Männer erkranken viel häufiger an Leberkrebs als Frauen. Dem liegt ein bestimmtes Hormon zugrunde, das sich in Fettzellen von Frauen in höherem Maße anreichert: Adiponektin. © wildpixel / iStock / Getty Images Plus

Forschungsergebnis | Adiponektin

PEPTIDHORMON IM FETTGEWEBE SCHÜTZT VOR LEBERKREBS

Warum erkranken Männer häufiger an Leberkrebs als Frauen? Die Antwort liegt im Fettgewebe, das damit endlich einmal für etwas Gutes bei den Damen steht: Das darin enthaltene Hormon Adiponektin scheint bestimmte Antikrebsproteine zu aktivieren.

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Schon länger ist bekannt, dass Männer deutlich häufiger an Leberzellkrebs erkranken als Frauen. Das hepazelluläre Karzinom (HCC) zählt zu den vier häufigsten krebsbedingten Todesursachen – es trifft nicht nur mehr Männer als Frauen, sondern auch öfter dicke als dünne Menschen. Der Botenstoff Adiponektin, ein Peptidhormon, wird in den Fettzellen gebildet und kontrolliert bestimmte Stoffwechselvorgänge. Der Spiegel ist bei Frauen höher als bei Männern – und, scheinbar widersinnig, bei Übergewichtigen niedriger als bei normalgewichtigen desselben Geschlechtes.

Forscher haben nun das Adiponektin genauer unter die Lupe genommen. Dazu nahmen sie Mäuse zu Hilfe, denn auch bei den Mäusemännern ist die Todesrate durch Leberkrebs deutlich höher als bei den Mäusedamen. Im Experiment veränderte das Team die Versuchstiere mithilfe gentechnischer Methoden so, dass ihre Zellen kein Adiponektin mehr produzieren konnten. Es zeigte sich, dass ohne das Hormon Weibchen genauso häufig erkrankten wie Männchen, es gab keinen geschlechtsspezifischen Unterschied mehr. Doch wie beeinflusste das Adiponektin das Krebsrisiko nun genau?

Anscheinend aktiviert das Peptidhormon zwei Proteine in Leberzellen. Die als p38 und AMPK bekannte Enzyme blockieren die Zellproliferation und beeinträchtigen das Tumorwachstum. Warum aber produzieren Männer weniger von diesem offenbar vor Krebs schützenden Hormon als Frauen? Weitere Untersuchungen ergaben, dass das männliche Sexualhormon Testosteron dafür verantwortlich ist. Denn es aktiviert das Protein JNK1 in Fettzellen und hemmt dadurch die Adiponektin-Produktion.
„Wir haben damit mit ein Zusammenspiel zwischen Sexualhormonen, Fettgewebe und Leber aufgedeckt, das die Geschlechtsunterschiede beim Leberzellkarzinom erklären könnte“, stellt Guadalupe Sabio vom spanischen Zentrum für kardiovaskuläre Forschung (CNIC) in Madrid fest. Möglicherweise eröffnen sich damit neuen Möglichkeiten für künftige Therapien. Zum einen ist das der Behandlungsansatz mit Adiponektin selbst. Zum anderen wäre auch die Gabe des Diabetesmittels Metformin geeignet – denn dieser Wirkstoff wirkt auf dieselben Antikrebsproteine wie Adiponektin.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: www.wissenschaft.de

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