Shutdown | Szenarien
WAS BRINGT DER LOCKDOWN WIRKLICH?
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Gastronomiebetriebe und Freizeiteinrichtungen sind geschlossen, Veranstaltungen und Treffen von mehr als zehn Personen müssen ausfallen. Schulen, Kindergärten, Friseure und Geschäfte bleiben offen. Das Ziel: die Zahl der Neuinfektionen zu senken. Es ist fraglich, inwiefern diese Maßnahmen reichen und ob nicht noch weitere Einschränkungen notwendig sein werden.
Jan Fuhrmann vom Forschungszentrum Jülich, Maria Barbarossa vom Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) und ihr Team haben genau dies mit mathematischen Simulationen untersucht.
Laut den Ergebnissen käme es nach dem vierwöchigen Lockdown – vorausgesetzt alle Einschränkungen würden aufgehoben – wahrscheinlich zu einer dritten, deutlich stärkeren Covid-19-Welle. Schon ein oder zwei weitere jeweils kurzzeitige sogenannte Wellenbrecher-Lockdowns könnten helfen, die Infektionszahlen zu kontrollieren, um so eine Überlastung der Intensivstationen zu verhindern. Je nach Zeitpunkt und Stärke der Lockdowns könnten die täglichen Neuinfektionszahlen bei unter 40 000 und die Anzahl benötigter Intensivbetten unter 10 000 gehalten werden. Eine andere Möglichkeit, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, wären dauerhafte Kontaktbeschränkungen. Besonders wirksam sei eine Kombination langfristiger Maßnahmen mit kurzzeitigen Lockdowns.
„Unsere langfristigen Szenario-Modellierungen sind qualitativ zu verstehen und beanspruchen nicht, den realen Verlauf exakt vorherzusagen“, sagt Fuhrmann. „Die Szenarien zeigen aber gut auf, wie sich die Epidemie unter verschiedenen Maßnahmen entwickeln würde. Wir betonen, dass die in den Simulationen vorhergesagten, teils sehr hohen Fallzahlen nur dann eintreten, wenn entsprechende weitere, zur Eindämmung notwendige Maßnahmen nicht getroffen werden.
Fest steht: Der aktuelle Lockdown kann einen starken Anstieg der Infektionen verzögern, aber nicht verhindern.
Im März ist mit 70 000 Neuinfektionen pro Tag zu rechnen, wenn keine weiteren Maßnahmen folgen sollten und, es würden teilweise über 20 000 Intensivbetten für COVID-19-Patienten benötigt werden. So viele stehen aber nicht zur Verfügung, von den Pflegekräften mal ganz abgesehen.
Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/covid-19-wie-lockdowns-den-pandemieverlauf-beeinflussen/?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=wissenschaft.de_11-11-2020
Forschungszentrum Jülich, DIVI-Intensivregister