Update Vitamin D
SONNENVITAMIN D
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Das Besondere an Vitamin D? Der Körper bildet es selbst und es wirkt wie ein Hormon. Synthetisiert wird es aus 7-Dehydrocholesterin, das in den Hautgefäßen zirkuliert. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, entsteht daraus Cholecalciferol – Vitamin D3, das „Sonnenvitamin“. Die Eigensynthese liefert 80 bis 90 Prozent der benötigten Menge. Der Rest wird über Forelle, Hering, Lachs und Hühnerei gedeckt. Doch ganz egal, auf welchem Weg das Vitamin in den Körper findet, in der Leber wird daraus Calcidiol (25-Hydroxyvitamin D3). Das ist der Biomarker im Serum. Dieser wird in der Niere zum hormonwirksamen Calcitriol (1,25-Dihydroxy-Vitamin D3) aktiviert. So reguliert D3 den Calciumhaushalt, indem es die Aufnahme aus dem Darm steigert und den Einbau in die Knochen fördert.
Damit sich die Muskeln entwickeln und ihre ganze Kraft entfalten können, benötigen auch sie Cholecalciferol. Ebenso wie der Phosphatstoffwechsel, die Immunfunktion und der Zellzyklus. In der Jugend ist Cholecalciferol nötig für das Knochenwachstum, später dann für die Homöostase im Knochen. Dabei spielen Auf- und Abbauprozesse und Mineraleinlagerungen eine Rolle. Kein Wunder, dass ein Mangel die Knochenmineralisierung stört: Bei Kindern kommt es zu Verformungen an Brustkorb und Beinen (Rachitis), bei Erwachsenen zu Osteoporose oder Osteomalazie.
Typisch sind spontane Knochenbrüche und bei einer Osteomalazie auch Fehlbildungen. Mangelsituationen drohen bei einem Calcidiol-Spiegel von unter zwölf Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) (30 Nanomol pro Liter, nmol/l). Mit Müdigkeit, Schlafstörungen und Muskelschmerzen sind die Frühsymptome so allgemein, dass man nicht an ein Defizit denkt. Gut versorgt ist man dagegen im Bereich von mehr als 20 ng/ml Vitamin D (50 nmol/l). Eine Überversorgung ist nur zu erwarten, wenn Vitamin D-Präparate zu hoch dosiert werden. Dann kommt es zu einer Knochenentkalkung, da die Abbauprozesse überwiegen.
Risikogruppen erkennen
+ Personen, die kaum nach draußen kommen: chronisch Kranke und Pflegebedürftige
+ Senioren: 70-Jährige bilden im Vergleich zu jungen Menschen nur noch ein Viertel der Vitamin-D-Menge + Bei vollständiger Körperbedeckung im Freien
+ Sonnenschutzmittel ab Faktor 15 absorbieren die UV-B-Strahlung
+ Melaningehalt der Haut: je dunkler die Haut, desto weniger Vitamin D wird gebildet
+ Säuglinge: zur Rachitisprophylaxe, denn Mutter- und Kuhmilch enthalten zu wenig Vitamin D
+ Chronische Arzneimitteleinnahme: Antikonvulsiva wie Carbamazepin, Glucocorticoide, Antimykotika wie Ketokonazol, Cholestyramin
+ Bei Nieren- und Lebererkrankungen
Wie viel ist nötig?
Vitamin D-Präparate gibt es als Nahrungsergänzungsmittel mit 500 bis 5600 internationalen Einheiten I.E. (12,5-140 μg) Vitamin D3. Fast immer ausreichend und sicher sind 800 I.E. Vitamin D pro Tag. Auch der Dachverband Osteologie empfiehlt Patienten mit erhöhtem Sturzoder Frakturrisiko, die zudem selten in die Sonne kommen, täglich 800 I.E. Vitamin D. Laut der European Food Safety Authority (EFSA) gelten sogar 4 000 I.E pro Tag langfristig als sicher.
Reicht im Winter nicht aus In unseren Breitengraden ist der Sonnenstand zwischen Oktober und April zu niedrig, um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. Zudem wird Calcidiol nur wenige Wochen gespeichert. So sind die durchschnittlichen Vitamin-D-Konzentrationen im Winter niedriger und im Sommer höher. In der kalten Jahreszeit nähert sich sogar fast jeder fünfte Erwachsene einem Defizit. Dennoch nehmen Jugendliche und Erwachsene übers Jahr nur täglich zwei bis vier Mikrogramm (μg) Vitamin D mit der Nahrung auf. Das sei zu wenig, um auf eine schützende Serumkonzentration zu kommen, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Die Differenz muss durch Eigensynthese und die Einnahme eines Vitamin-D-Präparates gesichert werden, wobei der Aufenthalt in der Sonne ausdrücklich empfohlen wird. Intoxikationen gibt es hierbei nicht, denn bei starker UV-B-Strahlung bilden sich inaktive Metabolite.
Begründet supplementieren Je höher die Aussagefähigkeit – Evidenz – von klinischen Studien, desto besser ist eine Therapie begründet. So besitzt Vitamin D überzeugende Evidenz in der Vorbeugung vorn Frakturen durch Stürze bei älteren Personen. Die Evidenz ist wahrscheinlich, wenn der Bewegungsapparat nicht gut funktioniert und im Hinblick auf die Sterblichkeit älterer Menschen. Eine mögliche Evidenz besteht beim Darmkrebs- und Herz-Kreislauf-Risiko. Substituieren lässt sich Vitamin D auch gemeinsam mit Vitamin K. Das ist durchaus sinnvoll, denn Vitamin K aktiviert Osteocalcin. Das Protein fördert die Einlagerung von Calcium in die Knochenmatrix. Dass sich die Vitamin-Kombination für die Osteoporose-Behandlung eignet, darauf deutet die Studienlage hin. Möglicherweise ist das sogar eine nebenwirkungsarme Alternative zur Bisphosphonat-Therapie. Doch Achtung: Vitamin K beeinflusst die Blutgerinnung. Wenn Gerinnungshemmer eingenommen werden, sollte vor der Einnahme unbedingt ein Arzt gefragt werden.
Den Artikel finden Sie auch in der Sonderausgabe Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine und Mineralstoffe der PTA IN DER APOTHEKE auf Seite 68.
Dr. Christine Reinecke, Diplom-Biologin