Knapp 300 000 Menschen erleiden jährlich einen Schlaganfall. © utah778 / iStock / Getty Images Plus

Schlaganfall | Lebensstil

SCHLAGANFALLRISIKO WIRD STARK VOM LEBENSSTIL BESTIMMT

Ein Schlaganfall tritt meist plötzlich auf und die Betroffenen sind auf schnelle Hilfe angewiesen. Knapp 300 000 Menschen sind in Deutschland jährlich betroffen. Risikofaktoren sind sowohl die Gene als auch der Lebensstil. Dabei haben die Lebensgewohnheiten einen noch größeren Anteil. Könnte sich ein gesunder Lebensstil positiv auf das Schlaganfallrisiko auswirken? Die Ergebnisse einer neuen Studie geben eine klare Antwort.

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Wirft man einen Blick auf die Ergebnisse, die ein deutsch-britisches Forscherteam vor kurzem veröffentlichte, so wird das Schlaganfallrisiko durch einen gesunden Lebensstil unabhängig vom genetischen Risiko gesenkt. Demnach profitieren alle Menschen auf ähnliche Weise von einer gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung. Eine solche Aussage kann allerdings nur für Menschen mit europäischen Vorfahren getroffen werden, da das Team um Dr. Loes Rutten-Jacobs vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn lediglich für diese Menschengruppe das genetische Risiko bestimmen konnte.

Die Untersuchungen der Forscher wurden auf die MEGASTROKE-Analyse gestützt, die mittels genomweiten Assoziationsstudien genetische Schlaganfall-Risikofaktoren bei 520 000 weißen Europäern herausgefunden hat. 90 mit Schlaganfall assoziierte Genvarianten wurden darin entdeckt. Das Forscherteam um Dr. Rutten-Jacobs entwickelte auf dieser Grundlage einen Risiko-Score, den sie anschließend auf die britische prospektive Biobank-Kohortenstudie anwendeten. Inhalt dieser UK-Biobank sind die biologischen Informationen von 500 000 Briten im Alter zwischen 40 und 69 Jahren. Darunter fallen unter anderem Genprofile sowie detaillierte Angaben zur Ernährung und zum Lebensstil.

Die Probanden der Studie, die bislang weder einen Schlaganfall noch einen Herzinfarkt hatten, wurden aufgrund ihres Risiko-Scores in drei Gruppen eingeteilt: Menschen mit einem hohen, mittleren und niedrigen genetischen Schlaganfallrisiko. Des Weiteren wurden die Teilnehmer gemäß der Richtlinien der American Heart Association (AHA) in Kategorien mit gesundem, mäßig gesundem und ungesundem Lebensstil gruppiert. Unter gesund versteht die AHA Menschen, die nicht rauchen, einen BMI unter 30 haben, sich mit reichlich Gemüse, Obst und Fisch ernähren und in der Woche mindestens drei Stunden moderat oder aber eineinhalb Stunden intensiv Sport treiben.

Menschen die rauchen oder übergewichtig sind, haben ein um 66 Prozent erhöhtes Schlaganfallrisiko. Im Laufe von sieben Jahren hatten 2077 der 306 473 Teilnehmer einen ersten Schlaganfall. Diese Erkenntnis zogen die Forscher aus Krankenhaus- und Sterberegistern. Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, war bei Menschen mit hohem genetischem Risiko um 35 Prozent höher, als bei Menschen, die nur ein geringes genetisches Risiko hatten. Das Ergebnis ist unabhängig vom Lebensstil zu sehen. Bei der Gruppe mit moderatem Risiko lag das Risiko um 20 Prozent höher. Hier war die Assoziation mit dem Lebensstil deutlicher ausgeprägt: Probanden, die einen ungesunden Lebensstil hatten, erlitten 66 Prozent häufiger einen Schlaganfall als gesund lebende Menschen. Das genetische Risiko wurde hier nicht bedacht. Diejenigen, die sich mäßig gesund ernährten, hatten ein um 27 Prozent erhöhtes Risiko.

Betrachtet man die einzelnen Ergebnisse, so kann man festhalten, dass schlechte Gene und ein ungesunder Lebensstil unabhängig voneinander das Schlaganfallrisiko erhöhen und sich addieren. Menschen, die ungünstige Gene haben und sich zudem auch noch ungesund ernähren, haben ein um 130 Prozent erhöhtes Risiko gegenüber Menschen mit geringem genetischen Risiko und gesundem Lebensstil. Rauchen und ein erhöhter BMI tragen am stärksten zum lebensstilbedingten Schlaganfallrisiko bei. Vergleicht man die Geschlechter, so fällt auf, dass sich bei Männern sowohl die Gene als auch der Lebensstil stärker auswirken, als bei Frauen.

„Die Ergebnisse belegen, dass sich ein gesunder Lebensstil zur Schlaganfallprävention lohnt – unabhängig vom genetischen Risikoprofil. Männer sollten besonders auf eine gesunde Lebensweise achten“, erklärt Prof. Dr. med. Martin Dichgans, dessen Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am Klinikum der Universität München an der Studie beteiligt war.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie
   Informationsdienst Wissenschaft

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