen, ohne dabei ihre Größe oder Form zu verändern. Schäume, die sich unter Flüssigkeitsaufnahme ausdehnen und sich der Wunde anpassen, werden als Hydropolymere bezeichnet. Teilweise enthalten diese noch Superadsorber (z. B. Polyacrylat), die besonders viel Flüssigkeit aufsaugen und festhalten können. Polyurethanschäume sind mit und ohne Klebefläche erhältlich und werden auch als spezielle „Cavity“-Formen zum Einlegen in tiefe Wunden angeboten.
Die feine Porenstruktur und eine thermische Glättung auf der wundzugewandten Seite verhindern ein Verkleben mit dem frischen Granulationsgewebe, wodurch ein atraumatischer, also schmerzloser Verbandwechsel möglich ist. Außen sind sie meist mit einer Polyurethanfolie abgedeckt. Sie kommen hauptsächlich in der Granulationsphase der Wundheilung bei mäßig bis stark sezernierenden Wunden zum Einsatz. Geschätzt werden zudem die gut polsternden Eigenschaften, sodass sie gerne unter Kompressionsverbänden verwendet werden.
Interaktive Wundauflagen Sie enthalten Substrate, die Einfluss auf die Heilung nehmen können. Dafür werden körperidentische oder – verwandte Materialen wie beispielsweise Eiweiße (z. B. Kollagen) oder Zuckermoleküle (z. B. Hyaluronsäure, Gelatine, Chitosan) eingesetzt, die als Bausteine der Gewebereparation oder als chemotaktischer Botenstoff den Wundheilungsprozess aktiv fördern sollen. Sie finden vor allem bei schlecht heilenden Wunden Verwendung. Kollagen-Wundauflagen werden aus tierischem Material (z. B. Schwein, Rind, Pferd) gewonnen.
Ihre ausgeprägte Porenstruktur ermöglicht eine schnelle und effiziente Aufnahme von Wundexsudat und Zelltrümmern. Zudem wird die körpereigene Kollagensynthese stimuliert, wodurch Granulation und Epithelisierung angeregt werden. Daneben existieren Wundauflagen, die Gelatine (hydrolysiertes Kollagen zumeist aus Knochen, Bindegewebe und Sehnen von Schweinen) alleine oder in Kombination mit Chitosan (Polysaccharid aus dem Chitinpanzer von Krustentieren) enthalten.
Durch die Gelatine regen die Präparate die Blutgerinnung an und wirken blutstillend. Zudem weisen sie eine hohe Saugkapazität auf. Auch Hyaluronsäure wird von der Wunde vollständig aufgenommen. Hyaluronsäure bildet als Bestandteil der Dermis in Wunden die Matrix zur Geweberegeneration. Sie unterstützt die Vermehrung von Fibroblasten und Keratinozyten und fördert die Kollagensynthese. Sie kommt als Faservlies, Granulat oder Gel zur Anwendung.
Silber und Aktivkohle Bei infizierten oder infektionsgefährdeten Wunden kommen vielfach silberimprägnierte Wundauflagen zum Einsatz. Sie verwenden die bakterizide Wirkung des Silbers, wobei zur Freisetzung der wirksamen Silberkationen ausreichend Flüssigkeit in der Wunde sein muss. Zudem sind Silberverbände geruchsbindend. Silberhaltige Wundauflagen sind je nach Produkt sehr unterschiedlich im Aufbau und in ihrer Zusammensetzung. So gibt es hydroaktive und konventionelle Wundauflagen mit Silberbeschichtung. Auch Aktivkohleverbände vereinen antibakterielle und geruchsbindende Eigenschaften. Sie sind auch mit Silberbeschichtung erhältlich. Sie werden vor allem für die Versorgung mäßig sezernierender Wunden mit starker Geruchsbildung eingesetzt.
Anwendungshinweise Eventuell ungewohnt kann es für den Verwender sein, dass sich unter modernen Wundverbänden zur feuchten Wundheilung kein Schorf bildet. Auf die fehlende Schorfbildung und das nasse Aussehen der Wunde sollte bei der Abgabe der Wundauflage unbedingt hingewiesen werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Compliance leidet und die Wundversorgung vorzeitig abgebrochen wird.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/18 ab Seite 34.
Gode Chlond, Apothekerin