Reproduktionszahl | Infektion
RKI-APPELL: WEITER ACHTSAM BLEIBEN UND NEUE AUSBRÜCHE VERHINDERN
Seite 1/1 2 Minuten
Nach den Corona-Ausbrüchen unter anderem im Landkreis Gütersloh hat das Robert Koch-Institut (RKI) die Menschen in Deutschland zur Vorsicht aufgerufen. «Wir müssen weiterhin achtsam sein», sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Dienstag in Berlin. Das gelte für weitere Monate. Das Virus sei noch im Land. «Wenn wir ihm die Chance geben, sich auszubreiten, nimmt es sich diese Chance. Das sieht man an den derzeitigen Ausbruchsgeschehen.» Diese beträfen fleischverarbeitende Betriebe und Glaubensgemeinschaften und könnten über Kontakte leicht in die Bevölkerung übertragen werden.
Es gelte, weitere Ausbrüche mit solidarischem Verhalten zu verhindern, betonte Wieler: durch Einhalten von Mindestabständen, Hygieneregeln und durch Maskentragen an Orten, wo es geboten sei. «Ich denke nicht, dass die Lockerungen völlig folgenlos bleiben werden.» Wieler zeigte sich allerdings optimistisch, dass eine zweite Welle in Deutschland mit den bereits erprobten Werkzeugen verhindert werden kann: «Das liegt echt in unserer Hand.» Vor allem die lokalen Ausbrüche - insbesondere in den Landkreisen Gütersloh und Warendorf in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Magdeburg, Göttingen und Berlin-Neukölln - treiben nach RKI-Einschätzung die bundesweiten Zahlen in die Höhe.
Nachdem in den vergangenen Wochen im Mittel etwa 350 neue Fälle pro Tag ans RKI gemeldet worden seien, stiegen diese Zahlen seit Dienstag, 16. Juni, wieder etwas an, sagte Wieler. Laut Lagebericht vom 22. Juni etwa kamen knapp 540 Infektionen neu hinzu, am 23. Juni meldete das RKI 503 Neuinfektionen.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, die über die Dynamik des Ausbruchsgeschehens Auskunft gibt, habe lange Zeit stabil unter 1 gelegen, seit 21. Juni jedoch zwischen 2 und 3, so Wieler. Das bedeutet, dass ein Infizierter im Schnitt zwei bis drei weitere Menschen ansteckt. Angestrebt wird ein Wert unter 1, um die Pandemie zu bremsen. Das sogenannte Sieben-Tage-R lag am 22. Juni bei bei 1,83. Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen und unterliegt weniger tagesaktuellen Schwankungen.
In Nordrhein-Westfalen sind bisher mehr als 1550 Infektionen bei Beschäftigten des Fleischverarbeiters Tönnies bekannt - die dortigen Behörden kündigten zunächst für eine Woche massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Kreis Gütersloh an. In anderen Städten wurden zunächst Wohnblöcke unter Quarantäne gestellt, in Berlin-Neukölln zum Beispiel sollen sich Menschen im Zusammenhang mit Gottesdiensten angesteckt haben. Dort sind knapp 100 Fälle bestätigt.
Quelle: dpa