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Heilpflanzen

RINGELBLUME – BLÜTEN FÜR DIE WUNDHEILUNG

Die Ringelblume ist seit alters her ein bekanntes Wundheilmittel und wird noch heute wegen ihrer antiphlogistischen und granulationsfördernden Effekte häufig topisch eingesetzt.

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Ringelblume, Mariengold, Sonnenwirbel – Calendula officinalis L. trägt viele Namen. In ihnen spiegelt sich nicht nur die leuchtend orangegelbe Farbe und sonnige Ausstrahlung der Calendula wieder. Die ringförmig eingerollten, kahnförmigen Früchte haben der Pflanze den gebräuchlichsten deutschen Namen Ringelblume eingebracht. Auf die außergewöhnlich lange Blühdauer von Juni bis Oktober nimmt der Gattungsname Calendula Bezug. Er soll sich von „Calendae”, der lateinischen Bezeichnung für den ersten Tag eines jeden Monats, ableiten.

Anspruchsloser Blühkünstler Die Ringelblume gedeiht auf allen Böden und breitet sich in ganz Europa schnell aus. So sieht man sie verwildert auf Schuttstellen, Äckern und an Wegrändern, auch in vielen Gärten blüht sie unermüdlich. Für ihre Verwendung als Heilpflanze wird Calendula officinalis L. hauptsächlich in den Mittelmeerländern, auf dem Balkan und in Osteuropa kultiviert.

Das einjährige Korbblütengewächs wird bis zu 50 Zentimeter hoch. An einem wenig verästelten, fein behaarten Stängel sitzen wechselständig ganzrandige lanzettförmige Blätter. Die Blütenkörbchen sind mit einem Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern vergleichsweise groß und setzten sich aus orangefarbenen Zungen- und wenigen Röhrenblüten zusammen. Bei gefüllten Formen liegen mehrere Kreise von Zungenblüten am Blütenstandboden vor.

Offizinell im Europäischen Arzneibuch Die Blüten kommen arzneilich zur Anwendung, wobei das Europäische Arzneibuch die gefüllte Varietät von Calendula officinalis L. fordert, da sie reich an Zungenblüten und damit an Inhaltsstoffen ist. Nach der Ernte der völlig aufgeblühten Blütenköpfe werden die Zungenblüten vom Blütenstandboden abgezupft, sodass die Droge überwiegend aus Zungenund nur noch aus wenigen Röhrenblüten besteht.

Historische Nutzung Mit den Blütenblättern färbte man früher Butter, verschönerte Räucherpulver und verfälschte Safran. Beliebt war die Verwendung der Ringelblume zudem für Wetterprognosen, da sie ihre orangefarbenen Blüten bei Regen zusammenfaltet.

Bekannt war Calendula aber auch schon früh als Heilpflanze. Seit dem 12. Jahrhundert gehörte sie in jeden Klostergarten. Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) schätzte die Wirkung der Ringula oder Ringella, wie sie die Calendula nannte, bei Darmstörungen, Insektenstichen oder Hautunreinheiten. Der Kräutergelehrte Albertus Magnus (1193 bis 1280) erwähnte ihre Wirkung gegen den Biss giftiger Tiere sowie bei Milz- und Leberverstopfung.

Lokales Wundheilmittel Während in der Vergangenheit die innerliche Anwendung (z. B. bei Magen-Darm-Störungen, Leberschwäche, Gallen- oder Zyklusbeschwerden) gebräuchlich war, gilt diese heute aufgrund fehlender wissenschaftlicher Belege als weitgehend obsolet. Inzwischen hat sich der äußerliche Gebrauch durchgesetzt. Untersuchungen haben eine gute Wirksamkeit bei Wunden, leichten Verbrennungen und Entzündungen der Haut gezeigt. Aufgrund dieser nachgewiesenen positiven Studienergebnisse haben die Kommission E und die ESCOP entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie Wunden, auch mit schlechter Heilungstendenz, einschließlich eines Ulcus cruris, als Anwendungsgebiete in ihren Monografien aufgenommen. Die Expertenkomitees empfehlen zur Wundtherapie die topische Applikation der Ringelblume in Form von Aufgüssen, Tinkturen und Salben.

ALLERGIERISIKO
Als Korbblütengewächs steht die Ringelblume im Verdacht Allergien auszulösen. Durch das Fehlen von Sesquiterpenlactonen sind Kontaktallergien im Vergleich zu anderen Korbblütlern aber seltener und für die auftretenden Hautreaktionen scheinen andere Inhaltsstoffe verantwortlich zu sein.

Auf der Suche nach dem Wirkmechanismus Die wundheilenden Effekte sind auf eine antiphlogistische und granulationsfördernde Wirkungsweise zurückführen. Die dafür verantwortlichen Inhaltsstoffe, ihre Wirkprinzipien und ihr Zusammenspiel sind allerdings bislang unzureichend geklärt. Man vermutet, dass die wirksamkeitsbestimmenden Substanzen vorwiegend in lipophilen Extrakten vorkommen.

Für die entzündungshemmende Aktivität werden Triterpendiole, insbesondere Faradiolmonoester, verantwortlich gemacht. Carotinoide und ihre Abbauprodukte sollen die Bildung von Granulationsgewebe fördern, da sie chemisch dem granulationsfördernden Vitamin A ähneln. Eindeutige Belege fehlen allerdings. Außerdem wurden für verschiedene Ringelblumenextrakte antibakterielle, antimykotische, antivirale, immunstimulierende, antitumorale, choleretische und cholesterinsenkende Eigenschaften aufgezeigt. Hier scheinen das ätherische Öl, Flavonoide, Polysaccharidfraktionen und Saponine eine Rolle zu spielen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/12 ab Seite 32.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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