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Was ist eigentlich…

…SCHWINDSUCHT?

Kann man dann ganz geschwind laufen, ist einem immer schwindelig oder verschwindet man einfach langsam? Welche Krankheit bezeichnet dieser Begriff, über den man vor allem in der Literatur stolpert?

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Die ersten Beschreibungen lieferte bereits Hippokrates im fünften Jahrhundert vor Christus. Er führte auch die Bezeichnung Schwindsucht ein, aus dem Griechischen „Phthisis“, was so viel wie Auszehrung oder Schwund bedeutet. Seine Beobachtungen, dass Betroffene oft an Unterernährung litten oder wie ausgezehrt wirkten, prägten den Begriff.

Allerdings versteckt sich dieser Name heute eher in Romanen oder historischen Aufzeichnungen, die heutige gültige Bezeichnung lautet Tuberkulose. Den verantwortlichen Erreger, Mycobacterium tuberculosis, identifizierte Robert Koch auch erst Jahrhunderte nach Hippokrates, nämlich 1882. Die Entdeckung gilt als Meilenstein in der medizinischen Forschung, weshalb die Infektionskrankheit auch den Namen Morbus Koch trägt.

Geißel der Menschheit Bis zur Entdeckung der Mykobakterien war eine Infektion gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Die größte Welle begann im 17. und dauerte bis in das 20. Jahrhundert an. Vor allem der Verzehr nicht-pasteurisierter Milch oder verseuchten Rindfleisches stellte eine gefährliche Infektionsquelle dar. Daher zählt Tuberkulose auch zu den Zoonosen, den Erkrankungen, die durch Tiere übertragen werden können. Aufgrund früh anwendbarer Diagnoseverfahren, geeigneter Antituberkulotika und der Entwicklung einer Impfung ist die Schwindsucht heute in den Industriestaaten seltener geworden.

Weltweit gehört Tuberkulose dennoch zu den häufigsten zum Tode führenden Infektionskrankheiten. Der jährlich am 24. März stattfindende Welttuberkulosetag soll das öffentliche Bewusstsein für die weiterhin epidemischen Zustände in einigen Ländern sensibilisieren, auch in Deutschland ist Tuberkulose noch lange nicht ausgerottet. Dabei tritt vor allem die Lungen-Tuberkulose auf, es können sich aber auch extrapulmonale Infektionen, zum Beispiel der Haut, der Knochen, des Darms oder des Urogenitaltrakts entwickeln.

Tuberkulose und Kunst Wenige Krankheiten prägen die literarische und darstellende Kunst so sehr wie die Tuberkulose. Im 18. Jahrhundert wurde sie geradezu romantisch verklärt, da man die Blässe und Ausgezehrtheit mit einem inneren Feuer und einer Glut der Sehnsucht in Verbindung brachte, das bei Ausbruch den Kranken schnell heilen könne. Tragische Liebesgeschichten entstanden, so zum Beispiel dargestellt in Alexandre Dumas „Kameliendame“.

Auch der „Zauberberg“ von Thomas Mann, in der er die Erkrankung seiner Frau verarbeitet, gehört zu den prominenten Beispielen, ebenso wie einige Werke Franz Kafkas, der zeitlebens an einer Lungentuberkulose litt und auch an ihr verstarb. Heute ist die Infektionskrankheit ebenfalls ein gängiges Motiv. In beispielsweise „Der ewige Gärtner“ von John le Carré werden die ethisch fragwürdigen Machenschaften eines Pharmakonzerns beschrieben, der ein noch in der Entwicklung befindliches Antituberkulotikum an unwissenden kenianischen Einwohnern testet. Letztlich bleibt zu hoffen, dass Tuberkulose bald nur noch in der Literatur existieren wird.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/18 auf Seite 104.

Farina Haase, Apothekerin/Redaktion

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