Dieser Lungenkrebszelle soll künftig leichter beizukommen sein: Forscher haben eine neue Kombinationstherapie gegen das kleinzellige Lungenkarzinom entwickelt. © arinarici / iStock / Getty Images Plus

Wirkprinzipien | Kombination

NEUE HOFFNUNG IM KAMPF GEGEN DAS NICHT KLEINZELLIGE LUNGENKARZINOM

Bisher war die Prognose für Lungekrebspatienten mit Lebermetastasen eher schlecht. Eine neue Wirkstoffkombination bietet jedoch Anlass zu vorsichtiger Hoffnung.

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Die Wirkstoffnamen klingen kompliziert, die Wirkmechanismen ebenfalls, doch letztlich läuft es auf eine Kombination bestimmter Immun- und Chemotherapien hinaus. Medizinisch klingt das so: Bislang erfolgte die Behandlung des kleinzelligen Lungenkarzinoms mit dem PD-L1-Inhibitor Atezolimab (Handelsname Tecentriq®) als Monotherapie. Die jetzt erteilte Zulassung des Checkpoint-Inhibitors mit Bevacizumab plus Carboplatin und Paclitaxel erweitert diese, indem die Methode erstmals die Krebsimmuntherapie mit der Angiogenesehemmung und der Chemotherapie kombiniert. „Das Zusammenspiel der verschiedenen Wirkprinzipien bringt dem Patienten Überlebensvorteile“, resümiert dazu Professor Dr. Martin Reck von der Lungenklinik Großhansdorf.

Durch die Vierfachkombi Atezolimab – Bevacizumab – Carboplatin – Paclitaxcel verlängert sich die durchschnittliche Lebenszeit von 14,7 auf 19,2 Monate, was eine Studie mit mehr als 1200 Patienten ergab. Reck betont hierzu, dass mehr als die Hälfte der Patienten (56 Prozent) auf die Kombination ansprach.

Es profitierten vor allem Patienten mit Lebermetastasen von der Kombinationstherapie mit einer Reduktion des Sterberisikos von 46 Prozent. „Diese Daten sind erfreulich, da Patienten mit Lebermetastasen zu den Hochrisikopatienten gehören, die die schlechteste Prognose haben“, sagte Reck. Bislang lebt nur etwa jeder fünfte Patient mit einem Adenokarzinom der Lunge und Lebermetastasen länger als ein Jahr. Dabei lässt sich der Erfolg der Viererkombination so erklären: Bevacizumab fördert als VEGF-Hemmer durch die Normalisierung der Vaskularisierung die Infiltration des Tumors mit Immunzellen und beeinflusst das Tumor-Mikromilieu. Parallel dazu unterstützt Atezolizumab die T-Zell-Aktivierung und damit die Immunantwort gegen den Tumor. Die Chemo wiederum fördert die Freigabe von Tumorantigenen und intensiviert die Immunantwort. Da es die Zeit bis zum Fortschreiten des Tumors erwiesenermaßen verlängert, erhielt die neue Kombination jetzt die Zulassung zur Erstlinienbehandlung des kleinzelligen Lungenkarzinoms.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung  

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