Aufgrund einer ungesunden Lebensweise mit reichlich Alkohol und einer fettreichen Nahrung, kann es zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommen. © TefiM / iStock / Getty Images Plus

Bauchspreicheldrüse | Verdauung

WENN DIE BAUCHSPEICHELDRÜSE ZICKT

Viel Alkohol schädigt die Leber - das wissen die meisten. Aber dass reichlich Bier, Wein & Co. auch die Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft ziehen, ist weniger geläufig. Störungen des Organs können unbehandelt sogar lebensbedrohlich sein. Die fachsprachlich genannte Pankreas ist etwa 70 Gramm schwer und liegt in der hinteren Bauchhöhle.

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Alkoholexzesse reizen die Drüse, die sich so akut oder chronisch entzünden kann. «Hohe Fettspiegel im Blut und Nikotin sind für die Bauchspeicheldrüse ebenfalls nicht gut», sagt Prof. Markus M. Lerch. Er ist Direktor der Klinik für Innere Medizin an der Universitätsmedizin Greifswald. Auch Bewegungsmangel und Übergewicht können die Drüse krank machen. «Genetische Faktoren spielen mitunter ebenfalls eine Rolle», erklärt Dagmar Mainz, Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie in Saarlouis.

Die Drüse ist ständig aktiv. Ist sie erkrankt, sind ihre beiden lebenswichtigen Funktionen gefährdet. Zum einen produziert sie täglich anderthalb Liter Pankreassaft, der unter anderem aus Wasser und 28 Verdauungsenzymen besteht. «Dieses Sekret schlüsselt die Nahrung in Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette auf und zerkleinert sie», erläutert Prof. Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Ulm. Zum anderen schüttet das Organ die Hormone Insulin und Glukagon aus. Beide regulieren den Blutzuckerspiegel.

Ob es zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommt, hängt nicht nur von einer ungesunden Lebensweise mit viel Alkohol und fettreicher Nahrung ab. Es kann auch passieren, dass Gallensteine aus der Gallenblase in den Gallengang wandern. Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang münden an der gleichen Stelle in den Zwölffingerdarm. «Klemmt sich ein Gallenstein vor der Einmündungsstelle ein, kann der Verdauungssaft der Pankreas nicht abfließen», erläutert Seufferlein. Durch den Stau der Flüssigkeit kommt es zur Entzündung.

Bemerkbar macht sich eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung durch starke Bauchschmerzen. Vom Oberbauch aus können sich die Schmerzen in den Rücken ausweiten. «Oft kommen Übelkeit und Erbrechen dazu», sagt Mainz. Sie ist Mitglied im Vorstand des Berufsverbands Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands. Weitere Anzeichen für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung können Kreislaufprobleme und ein aufgeblähter Bauch sein.

Weil der Patient bei einer akuten Pankreatitis viel Flüssigkeit verliert, muss er ins Krankenhaus und dort an einen Tropf. In Deutschland werden laut Lerch jährlich 74 000 Patienten mit einer Pankreatitis ins Krankenhaus aufgenommen, von denen im Schnitt 1500 die Krankheit nicht überleben.

«Die zweifelsohne häufigste Störung der Bauchspeicheldrüse ist Diabetes», sagt Lerch. Erste Anzeichen dafür sind etwa vermehrter Durst und vermehrtes Wasserlassen. Diabetes kann auch als Folge einer Pankreatitis auftreten.

Wird eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse chronisch, droht das Organ geschädigt zu werden und mehr und mehr zu vernarben. «Neben immer wiederkehrenden Schmerzen geht eine chronische Entzündung unter anderem mit Gewichtsverlust, Durchfall, Blähungen und Fettunverträglichkeit einher», erklärt Mainz. Das kann zu Vitaminmangel und der Knochenkrankheit Osteoporose führen.

Die Behandlung von Entzündungen der Bauchspeicheldrüse hängt von der Ursache ab. Liegt etwa ein Insulinmangel-Diabetes vor, muss sich der Betroffene regelmäßig selbst Insulin spritzen, bei Fehlen der Verdauungsenzyme werden diese als Tabletten ersetzt. «Eine Behandlung, die die eigentliche Ursache der Entzündung beseitigt, gibt es bislang nicht», stellt Lerch klar.

Therapiert werden daher oft die Komplikationen - bei einer akuten Pankreatitis heißt das: Neben einer Flüssigkeitszufuhr bekommt der Patient Medikamente gegen Schmerzen und in manchen Fällen Antibiotika. In jedem Fall ist im Akutstadium rasches ärztliches Handeln angesagt, ansonsten kann die Erkrankung tödlich sein. «Je nach Schweregrad muss der Patient auf der Intensivstation eines Krankenhauses überwacht werden», so Lerch.

Um die Bauchspeicheldrüse zu entlasten, erhält der Patient für einige Zeit keine feste Nahrung. Bei einer leichten Entzündung kann der Betroffene in der Regel nach zwei bis fünf Tagen wieder essen. «Bei einer starken Entzündung besteht die Gefahr, dass sich das Organ selbst verdaut», sagt Seufferlein. Um das zu verhindern, muss das durch Verdauungssaft zerstörte Gewebe entfernt werden. Sind Gallensteine die Ursache für die akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse, können diese heutzutage aus dem Gallengang beseitigt werden. Machen Gallensteine häufiger Probleme, sollte ein Arzt die Gallenblase herausnehmen.

Tückisch ist Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bösartige, aber auch gutartige Tumore in dem Organ treten oftmals über längere Zeit hinweg ohne jegliche Symptome auf. Mitunter können anhaltende Rückenschmerzen oder eine akut auftretende Gelbsucht Hinweise auf Bauchspeicheldrüsenkrebs sein, der häufig zum Tod des Patienten führt. Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den zehn häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland, ist aber der dritthäufigste, der zum Tode führt. Die Zahl der Fälle ist nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft zuletzt deutlich gestiegen. Wer das Risiko, an der Bauchspeicheldrüse zu erkranken, mindern will, sollte Übergewicht abbauen, Alkohol nur in Maßen trinken - und sich ausreichend bewegen.

Quelle: dpa

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