Hund trinkt aus Napf© Przemysław Iciak / iStock / Getty Images

Tiere in der Apotheke

WENN SAM ÜBERMÄSSIG VIEL TRINKT

Es gibt zahlreiche Ursachen für Polydipsie, zum Beispiel Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus, die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Corticosteroiden oder bei Hündinnen eine Gebärmuttervereiterung.

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Die Trinkgewohnheiten von Hunden können sehr unterschiedlich sein. Während der eine Hund nur wenige Male am Tag zum Trinknapf geht und dabei größere Mengen Wasser zu sich nimmt, steht ein anderer scheinbar ständig am Napf, trinkt jedes Mal aber nur wenig Wasser. Normalerweise trinken Hunde pro Tag zwischen 40 und 100 Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht, abhängig von verschiedenen äußeren Faktoren wie Temperatur, Bewegung und Ernährung. Hunde, die hauptsächlich Trockennahrung fressen, benötigen mehr Flüssigkeit als Vierbeiner, die Nassnahrung erhalten.

Kleine Hunde nehmen im Vergleich zu großen Hunden mehr Flüssigkeit auf. Oftmals fällt dem Hundebesitzer der gesteigerte Durst zunächst nicht auf. Hinweisend sind ein ständig leerer Wassernapf und häufiges Trinken beispielsweise aus Pfützen, Vasen oder sogar Toiletten. Um herauszufinden, ob ein Hund zu viel trinkt, muss ermittelt werden, wie viel der Vierbeiner in 24 Stunden trinkt. Um die exakte Wassermenge zu bestimmten, sollte diese über mehrere Tage gemessen werden.

Häufig stecken Nierenerkrankungen dahinter Sie zählen vor allem bei älteren Hunden zu den häufigsten Ursachen, die zu vermehrter Wasseraufnahme und vermehrtem Harnabsatz führen. Um die Wasserverluste auszugleichen, müssen die betroffenen Tiere mehr trinken. Auf keinen Fall darf die angebotene Wassermenge reduziert werden. Diese Maßnahme ist nicht nur aus tierschützerischen Gründen strikt abzulehnen. Die Einschränkung des Wasserangebotes führt auch zur Dehydrierung des Hundes, was die Nieren zusätzlich schädigt. Bei einer Niereninsuffizienz ist das Nierengewebe zerstört und wird durch Bindegewebe ersetzt, was die Funktionstüchtigkeit der Nieren stark einschränkt.

Neben Polydipsie und Polyurie weisen die Hunde auch eine Anämie und einen typisch übel riechenden Atem auf. In fortgeschrittenen Fällen kommen Erbrechen, Appetitlosigkeit und Abmagerung hinzu. Bei Niereninsuffizienz werden Serum-Harnstoff und die Kreatinin-Konzentration bestimmt. Spezielle Diätfuttermittel zur Unterstützung der Nierenfunktion tragen dazu bei, das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern und die Lebenserwartung des nierenkranken Hundes zu verbessern.

Manchmal auch Diabetes mellitus Die Anamnese ergibt bei fast allen Hunden mit Diabetes die klassischen Symptome Polydipsie, Polyurie, Polyphagie (krankhaft gesteigerter Appetit) bei gleichzeitigem Gewichstverlust. Blutzuckermessgeräte und Urinteststreifen ermöglichen den raschen Nachweis eines Diabetes. Um die Diagnose zu bestätigen, muss neben einer persistierenden Hyperglykämie auch eine Glukosurie nachgewiesen werden. Polydipsie und Polyurie treten in der Regel auch erst auf, wenn die Hyperglykämie zu einer Glukosurie führt. Die Therapie besteht aus Insulintherapie, Diät und Bewegung.

Für ein erfolgreiches Diätmanagement bei Diabetes ist die Einhaltung eines strikten Fütterungsschemas – Fütterung möglichst immer zum gleichen Zeitpunkt, konstante Art und Menge des Futters – von wesentlicher Bedeutung. Bei adipösen Hunden sollte auf eine Gewichtsreduktion geachtet werden. Zudem sollten bestehende entzündliche, infektiöse und hormonelle sowie Tumorerkrankungen behandelt und Hündinnen mit Diabetes kastriert werden. Wichtig sind, wie beim Menschen, regelmäßige Blutzuckerkontrollen.

Gar nicht so selten: Morbus Cushing Bei der auch als Hyperadrenocortizismus bezeichneten Erkrankung führt ein ACTH-(adrenocorticotropes Hormon) sezernierender Tumor der Hypophyse zu Polydipsie, Polyurie, Hecheln, Heißhunger, Haarausfall und einen vergrößerten Bauchumfang. Zu dieser Erkrankung kommt es bei Hunden meist ab einem Alter von sechs Jahren. Bestimmte Rassen, wie Pudel, Dackel, Terrier, Deutscher Schäferhund, Beagle und Labrador, sind am häufigsten betroffen.

Hyperadrenocortizismus und Diabetes mellitus treten in vielen Fällen gemeinsam auf. Das Cushing-Syndrom ist nicht heilbar, kann aber unter anderem mit dem Wirkstoff Trilostan behandelt werden, der die Cortisolsynthese hemmt. Die Lebensqualität der erkrankten Hunde kann dadurch verbessert und das Risiko von Folgeerkrankungen aufgrund des dauerhaft erhöhten Cortisolspiegels, wie Diabetes, Bluthochdruck oder eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, gesenkt werden.

Was ist Polydipsie?
Polydipsie wird definiert als eine Wasseraufnahme von über 100 Milliliter/Kilogramm Körpergewicht/Tag. Im Rahmen der Diagnostik erfolgt eine vollständige klinische Untersuchung sowie eine Urinanalyse, außerdem werden das komplette Blutbild und das Serumprofil untersucht. In der Regel tritt Polydipsie gemeinsam mit Polyurie (vermehrtes Wasserlassen) auf.

Und manchmal: Pyometra Der dringende Verdacht auf eine eitrige Gebärmutterentzündung besteht bei Hündinnen, bei denen einige Wochen nach der Läufigkeit eitriger Vaginalausfluss auftritt. Das Risiko für eine Pyometra nimmt mit fortschreitendem Alter zu. Häufiges klinisches Symptom sind neben Appetitlosigkeit, Lethargie und Erbrechen auch Polydipsie und Polyurie. Eine Pyometra ist ein Notfall, es muss sofort eine Ovariohysterektomie, also eine Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken, durchgeführt werden. Wenn eine Pyometra nicht behandelt wird, kann sich eine Sepsis entwickeln und die betroffenen Hündinnen können aufgrund von Hyperthermie und Schock sterben.

Auch Medikamente können die Ursache sein Cortisonhaltige Präparate steigern nicht nur den Appetit, sondern auch den Durst. Ebenso können Diuretika, die vor allem bei der Behandlung von Herzinsuffizienz und Nierenerkrankungen eingesetzt werden, Polydipsie verursachen und sollten, nach Rücksprache mit der Tierärztin oder dem Tierarzt, eventuell reduziert werden, bis das Tier wieder normal trinkt. Die Therapie mit Antiepileptika und Zytostatika kann ebenfalls mit Polydipsie und Polyurie einhergehen.

Futter macht durstig Nicht zuletzt kann eine übermäßige Wasseraufnahme auch auf die Art des Futters zurückzuführen sein. So können Geschmacksstoffe im Futter, in Leckerlis und Kauartikeln sowie salzhaltige Nahrungsmittel wie Wurst starken Durst verursachen. In jedem Fall sollte eine gesteigerte Wasseraufnahme, die über mehrere Tage anhält, tierärztlich abgeklärt werden.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 01/2022 ab Seite 98.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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