Die Spinnentiere warten meist auf Grashalmen oder in niedrigem Gebüsch auf einen potenziellen Wirt. Sie werden abgestreift, krabbeln an eine geeignete Stelle (z.B. Kniekehle) und saugen sich mit ihrem Stechrüssel fest. Eine weibliche Zecke kann vollgesogen bis zu 3 cm groß werden. © Jaromír Chalabala / 123rf.com

Zecken | Viruserkrankungen

NEUE ZECKENART IN SÜDDEUTSCHLAND ENTDECKT

Bei der Untersuchung bekannter FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)-Gebiete in Süddeutschland, fanden wissenschaftliche Mitarbeiter der Bundeswehr eine in Deutschland neu beheimatete Zeckenart (Ixodes inopinatus), die in dieser Form bisher nur im Mittelmeerraum beschrieben wurde.

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Die Forschergruppe des Münchner Privatdozenten Dr. Gerhard Dobler am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr beschäftigt sich mit Zoonose mit dem Schwerpunkt der Ausbreitung des FSME-Virus in Deutschland und Mitteleuropa. Zoonose ist der Fachbegriff für alle Infektionskrankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Für die Übertragung des FSME-Virus macht man schon länger die Zecke verantwortlich. Eine FSME-Erkrankung verläuft meist unter grippeähnlichen Symptomen mit Fieber und bei einem Teil der Betroffenen auch mit einer Entzündung der Hirnhäute und teilweise schweren Verlaufsformen. Es existiert keine ursächliche Therapie, allerdings kann man sich gegen die Virus-Erkrankung impfen lassen. Das vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung unterstützte Projekt soll dazu beitragen, Kontroll-Maßnahmen gemeinsam mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst zu optimieren und Risikogebiete besser eingrenzen zu können.

Bei der grafischen Auswertung dieser Risikogebiete fiel den Forschern auf, dass sie sich mit den bekannten Vogelzug-Linien decken. Um den Ausbreitungsmechanismus besser verstehen zu können, wird also zusätzlich untersucht, ob der Virus durch von Vögeln verschleppte Zecken oder durch selbst infizierte Vögel verbreitet wird. Dazu sammelt das Team auch immer wieder Zecken an bekannten Vogelrastplätzen ein, um sie zu bestimmen und auf das Virus zu untersuchen. Dabei entdeckten sie eine stabile Bevölkerung der bisher nur im Mittelmeer-Raum beschriebenen Art Ixodes inopinatus. Nun konzentrieren sie sich auf die Untersuchung möglicher Infektionskrankheiten, die durch diese Art übertragen werden könnten und inwieweit sie für die Verbreitung des FSME-Virus in dieser Gegend mitverantwortlich sind.

Im Hinblick auf die zunehmende ganzjährige Aktivität der Holzböcke und der demnach dauerhaft präsenten Möglichkeit der Infektion mit dem FSME-Virus gewinnt die Erforschung der Zeckenfauna und die Bedeutung der Verschleppung von Zecken aus anderen Ländern nach Deutschland zunehmend an Bedeutung. Denn Zecken sterben nicht, wie oft gesagt wird, im Winter durch die Kälte. Dafür bräuchte es mehrere Tage lang unter minus 20 Grad Celsius. Unter Laub- oder Schneedecke, aber auch in Nestern von Vögeln oder Maulwürfen können die Spinnentiere problemlos den Winter überleben.

Farina Haase, Volontärin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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