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Immunsystem | Schlaf

SCHLAFSTÖRUNGEN: GEZIELT HELFEN

Müde, schlapp und gereizt, so fühlen sich Patienten, die unter Schlafstörungen leiden. Doch verzweifeln oder sich über die verpasste Nachtruhe zu ärgern, bringt nichts.

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Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, empfiehlt Betroffenen, die unter länger andauerndem Schlafdefizit leiden, nicht unkritisch zu Tabletten zu greifen. Der Rat des Apothekers sollte immer zuerst eingeholt werden.

Im Mittelpunkt steht die Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen, um eine langfristige Verbesserung herbeizuführen. Der Apotheker kann den schlafsuchenden Patienten beraten und im ersten Schritt mit beruhigenden natürlichen Mitteln unterstützen. Bringt das keine Erleichterung, sollte zusammen mit einem Arzt über andere Therapien nachgedacht werden.

Tag- und Nachtrhythmus außer Balance

Wer über einen Zeitraum von circa vier Wochen oder an drei Tagen in der Woche keinen durchgehenden, erholsamen Schlaf findet, ist von Schlafstörungen betroffen. Zu wenig Schlaf wirkt sich langfristig auf das Immunsystem des Menschen aus. Schließlich ist ein erheblicher Anteil der Stoffwechselvorgänge an den Tag- und Nachtrhythmus gebunden. Der Transport und Austausch wichtiger Stoffe befähigt den Körper, tagsüber fit zu sein und nachts entspannt zur Ruhe zu kommen.

Viele Vorgänge im Körper hängen von den Tag-und Nachtrhythmen des Organismus ab. Dazu zählt die Produktion von Botenstoffen, die bei der neuronalen Übertragung eine Rolle spielen, chemischen Stoffen, die am Immunsystem beteiligt sind und Hormonen. Sogar die Körpertemperatur wird beeinflusst. Wird dieses empfindliche Gleichgewicht durch ein Schlafdefizit gestört, beeinträchtigt das den Organismus. Mattheit und Müdigkeit sind die ersten spürbaren Folgen.

Fragile Schlafarchitektur

Schlafen und Wachen, Tief- und Leichtschlafphasen, REM-Traumphasen: Die sogenannte Schlafarchitektur folgt einem bestimmten Rhythmus. In jeder der Schlafphasen bewältigt der Körper unterschiedliche Aufgaben. Im Tiefschlaf zum Beispiel ist der Abbau von Eiweißstoffen gebremst. Mit diesen Eiweißstoffen, die auch als Proteine bezeichnet werden, können Schäden repariert werden, die durch schädliche Einwirkungen am Tage an den Zellen entstanden sind.

Alles, was die Schlafarchitektur stört, beeinträchtigt auch die Auf- und Abbauprozesse im Körper und ist daher dem physiologischen Ablauf nicht zuträglich. Störfaktoren können die Nachwirkungen von Alkohol, Nikotin, Coffein oder Drogen sein. Auch Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen oder psychische Belastungen erschweren einen erholsamen Schlaf. Schlafstörungen stellen dann ein ernstes Problem dar, wenn sie nicht nur vorübergehend sind, beispielsweise während einer akuten Belastungssituation. Dauern die Schwierigkeiten länger als vier Wochen an, sollten Patienten dies abklären lassen.

Bloß nicht ärgern über schlaflose Nächte

Viele Menschen mit Schlafstörungen leiden darunter, dass sie zwar einschlafen können, aber mitten in der Nacht aufwachen und partout nicht mehr in den Schlaf finden. Nachts aufwachen ist völlig normal, berichtet die Landesapothekerkammer Hessen. Wer innerhalb von drei Minuten wieder einschläft, vergisst in der Regel, dass er wach war und hat den Eindruck, durchgeschlafen zu haben. Problematisch wird es, wenn man wirklich viele Stunden wachliegt.

Grübeln, Probleme wälzen oder sich über das Wachliegen zu ärgern, erschweren dann das Einschlafen zusätzlich. In solchen Fällen hilft es oft, aufzustehen, sich abzulenken und dann wieder ins Bett zu gehen. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt das Schlafbedürfnis ab. Daher ist es gerade bei älteren Menschen häufig hilfreich, auf den Nachmittagsschlaf zu verzichten, um dann eine ungestörte Nachtruhe genießen zu können. In bestimmten Fällen können auch Arzneimittel Grund für die Schlafprobleme sein. Medikamente sollten aber auch dann nicht auf eigene Faust abgesetzt werden. Am besten äußern Patienten ihre Vermutung bei ihrem behandelnden Arzt oder ihrem Apotheker.

Sanft nachhelfen

Es gibt zahlreiche Methoden, um gut ein- und durchzuschlafen. Gut bewährt hat sich bei den Betroffenen ein gezielter Stressabbau durch moderate sportliche Betätigung, am besten in der ersten Hälfte des Tages. Ebenso beruhigen Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga oder Muskelentspannung. Manche Patienten können ihren Körper am besten herunterfahren, wenn sie vor dem Einschlafen gemütlich lesen. Auf Kaffee, Cola sowie Alkohol sollte in den Abendstunden verzichtet werden. Auch schweres und fettreiches Essen belastet.

Betroffene erhalten in den Apotheken Rat und Hilfe. In der Selbstmedikation finden Schlaflose zahlreiche frei verkäufliche Arzneimittel. Für leichte pflanzliche Unterstützung und Beruhigung sorgen Baldrianextrakt, Hopfen und Lavendelöl in Kapseln. Wichtig: Die Wirkung der pflanzlichen Präparate tritt immer zeitversetzt ein. So benötigt Baldrian bis zu 14 Tage, um seine Wirkung zu entfalten.

Handelt es sich um eine akute Ausnahmesituation, können kurzfristig chemische Stoffe wie H1-Antihistaminika eingesetzt werden, wenn diese sich mit anderen einzunehmenden Arzneimitteln vertragen. Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die Schlafstörung auf eine Grunderkrankung zurückzuführen ist oder durch ein Arzneimittel hervorgerufen sein könnte. Leiden Kinder unter Schlafstörungen, ist immer der Kinderarzt aufzusuchen. Quelle: Landesapothekerkammer Hessen

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