Der mögliche neue Impfstoff mit dem vorläufigen Namen Ad26.Mos.HIV soll in einer sogenannten Mosaik-Impfung einen breiten Schutz bieten. © jarun011 / iStock / Getty Images Plus

HIV | Studie

NEUER WIRKSAMER HIV-IMPFSTOFF IN SICHT

Er trägt den vorläufigen Namen Ad26.Mos.HIV und gilt als neuer Hoffnungsschimmer in der HIV-Forschung. Der Impfstoffkandidat wurde an rund 400 gesunden Probanden innerhalb einer Studie gut vertragen und löste robuste Immunreaktionen aus. Wie geht’s nun weiter?

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Der mögliche neue Impfstoff soll in einer sogenannten Mosaik-Impfung, bei der Antigene verschiedener HIV-Stämme kombiniert werden, einen breiten Schutz bieten. Die bisherigen HIV-1-Impfstoffkandidaten wiesen lediglich einen eingeschränkten Infektionsschutz für bestimmte HIV-Varianten auf, der zudem regional beschränkt war. Aktuell wurden von allen durchgeführten experimentellen Vakzinen lediglich vier am Menschen untersucht. Hier zeigte lediglich ein Prime-Boost-Ansatz mit zwei kombinierten Impfstoffen eine mäßige und vorübergehende Wirksamkeit.

Der Prime-Boost-Ansatz wurde auch beim neuen Impfstoffkandidat angewendet. Die Vakzine beinhaltet Antigene der HIV-Proteine Env, Gag und Pol, die wiederum in ein Erkältungsvirus, das Adenovirus (Ad26), als Vektor eingebaut sind. Ad26.Mos.HIV mit einer Protein-basierten Vakzine, die ein Protein der HI-Virushülle enthält (Clade Cgp 140) wurde mit Aluminiumphosphat als Adjuvanz kombiniert.

Insgesamt 393 HIV-1-negative Probanden mit einem niedrigen HIV-Infektionsrisiko wurden für diese randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte APPROACH-Studie untersucht. Dabei fanden die Untersuchungen und Impfungen in zwölf verschiedenen Kliniken in Thailand, Ost- und Südafrika sowie in den USA statt. Jeder der 393 Probanden erhielt eine von sieben Vakzin-Kombinationen oder Placebo. Zudem wurden über einen Zeitraum von 48 Wochen jedem Probanden vier intramuskuläre Injektionen gespritzt. In den Wochen null und zwölf erhielten die Teilnehmer zur Stimulierung der Immunantwort den Mosaik-Impfstoff. In der Folge wurden in Woche 24 und 48 zur Boosterung verschiedene Kombinationen des Mosaik-Impfstoffs oder eines attenuierten Pockenimpfstoffs mit oder ohne den Protein-Impfstoff in verschiedenen Dosierungen gegeben.

Außer in der Placebo-Gruppe konnte bei allen anderen eine Immunantwort auf das HI-Virus erzeugt werden. Schwerwiegende Komplikationen traten nicht auf. In der Regel traten moderate Symptome auf. Bei fünf Teilnehmern traten Nebenwirkungen vom Grad 3 wie Bauch- und Rückenschmerzen oder Durchfall auf. Gravierende Nebenwirkungen oder sogar Todesfälle kamen nicht vor. Aber ist der Impfstoff nun zuverlässig? Eine eindeutige Erkenntnis ließe sich noch nicht feststellen erklärt der Studienleiter Dr. Dan Barouch, Medizinprofessor aus Harvard und Direktor des Center for Virology and Vaccine Research am Beth Israel Deaconess Medical Center. Daher wurde bereits 2017 eine weitere Studie ins Leben gerufen. Die Phase-IIb-Studie mit dem Namen IMBOKODO, die Ende letzten Jahres im südlichen Afrika gestartet ist, soll 2600 Frauen untersuchen, die ein hohes Risiko für eine HIV-Infektion aufweisen. Die Probanden sollen den Ad26-Impfstoff in Kombination mit dem Protein-Wirkstoff injiziert bekommen. Erste Ergebnisse sollen laut den Forschern etwa in vier Jahren vorliegen.

In Tierversuchen mit 72 Rhesusaffen konnte bereits ein Impfschutz erreicht werden. Zunächst wurden die Tiere mit einem der oben genannten Regimen mit Ad26.Mos.HIV geimpft. Im Anschluss wurde ihnen dann rektal das mit dem HIV-verwandten Simian-Human-Immunodeficiency Virus (SHIV) injiziert. Die Ergebnisse zeigen, dass zwei Drittel der Affen aufgrund der vorherigen Impfung geschützt waren. Mittels der parallel durchgeführten Studie sollte auch das optimale Vakzin-Regime gefunden werden. Aktuell ist es so, dass sich die Ergebnisse präklinischer Studien, zu denen auch Tierversuche gehören, bei HIV-Vakzinen meist nicht auf die klinischen Tests am Menschen übertragen lassen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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