Es ist nicht nur eine Redewendung: Ein gebrochenes Herz aufgrund psychischen Leids kann lebensbedrohlich sein. © Leesle / iStock / Getty Images Plus

Herzinfarkt nach Trennung | Neue Studie

WENN DAS HERZ „BRICHT“

Schnulzige Liebesromane, in denen die Heldin an gebrochenem Herzen stirbt, haben soeben eine Aufwertung erfahren: Forscher des Universitätsspitals Zürich wiesen in einer Studie nach, dass über eine gestörte Reizweiterleitung die Funktion des Herzmuskels nach traumatischen Erlebnissen tatsächlich lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann.

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Mediziner kennen es schon länger: Das Gebrochenes-Herz-Syndrom (GHS), auch Stress-Kardiomyopathie genannt. Das Phänomen ist durch eine plötzliche Schwächung der Herzmuskulatur gekennzeichnet, die dazu führt, dass sich der linke Ventrikel des Herzens an der Unterseite aufbläht, während der Hals schmal bleibt. Dadurch entsteht eine Form, die einer japanischen Tintenfischfalle (Tako-Tsubo) ähnelt. Daher kommt auch die dritte gängige Bezeichnung des Zustandes: Tako-Tsubo-Syndrom. Die Veränderung am Herzen kann lebensgefährlich sein: Patienten entwickeln Brustschmerzen und Atemnot, ein Herzinfarkt droht. In 90 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen.

Das Broken-Heart-Syndrom tritt in Verbindung mit schweren emotionalen Zuständen auf, wie etwa Trennung oder Tod des Partners. Den Zusammenhang zwischen Gehirn und Herz erforschten nun Wissenschaftler um den Schweizer Christian Templin. Im Rahmen ihrer Studie haben sie die Gehirne von 15 GHS-Fällen mittels Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Die Ergebnisse wurden dann mit denen gesunder Probanden verglichen.

„Wir haben bei den GHS-Patienten eine auffällig reduzierte Kommunikation zwischen Hirnregionen festgestellt, die für emotionale Verarbeitung zuständig sind und solchen, die eine Rolle im autonomen Nervensystem spielen, das unbewusste Körperfunktionen steuert – wie etwa den Herzschlag“, berichtet Templin. „Es wird somit deutlich, dass das Gehirn an dem zugrundeliegenden Mechanismus des Phänomens beteiligt ist.“ Außerdem wurde die Vermutung bestätigt, dass die Überstimulation des autonomen Nervensystems zu GHS-Ereignissen führen kann. „Interessant ist auch“, so der Forscher, „dass es sich bei den Gehirnregionen, die wir bei den GHS-Patienten als vergleichsweise wenig kommunikativ festgestellt haben, um die gleichen handelt, von denen angenommen wird, dass sie unsere Reaktion auf Stress steuern.

Da die Autoren allerdings den Vorher-Vergleich der Patienten mit gebrochenem Herzen als MRT naturgemäß nicht haben, können sie nicht mit Sicherheit sagen, ob die verringerte Kommunikation zwischen den Hirnregionen das GHS verursacht hat oder umgekehrt. Zusätzliche Studien nach der Ursächlichkeit sind nun nötig.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: www.wissenschaft.de  

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