Katze schläft auf Stuhl© Dashabelozerova / iStock / Getty Images

SENIOREN AUF VIER PFOTEN

Auch Haustiere haben durch bessere Ernährung und medizinische Versorgung eine höhere Lebenserwartung. Das Alter ist nicht zwangsläufig mit Krankheit gleichzusetzen, Krankheitsanfälligkeit und -häufigkeit nehmen jedoch im Alter zu.

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Altern wird durch viele Faktoren beeinflusst. Der Vorgang des Alterns ist bei Haustieren abhängig von Spezies, Rasse, Geschlecht, Umweltfaktoren und Krankheiten. Es gibt keinen exakten Zeitpunkt, der definiert, wann Hunde und Katzen alt sind. Für manche Experten setzt das Alter dann ein, wenn es zu einem Anstieg der Multimorbidität kommt, das heißt, wenn gehäuft Krankheiten auftreten.

Für den Hund bedeutet das, dass „das Alter“ durchschnittlich zwischen dem sechsten und neunten Lebensjahr beginnt. Ähnliches gilt für Katzen, bei denen der natürliche Alterungsprozess ab dem achten bis zehnten Lebensjahr einsetzt. Ab elf Jahren gilt eine Katze in der Regel als Senior.

Alter und Lebenserwartung In Abhängigkeit von der Größe werden große Hunde zwischen sieben und zehn Jahren bereits als älter bezeichnet, kleine Hunde bis zehn Kilogramm dagegen erst, wenn sie ein Alter zwischen neun und 13 Jahren erreicht haben. Riesenrassen wie der Irische Wolfshund oder der Bernhardiner treten sogar schon ab einem Alter von sechs Jahren in die geriatrische Lebensphase ein. Große Hunde altern folglich früher als mittelgroße und diese wiederum früher als kleine Hunde. Die Lebenserwartung ist zum Teil auch abhängig von der Rasse.

Die durchschnittliche Lebenserwartung wird für Hunde mit zwölf bis 14 Jahren angegeben. Viele Hunde können aber auch 15 Jahre, Katzen häufig 17 oder 18 Jahre und älter werden. Hauskatzen leben generell deutlich länger als verwilderte Katzen oder Streuner, die oft kein geeignetes Futter finden und keine medizinische Betreuung haben. Die größte Lebenserwartung haben Wohnungskatzen, die bei optimaler Haltung 15 bis 20 Jahre alt werden können, da das Leben in einer Wohnung weniger Risiken birgt. So sterben Freigängerkatzen nicht selten im Straßenverkehr oder durch Revierkämpfe mit Artgenossen und anderen Tieren.

Katzenhalter, die in der Nähe einer stark befahrenen Straße wohnen, sollten ihrer Katze besser keinen Freigang ermöglichen. Freilaufende Katzen sollten auch immer kastriert sein – generell haben kastrierte Tiere eine höhere Lebenserwartung als nicht kastrierte. Wohnungskatzen haben keine Kontakte zu anderen Tieren und daher nur ein geringes Risiko, sich mit einer Krankheit zu infizieren. Manche Hauskatze kann sogar 25 Jahre alt werden. Allerdings wird ein so hohes Alter eher selten erreicht.

Altersspezifische Beschwerden Auch unter optimalen Haltungsbedingungen geht das Alter vielfach mit verminderter Leistungs- und Anpassungsfähigkeit auf innere und äußere Belastungen einher. Mit dem natürlichen Alterungsprozess treten daher Veränderungen an Organen, Knochen, Zähnen und im Stoffwechsel auf und Haustiere haben im Alter oft ähnliche Krankheiten wie ältere Menschen. Während Infektionskrankheiten und Parasitosen überwiegend bei jüngeren Tieren gesehen werden, sind Krankheiten von Herz, Leber, Pankreas, Nieren und Augen sowie Tumoren und Hormonstörungen typische Alterskrankheiten. Auch Krankheiten der Haut, der Ohren, des Nervensystems, der Gelenke, des Verdauungstraktes, des Blutes und der blutbildenden Organe und des lymphatischen Systems nehmen mit höherem Alter zu. Die Veränderungen treten oft schleichend auf und sind daher anfänglich nicht sofort offensichtlich. Hinweise sind beispielsweise

  • Nachlassen der Sehkraft, Linsentrübung, Schwerhörigkeit
  • Bewegungsunlust
  • veränderter Appetit, wie Appetitlosigkeit und gesteigerte Wasseraufnahme bei Niereninsuffizienz
  • verändertes Schlaf- und Ruheverhalten
  • nachlassende Abwehrkraft, verlängerte Wundheilung und Genesung

Tierisches Wohlbefinden im Alter Frühzeitig erkannt können viele Beschwerden gut behandelt und die Lebensqualität älterer Tiere aufrechterhalten und verbessert werden. Wichtig sind, wie beim Menschen auch, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung, wobei Art und Umfang der Bewegung individuell den Bedürfnissen des Tieres angepasst werden sollten. Um die Gelenke möglichst wenig zu belasten, werden für ältere Hunde mit Arthrose mehrere kurze Spaziergänge empfohlen. Ein älteres Haustier sollte beim Tierarzt regelmäßig im Rahmen eines speziellen Senioren-Checks untersucht werden, um erste Anzeichen von Alterskrankheiten und daraus resultierende Schmerzen rechtzeitig zu erkennen. Ein rechtzeitiger Therapiebeginn und lebensoptimierende Maßnahmen können einem alten Tier Leid ersparen und den Krankheitsverlauf hinauszögern.

Haustiere sind wichtige Familienmitglieder und viele Besitzer scheuen keinen Aufwand, ihr Tier so lange wie möglich am Leben zu erhalten. Doch ebenso wie beim Menschen steht nicht die Lebensdauer, sondern die Lebensqualität im Vordergrund. Durch die Behandlung von Alterskrankheiten muss weiterhin ein tiergerechtes Leben ermöglicht werden. Dazu gehört, dass das Tier keine Schmerzen hat und sich entsprechend schmerzfrei bewegen sowie selbstständig trinken und fressen kann. Schmerzen und eine schwindende Lebensqualität sollten Haustieren niemals zugemutet werden. Wichtig sind viel Verständnis, Behutsamkeit im Umgang mit dem jahrelang treuen Begleiter und viele seelische und körperliche Streicheleinheiten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/2021 ab Seite 122.

Dr. med. vet. Astrid Heinl, Tierärztin

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