© Aamon / fotolia.com

Homöopathie

PULSATILLA PRATENSIS

Werden die essenziellen Eigenschaften des Arzneimittels betrachtet, wird leicht verständlich, warum Pulsatilla bei vielen unterschiedlichen Indikationen eine große Rolle in der homöopathischen Beratung spielt.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Pulsatilla ist eine zarte Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Der Name geht auf den lateinischen Begriff pulsare zurück. Er weist auf die glockenförmige, dunkelviolette Blüte der Pflanze hin, auf ihre Ähnlichkeit mit einer Kuhglocke („Kuhschelle“, in der Verkleinerung „Küchenschelle“).

Grundzüge Die vielen körperlichen und seelischen Zeichen und Symptome, die eine homöopathische Arznei charakterisieren, lassen sich meist gut zu einem typischen „Muster” gruppieren.

► Verlassenheit und Einsamkeit. Dies ist häufig eine existentielle Empfindung, die tief im Unbewussten gespürt wird und das Handeln bestimmt. Es können sich etliche Ängste (Dunkelheit, Alleinsein u. a.) manifestieren.

► Verlangen nach Trost. Der Wunsch nach Zuwendung, den wohl jeder Mensch in verschiedener Ausprägung empfindet, wird zum zentralen Bedürfnis. Homöopathisch betrachtet führt dies zu den bekannten Modalitäten der Arznei: Besserung durch Nähe, Berührung und Liebkosung.

► Stauung. Die venöse Stauung führt zum Völlegefühl in der erkrankten Region (z. B. bei Schnupfen, Sinusitis, Varizen) oder der ganze Organismus reagiert derart. Erschlaffung und Trägheit sind die Folge. Diese physiologische Reaktion lässt viele der bekannten körperlichen Symptome und Modalitäten des Arzneimittels verstehen (s. u.). Die Tendenz zur Stauung und Schwellung können sich in der Schwangerschaft deutlich verstärken – kein Wunder, dass Pulsatilla in dieser Zeit oft angezeigt ist.

► Besserung durch Absonderung. Schleimige, reichliche auftretende, meist gelb-grüne Sekrete in verschiedenen Organbereichen (s. u.) sind charakteristisch. Sie werden in der Literatur auch als „rahmig” beschrieben. Können sie ungehindert fließen, bessert sich das Befinden. Weinen (könnte auch als „Absonderung” aufgefasst werden) tut der Stimmung gut.

Charakteristische Symptome
Auslöser: Kälte/Nässe an den Füßen; fette und schwere Speisen.
Charakteristische Beschwerden: Völlegefühl, mäßig starkes Pulsieren (venös); Hitzegefühl; Absonderung gelb-(grün), schleimig, reichlich (z. B. Augen, Nase, Auswurf); weinerliche Stimmung; schnell veränderliche Stimmung, wechselhafte Beschwerden.
Besserung durch: frische Luft, im Freien, in Bewegung, Trost und Zuwendung.
Verschlechterung durch: Hitze, überheizte und stickige Räume, im Liegen, fette und schwere Speisen.

Anwendung Bei etlichen akuten Erkrankungen im HNO-Bereich erwarten wir insbesondere die typische Absonderung, eine Verbesserung durch frische Luft und Bewegung sowie, auch bei akuten Erkrankungen, die Ausbildung der typischen Stimmung. In der Schwangerschaft ist die Arznei ebenfalls häufig angezeigt (z. B. bei Venenbeschwerden, Harnwegsinfekt, Ausfluss). Pulsatilla hat sich gut bewährt, um ein in Steißlage liegendes Kind rechtzeitig vor der Geburt zu drehen!

Bei akuter Dyspepsie, Übelkeit, Sodbrennen, Schmerzen und Durchfall sind mögliche Beschwerden, führt der Auslöser zur Arznei. Bei akuten Gelenkbeschwerden mit Völle- und Hitzegefühl, Verbesserung durch sanfte Bewegung und kalte Anwendungen (oder zumindest durch Entblößen des Gelenkes) kann Pulsatilla trotz radiologischer Veränderung den Konsum von Antiphlogistika überflüssig machen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/12 auf Seite 48.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/ Homoöpathie

×