Bei dem neuen Wirkstoff gegen Diabetes Typ-2 handelt es sich um ein künstliches Protein. © scyther5 / iStock / Getty Images Plus

Diabetes | Forschung

NEUER WIRKSTOFF ENTWICKELT

Gute Nachrichten aus der Diabetes-Forschung: Eine Forschergruppe, unter der sich auch der Deutsche Prof. Dr. Christoph Garbers vom Institut für Pathologie der Magdeburger Universitätsmedizin befindet, hat einen neuen Wirkstoff gegen Diabetes Typ-2 entwickelt.

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Aber was kann der neue Wirkstoff? Es handelt sich hierbei um ein künstliches Protein, das sich aus den beiden im Körper vorkommenden Proteinen Interleukin-6 und CNTF zusammensetzt und deren positiven Eigenschaften vereint. Dass CNTF eine appetitzügelnde Funktion aufweist, war zwar bereits bekannt. Allerdings wurde es vom Immunsystem der Behandelten immer relativ schnell inaktiviert und konnte dadurch nicht langfristig für eine Therapie eingesetzt werden. Jetzt, in Kombination mit Interleukin-6, das nicht inaktiviert wird, ist es den Forschern gelungen, einen Wirkstoff zu entwickeln, der möglicherweise langfristig in der Therapie eingesetzt werden könnte. Das neue Protein wurde am Computer von den Wissenschaftlern entwickelt, wodurch sie in der Lage waren, herauszufinden, in welchen Teilstücken sich die wichtigen Eigenschaften befanden.

„Unser Protein kann all das, was man sich von einem Diabetes-Wirkstoff wünscht“, erklärt Prof. Garbers, der seit 2018 Professor für Experimentelle Pathologie an der Magdeburger Universität ist. „Er senkt den Glucosespiegel und wirkt so, dass man ausschließlich Fett, aber keine Muskelmasse abnimmt. Da es einen anderen Ansatz verfolgt als alle bisherigen Wirkstoffe, könnte es einmal Patienten helfen, bei denen andere Therapien nicht anschlagen.“ Der Australier Mark Febbraio, Leiter der internationalen Forschergruppe hat nun eine Firma gegründet mit dem Ziel, den Wirkstoff eines Tages als Medikament auf den Markt zu bringen. In einem nächsten Schritt stehen umfassende klinische Studien an.

Neben Prof. Garbers befanden sich noch zwei weitere Deutsche aus Kiel in dem Forscherteam. Ihre Hauptaufgabe bestand daran festzustellen, ob das künstliche Protein in dieser Form überhaupt funktioniert. Würde man nur einen winzigen Teil des Eiweißmoleküls verändern, könnte es seine biologische Wirkung verlieren. Um herauszufinden, welche Wirkung das Protein hat, überprüften die drei Forscher, ob sich Zellen, die mit dem Protein aktiviert wurden, teilen.

Die Forschung von Prof. Garbers zu Proteinen ist Teil des Magdeburger Gesundheitscampus Immunologie, Infektiologie, Inflammation (GC-I³), der unter dem Motto „Entzündungen verstehen – Volkskrankheiten heilen“ steht. Dort beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität sowie Ärztinnen und Ärzte der Universitätsmedizin und regionale Kooperationspartner mit Entzündungen, die maßgeblich an weit verbreiteten Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Demenz beteiligt sind.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft



Originalpublikation
https://doi.org/10.1038/s41586-019-1601-9

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