Neue Therapie | Distickstoffmonoxid
LACHGAS SCHEINT GEGEN SCHWERE DEPRESSIONEN ZU WIRKEN
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Depressionen sind eine heimtückische Krankheit. Der pathologische Gemütszustand liegt wie ein grauer Schleier über dem Leben und bringt Niedergeschlagenheit, Antriebs-und Interesselosigkeit mit sich. Manchmal hegen Menschen mit der schwersten Form, der Major Depression, dann Selbstmordabsichten.
Eine Behandlung mit Antidepressiva ist in solchen Fällen wenig hilfreich, denn diese wirken erst zwei Wochen nach Beginn der Behandlung. Bei manchen Patienten schlagen sie auch gar nicht an. Oder die Arzneimittel steigern erst den Antrieb, heben die Stimmung aber noch nicht, was die Suizidrate sogar erhöht.
Linderung der Symptome bereits nach kurzer Zeit
Lachgas (Distickstoffmonoxid) hat eine lange Tradition als Narkosemittel und ist auch für seine stimmungsaufhellende Wirkung bekannt. Bereits in einer früheren Studie haben Forscher um Peter Nagele von der University of Chicago das Potenzial des Gases gegen Depressionen aufgezeigt. In einer Mischung, die 50 Prozent Lachgas enthält, wurden die Symptome einer schweren Depression im Laufe von 24 Stunden gelindert. Lachgas wirkt im Gegensatz zu Standard-Antidepressiva auf die N-Methyl-D-Aspartat-(NMDA-)Glutamat-Rezeptoren im Gehirn und kann deshalb Symptome schon innerhalb von Stunden verbessern.
Durch die recht hohe Dosierung von Lachgas gab es allerdings in der Vergangenheit bereits Probleme: Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen traten auf. „Bei der aktuellen Studie wollten wir nun ausloten, ob eine niedrigere Dosis von Lachgas im Vergleich zur zuvor getesteten genauso wirksam ist und außerdem, wie lange die antidepressive Wirkung der Behandlung anhält“, sagt Nagele.
Die Studie
Studienteilnehmer waren 24 Menschen, die an einer schwereren Depression leiden und die bisher durch Antidepressiva keine Linderung ihrer Symptome erreichen konnten. Jeder Proband erhielt drei Behandlungen im Abstand von einem Monat: In der ersten Sitzung atmeten die Betroffenen eine Stunde lang ein Gemisch ein, dass aus halb Lachgas, halb Sauerstoff bestand. Beim zweiten Mal enthielt diese Mischung nur 25 Prozent Distickstoffmonoxid. Und in der dritten Sitzung wurden die Teilnehmer sozusagen ihr eigener Placebo-Kandidat: Sie bekamen nur Sauerstoff. „Es kann sehr sinnvoll sein, eine Person mit sich selbst zu vergleichen“, so Nagele. „Auf diese Weise sind auch bei einem kleineren Studienumfang bereits Rückschlüsse auf die Wirksamkeit möglich.“
Aus der Untersuchung ging hervor: Sowohl die 50:50-Mischung mit Sauerstoff als auch die 25-prozentige Lachgas-Behandlung führten bei 17 der Studienteilnehmer zu einer deutlichen Verbesserung des Gemütszustandes. Dieser hielt mindestens zwei Wochen lang an. Im Detail zeigte sich sogar, dass die depressiven Symptome sich bei einem Großteil der Probanden signifikant verbesserten. Bei vielen kam es sogar zu einer Remission – sie wurden nach der Behandlung nicht mehr als klinisch depressiv eingestuft, berichteten die Forscher.
Weitere Studie geplant
Punkten konnte dabei die niedrige Dosis: „In unserer Studie traten Übelkeitsgefühle nur bei der 50-prozentigen Behandlung auf. Bei der 25-prozentigen Mischung kam es hingegen nicht zu dieser Nebenwirkung. Die niedrigere Dosis war bei der Linderung der Depressionssymptome aber genauso wirksam wie die höhere Dosis“, berichten die Forscher. Und sie ergänzen: „Die Patienten werden auch nicht high oder euphorisch, sondern schlafen oft ein.“
Und man stellt letzten Endes fest: „Die Tatsache, dass wir bei vielen dieser Patienten in der Studie schnelle Verbesserungen sahen, legt nahe, dass Lachgas Menschen mit wirklich schweren, resistenten Depressionen helfen könnte.“ Die Forscher streben eine weitere, umfangreichere klinische Studie an, in der sie an vielen Probanden untersuchen, wie wirksam und sicher Lachgas Depressionen behandelt.
Quelle: www.wissenschaft.de