Gehirn/Hyperaktivität

NEUE UNTERSUCHUNGEN ZU ADHS

Gestörte Signalwege und Aktivitätsmuster im Gehirn sind offenbar die Gründe für Aufmerksamkeitsstörungen bei ADHS.

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Hinweise darauf ergeben die Ergebnisse einer US-Studie mit 36 Kindern, bei der Radiologen funktionelle MRT nutzten. Ein weiterer Schritt in Richtung verlässliche ADHS-Diagnose, glauben die Wissenschaftler. Bislang sind vor allem Verhaltensauffälligkeiten Grundlage der Diagnose Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Störung . 

Radiologen um Dr. Xiaobo Li vom Albert Einstein College of Medicine in New York. machten sich auf die Suche nach einem verlässlichen Biomarker für ADHS, den man mit bildgebenden Verfahren nachweisen kann. Sie untersuchten Aktivitätsmuster in speziellen Hirnregionen - und zwar mittels der funktionellen Magnetresonanz-Tomografie (fMRT). DIe Forscher scannten die Gehirne von Kindern, während diese einen Aufmerksamkeitstest machten.

Es gab zwei Gruppen: 18 Kinder mit der Diagnose ADHS sowie 18 normal entwickelte Kinder als Kontrollgruppe. Die Kinder mit ADHS hatten zum Zeitpunkt der Studie keine medikamentöse Therapie. So lief die Untersuchung ab: Jedes Kind lag im Tomografen, hatte eine Computermaus in der Hand und wusste, dass es ein kleines Computerspiel machen sollte. Jetzt starteten die Hirnscans.

Aus den Scans wurde für jedes Kind eine Hirnaktivitätskarte erstellt, auf der erkennbar war, welche Hirnareale während der Aufgabe aktiv waren. Dann wurden die Aktivitätskarten der beiden Gruppen miteinander verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Aktivitätsmuster in bestimmten Hirnarealen bei Kindern mit ADHS im Vergleich zu den Kindern der Kontrollgruppe deutlich unterschiedlich waren. Kinder mit ADHS hatten beim Aufmerksamkeitstest verminderte Hirnaktivitäten in Arealen, die für visuelle Verarbeitung und Gedächtnis eine Rolle spielen. Außerdem war auch die Verbindungsaktivität, zwischen den Hirnhälften gestört.

Li, die die Studienergebnisse auf einer Pressekonferenz beim Radiologenkongress in Chicago vorstellte, wies darauf hin, dass sich ADHS-Forscher in den vergangenen zehn Jahren vor allem auf die Symptomkomplexe Impulsivität und Hyperaktivität konzentriert hätten. "Doch Aufmerksamkeitsstörungen sind ebenfalls eine wichtige Hauptkomponente bei ADHS."

Li betonte, dass es sich bei ADHS um eine Hirnfunktionsstörung handele: "Kinder mit ADHS nutzen zum Teil andere Signalwege im Gehirn, um visuelle Informationen zu speichern und zu verarbeiten. Das kann auf eine Störung der üblichen Signalwege in der weißen Hirnsubstanz hinweisen." Noch müssten diese ersten Ergebnisse der Studie weiter validiert werden, betonte Li. Doch sieht sie zukünftig die Möglichkeit für eine verlässliche ADHS-Diagnostik mithilfe von fMRT. Der Nachweis von solchen Hirnstörungen könne außerdem die Möglichkeit für Therapien, etwa spezielle Hirntrainings, ermöglichen.

Bislang gibt es keinen Einzeltest, mit dem ADHS zuverlässig diagnostiziert werden könnte. Grund sind die verschiedenen Symptommuster und -stärken. Das führt immer wieder dazu, dass Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten vorschnell die Diagnose ADHS verpasst bekommen. Und andererseits ADHS nicht erkannt wird. Nach Schätzungen haben in Deutschland vier bis sechs Prozent der sechs- bis 18-jährigen Kinder ADHS. Mehr als die Hälfte der Betroffenen hat Symptome auch noch im Erwachsenenalter. Quelle: aerztezeitung.de

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