Ein junger Mann sitzt auf Kopfsteinpflaster und fühlt sich gestresst.
Chronischer Stress versetzt den Körper in einen dauerhaften Aktivierungszustand und kann krank machen. © Bulat Silvia / iStock / Getty Images Plus

Psyche | Gemeinschaft

STRESS: VORSICHT, ANSTECKUNGSGEFAHR!

Stress, vor allem Dauerstress kann Erschöpfung und Konzentrationsschwierigkeiten hervorrufen und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Wissenschaftler fanden heraus, dass Stress sogar ansteckend sein kann.

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Wenn wir andere Personen in einer stressigen Situation erleben, kann es sein, dass wir uns ebenfalls gestresst fühlen. Doch lassen wir uns schneller vom Stress anderer Personen anstecken, wenn uns mit diesen ein „Wir-Gefühl“ verbindet? Also ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, Gemeinschaft und Gemeinsamkeit. Das hat ein Team von Psychologen der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Universität Wien durch eine Studie überprüft.

Tatsächlich: Die Stressansteckung wird verstärkt, wenn in kurzer Zeit ein „Wir-Gefühl“ zwischen Personen hergestellt werden konnte, die sich zuvor völlig fremd waren. „Es ist davon auszugehen, dass Menschen sich sogar noch deutlich stärker mit Stress anstecken, wenn sie Personen beobachten, mit denen sie ein langfristiges und stärkeres ,Wir-Gefühl‘ verbindet, beispielsweise bei Familienmitgliedern oder Freundinnen und Freunden“, so Prof. Dr. Jan Häusser, Leiter der Forschungsgruppe.

Die Studie: An dieser nahmen Versuchsteilnehmer in Kleingruppen von jeweils vier oder fünf Personen teil. Bei der Hälfte der Kleingruppen wurde ein „Wir-Gefühl“ erzeugt, in dem die Teilnehmenden gemeinsam an einem Tisch saßen und überlegten, was sie verbindet oder gemeinsam haben. Außerdem wurden sie als Gruppe angesprochen. Die andere Hälfte wurde getrennt an Einzeltische platziert, einzeln angesprochen und sie überlegten, was sie als Individuen auszeichnet und was sie von den anderen unterscheidet.

Anschließend wurde in jeder Kleingruppe eine Versuchsperson ausgelost, die allein eine stressige Aufgabe bearbeiten sollte: In einem simulierten Bewerbungsgespräch mit zwei strengen Interviewern sollten die beiden überzeugend darlegen, warum sie für die fiktive Stelle besonders geeignet seien. Danach sollten sie anspruchsvolle Kopfrechenaufgaben lösen. Die anderen Versuchsteilnehmer beobachteten diese Situation.

Während der Studie wurden Speichelproben der Probanden genommen und auf das Stresshormon Cortisol getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass die beobachtenden Teilnehmer Cortisol ausschütteten, obwohl diese gar nicht unmittelbar gestresst wurden. „Daraus lässt sich schließen, dass sie mit Stress angesteckt worden sind“, erklärt Valerie Schury, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Sozialpsychologie. „Es zeigte sich zudem, dass die beobachtenden Versuchsteilnehmenden signifikant häufiger das Stresshormon Cortisol ausschütteten, wenn zuvor ein „Wir-Gefühl“‘ mit der beobachteten Person erzeugt worden war. Wurde jedoch kein solches „Wir-Gefühl“ erzeugt, steckten sich nur wenige Beobachterinnen und Beobachter mit Stress an.“

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quelle: idw-online.de

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